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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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die nun im Begriff war, in die Dunkelheit einzutreten, doch als er nicht auf der Hut war, kehrten die geflüsterten Worte wieder und erfüllten sein Bewußtsein: Kes kusekher ser sat, tuk kemhu a pet... Deine Gebeine werden auf die Erde fallen, und du wirst den Himmel nicht sehen...
    Nach einer Weile hörte er Richards Füße hinter sich durch das lange Gras streifen, und er zuckte fatalistisch die Achseln und tastete den linken Arm mit den Fingern der Rechten auf der Suche nach einer geeigneten Vene ab.
    Er hoffte, sie würden sich mit Ka-Blut zufriedengeben.

    Der ältere Mann in dem fadenscheinigen Schlafrock senkte die weißen Brauen und spähte mit einem Ausdruck befremdeter Mißbilligung darunter hervor, als Doyle sich unterstand, sein winziges Glas aus der Karaffe mit mittelmäßigem Sherry aufzufüllen, obwohl er kurz zuvor nur genickt und lächelnd gesagt hatte: »Bedienen Sie sich, Mylord«, als Byron sein Glas zum zweitenmal gefüllt hatte.
    »Ja, hmm, was hatten wir vorhin besprochen...?« stammelte der Mann. »Ja, abgesehen von der... ah... Kameradschaft, ja, der Förderung der... stillen Freuden vernünftiger Gesellschaft, ist unser oberstes Ziel die Verhinderung der... Verseuchung guter alter britischer Rasse durch minderwertige Beimengungen fremdvölkischen Blutes.« Eine zitternde Hand schüttete einen unvorsichtig großen Hügel Schnupftabak auf einen knotigen Knöchel der anderen Hand, und dann schnupfte der alte Mann das Pulver in ein Nasenloch und schien, wenigstens nahm es sich für Doyle so aus, an dem resultierenden Niesanfall beinahe zu sterben.
    Byron machte eine ungeduldige Grimasse und stürzte seinen Sherry hinunter.
    »Erbarmen! Ich - hatschi! - ich bitte um Vergebung, Mylord.« Der alte Mann betupfte seine wässernden Augen mit einem Taschentuch.
    Doyle beugte sich zu ihm und grollte: »Und wie betreiben Sie die Verhinderung dieser, wie Sie es nennen, Verseuchung, Mr. Moss?« Er hob seinen Blick zu den staubigen Vorhängen, Wandteppichen, Gemälden und Büchern, welche die Räume der Antäus- Bruderschaft gegen die frische Herbstbrise draußen isolierten. Der Geruch von Kerzenwachs, schottischem Schnupftabak und dem brüchigen Leder von Bucheinbänden und Polstern begann sein mühsam wiedererlangtes Wohlbefinden zu untergraben.
    »Wie? Oh, welche Aktivitäten... nun, wir schreiben Briefe. An die Zeitungen. Protestieren gegen die... ah... übermäßige Nachsicht in den Bestimmungen der Einwanderungsgesetze und fordern Verordnungen, die Zigeunern und Negern und... und... Iren den Aufenthalt in größeren Städten verbietet. Und wir drucken und verteilen Aufklärungsschriften, die«, sagte er mit einem einschmeichelnden Lächeln in Byrons Richtung, »wie Ihr Euch vorstellen könnt, Mylord, eine schwere Belastung der Vereinskasse darstellen. Und wir fördern die Aufführung moralisch wertvoller Schauspiele...«
    »Woher kommt der Name ›Antäus-Bruderschaft‹?« unterbrach ihn Doyle mit der vagen Hoffnung, den alten Mann damit in die gewünschte Richtung zu lenken.
    »... die... wie bitte? Oh! Ja, nun, wir sind der Meinung, daß Englands Stärke wie jene des Antäus in der klassischen Mythologie darauf beruht, daß die Verbundenheit mit der Erde erhalten bleibt, dem Boden... wissen Sie, mit dem gesunden, heimatlich britischen... uh...«
    »Boden«, sagte Byron mit heftigem Kopfnicken, stieß seinen Stuhl zurück und stand auf. »Ausgezeichnet. Seien Sie bedankt, Mr. Moss, es war sehr erhellend. Ashbless, Sie mögen bleiben und sich weitere wertvolle Auskünfte für den Fall geben lassen, daß die Überfremdung durch wilde Neger oder Iren bedrohliche Ausmaße annehmen sollte. Ich ziehe es vor, mich unterdessen bei meinem Schneider zu langweilen.« Er machte auf dem Absatz kehrt, unterdrückte erkennbar ein schmerzliches Zusammenzucken, als sein Schuh ihm den Fuß drückte, und hinkte hinaus. Seine unregelmäßigen Schritte klopften und tappten die mit einem geflickten Läufer belegte Treppe hinab, dann hörte man das Zufallen der Haustür.
    »Ich bitte um Vergebung«, sagte Doyle zu dem verblüfften Mr. Moss. »Lord Byron ist ein Mann von ungestümen Leidenschaften.«
    »Ich... nun, die Jugend...«, murmelte Moss.
    »Aber hören Sie zu«, sagte Doyle ernst und beugte sich zu Moss' augenscheinlicher Beunruhigung auf seinem Stuhl vor, »sind Sie nicht... militanter gewesen? Ich meine, vor ungefähr hundert Jahren; gab es damals nicht... ah... Aktivitäten, die - wie soll ich sagen? - in

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