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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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sein, versteht ihr? Wenn ihr es zur falschen Zeit tut, oder am falschen Ort, werdet ihr dieses Spielzeug nicht erhalten oder auch nur zu sehen bekommen.«
    Die Flammen schwankten unruhig; die Yags hatten für Pünktlichkeit nicht viel übrig. »N-nie wiedersehen?« sang einer in einem halb bittenden und halb drohenden Ton.
    »Niemals«, bekräftigte Romany.
    »Wir wollen das Spielzeug in Betrieb sehen.«
    »Sehr gut. Dann, wenn ihr die Leuchtfeuer bemerkt, die euch den Weg weisen, kommt schnell und belebt sie. Ich möchte, daß ihr dann wild werdet.«
    »Wir werden dann wild werden«, antworteten die Elementargeister zufrieden.
    Romany ließ erleichtert die Schultern sinken, denn der schwierigste Teil war nun ausgestanden. Nun brauchte er nur noch höflich zu warten, bis die Elementargeister ihn verließen und das Feuer wieder ein Feuer wäre, nicht mehr und nicht weniger. Die einzigen Geräusche waren das Brausen der Flammen, das Knistern und explosive Knacken platzenden Holzes, und wenn der Wind auf Nord drehte, die gedämpfte Unterhaltung von Baumfröschen am Waldrand.
    Plötzlich erklang ein Ruf von der dunklen Peripherie des Zigeunerlagers: »Wo hältst du dich versteckt, Romany oder was immer dein Name sein mag? Komm hervor, du Zuchthäusler, oder hat der Preis der Zauberei dich zum kriechenden Eunuchen gemacht?«
    »Jaaah!« rief einer der Elementargeister, flackerte hoch auf und nahm wieder seine menschenähnliche Gestalt an. »Schuhe ist ein kriechender Eunuch!« Ein Ausbruch sprühender Flammen schoß in die Luft, brüllend wie Gelächter.
    »Ho ho!« schrie der nächste. »Der junge Lockenkopf will unseren Beschwörer auslöschen! Könnt ihr seinen Zorn spüren?«
    »Vielleicht wird er das Spielzeug für uns in Gang setzen!« schrie ein dritter und verlor in seiner Aufregung allen Zusammenhalt äußerer Form.
    Dr. Romany warf einen angstvollen Blick in die Richtung des ungesehenen Eindringlings, erfüllt von dem bedrückenden Bewußtsein, daß die Feuergeister im Begriff waren, vollständig und mit unabsehbaren Folgen außer Kontrolle zu geraten. »Richard!« brüllte er. »Wilbur! Verdammt noch mal, nehmt diesen Mann am Südende des Lagers fest und bringt ihn zum Schweigen!«
    »Avo, rya«, winselte eine unglückliche Zigeunerstimme aus der Dunkelheit.
    »Wenn ihr euch alle beruhigt«, brüllte Romany den Feuergeistern zu, die mittlerweile prasselnde Lohen in alle Richtungen entsandten, »werde ich das Spielzeug noch einmal einschalten.«
    Neben seiner Furcht war Romany zornig, und was ihn ärgerte, war nicht so sehr die Störung, als vielmehr der Umstand, daß die Yags den Eindringling sehen konnten - und bis zu einem gewissen Grad sogar seine Stimmung lesen konnten.
    »Wartet, Brüder!« befahl eine der Flammensäulen den anderen. »Schuhe wird uns wieder das Spielzeug zeigen.« Langsam sanken die feurigen Lohen in sich zusammen und nahmen widerwillig ihre menschenähnliche Form an.
    Vom Rande des Lagers kamen keine Rufe mehr, und Romany entspannte sich ein wenig, erleichtert im Bewußtsein der überstandenen Krise. Seine Zuversicht war fast gänzlich wiederhergestellt, als er sich ein weiteres Mal dem village Bavarois zuwandte.
    Gerade als er den Schalter bedienen wollte, kam Richard herbeigeeilt. Der alte Zigeuner hatte die Zähne in einer angstvollen Grimasse gefletscht, doch obgleich er vor Angst, den Feuergeistern so nahe zu sein, beinahe außer sich war, kam er bis an Dr. Romany s Seite und sprach in des Zauberers Ohr. »D-der M-mann, rya, war Euer gorgio Lord, der früher heimgekommen ist.«
    Romanys zerbrechliche Zuversicht wurde plötzlich wie frische Tinte, durch einen Guß Eiswasser von einer Seite gewaschen, fortgespült. »Byron?« flüsterte er, da er absolute Gewißheit haben mußte.
    »Avo, Byron«, murmelte Richard hastig. »Er trägt jetzt andere Kleider, und er hat zwei Pistolen in einem Kasten. Wollte Euch zum Duell fordern, aber wir haben ihn gebunden.« Der Zigeuner verneigte sich, dann machte er kehrt und rannte Hals über Kopf in die Dunkelheit zu den Zelten zurück.
    Damit ist alles zunichte geworden, dachte Romany wie betäubt, die Hand am Schalthebel. Er muß jemanden getroffen haben, der den echten Byron kannte, und der Betreffende hat meine hypnotische Macht gebrochen und ihn geweckt.
    Er schaltete ein, hielt den Schalter einige Augenblicke, während die Figuren sich bewegten und die Musik deplaziert über die nächtlichen Felder winselte und dudelte, und die Yags sich

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