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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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des Kreises aus rotem Feuerschein stehend und in die Dunkelheit blickend, nahm er die blutbefleckte Lanzette und die klebrige Schale aus der Tasche, um einen weiteren Versuch zu machen.
    Ehe er aber noch einmal die erschöpfte Ader in seinem Arm anschneiden konnte, erklang hinter ihm eine Stimme wie der Strich eines Geigenbogens über eine ersticke E-Saite. »Ich sehe Schuhe.«
    In der unmenschlichen Stimme schwang eine fröhliche Wildheit.
    »Ich auch«, erwiderte eine andere, gleichartige.
    Romany hauchte einen dankbaren Seufzer zu toten Göttern, dann nahm er die Kräfte für den immer wieder beängstigenden Anblick der Yags zusammen, und wandte sich zu den Elementargeistern um.
    Die erwachten Feuersäulen hatten ungefähr menschliche Umrisse angenommen, so daß sie auf den ersten Blick brennenden Riesen glichen, die mit den Händen über den Köpfen winkten.
    »Die Schuhe sind uns zugekehrt«, ertönte eine weitere Stimme aus dem Knattern der Flammen. »Ich glaube, sie müssen unserem undeutlichen Beschwörer gehören.«
    Romany befeuchtete die Lippen. Wie immer verdroß ihn, daß die Elementargeister ihn nicht sehen konnten. »Diese Schuhe gehören in der Tat eurem Beschwörer«, sagte er streng.
    »Ich höre einen Hund bellen«, sang einer der Feuerriesen.
    »So, einen Hund?«, sagte Romany, der nun zornig wurde. »Gut, schön. Ein Hund könnte euch nicht das ausgezeichnete Spielzeug enthüllen, das unter der Plane hier ist, nicht wahr?«
    »Du hast ein Spielzeug? Was tut es?«
    »Wozu fragst du einen Hund?« versetzte Romany.
    Die flackernden Gestalten fuchtelten wortlos mit den Flammenarmen, dann sagte eine: »Wir bitten um Vergebung, Zauberer. Zeig uns das Spielzeug!«
    »Ich werde es euch zeigen«, sagte Romany und wippte auf seinen gefederten Schuhen zu dem verhüllten Umriß hinter sich, »aber ich werde es nicht in Gang setzen, bis ihr versprochen habt, etwas für mich zu tun.« Er zog die Plane von dem village Bavarois, erfreut zu sehen, daß die Kerzen alle noch an ihren Stellen hinter den Fenstern der Miniaturhäuser brannten. »Wie ihr sehen könnt«, sagte er, betont zuversichtlich, daß das Ding funktionieren und daß die Yags jedes Versprechen, das sie gaben, auch halten würden, »ist es ein bayrisches Dorf. Wenn es in Betrieb ist, gehen alle die kleinen Gestalten, die ihr hier seht, herum, und diese Schlitten bewegen sich, gezogen von diesen Pferden, deren Beine sich tatsächlich beugen und strecken! Und diese Mädchen tanzen zu einer... ah... erfrischenden Akkordeonmusik. «
    Die hohen Flammen bogen sich wie unter einem starken Wind zu ihm, und ihre Umrisse waren nicht mehr so bedachtsam menschlich, ein Hinweis darauf, daß sie in Erregung gerieten. »S-s-t-tell... es an«, stotterte einer der Geister.
    Dr. Romany streckte die Hand zum Schalter aus. »Ich werde es euch nur einen Augenblick in Bewegung zeigen«, sagte er. »Dann werden wir besprechen, was ich von euch will.« Und er legte den Einschalthebel um.
    Die Maschine inhalierte tief, dann begann sie nach Art einer Drehorgel fröhliche Musik zu verbreiten, und die kleinen Figuren tanzten und marschierten und bewegten sich umher. Er schaltete es wieder aus und blickte nervös zu den Yags.
    Sie waren jetzt funkenstiebende Feuersäulen, aus denen Flammenausbrüche in alle Richtungen schössen. »Jaaah!« brüllten einige von ihnen. »Jaaah! Jaaaaah!«
    »Es ist abgeschaltet!« rief Romany. »Seht ihr, es hat aufgehört! Wollt ihr, daß ich es wieder einschalte?«
    Allmählich gingen die Feuerausbrüche zurück, und die Flammensäulen nahmen wieder ihre annähernd menschlichen Gestalten an. »Schalt es wieder ein!« sprach eine.
    »Wenn ihr getan habt, was ich von euch will«, sagte Dr. Romany und wischte sich die Stirn mit dem Ärmel, »werde ich es tun.« »Was willst du?«
    »Ich will, daß ihr alle morgen abend in London erscheint - das Blut und die mit Branntwein übergossenen Holzstöße werden euch den Weg weisen -, und dann sollt ihr euch dieses Spielzeugs erinnern und euch vorstellen, wie es sein wird, wenn ihr es betrachten könnt, solange es euch gefällt.«
    »London? Das hast du schon einmal von uns verlangt.«
    Romany nickte. »Ja, im Jahre 1666. Aber damals war nicht ich es, der euch beschwor. Es war Amenophis F...«
    »Es war ein Paar Schuhe. Wie sollten wir unterscheiden?«
    »Ich denke, es ist nicht wichtig«, murmelte Dr. Romany in dem unbestimmten Empfinden, eine Niederlage erlitten zu haben. »Aber es muß morgen abend

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