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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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dieses...« Burghard zeigte hinüber, dann weiteten seine Augen sich in Schrecken. »Mein Gott, er ist fort! Aber ich hatte ihm das ganze Gesicht weggeschossen ! «
    Doyle sank in sich zusammen. »Er muß es vorgespiegelt haben. Ich glaube nicht, daß sie mit einer Pistole getötet werden können.«
    »Ich dachte es auch nicht«, sagte Burghard, »aber ich sah sein Gesicht auseinanderfliegen, als ich Boazs Faustrohr in sein Gesicht feuerte! Verdammt, ich bin kein junger Springinsfeld, der sich mit erfundenen Taten brüstet. Longwell, du hast gesehen...«
    »Augenblick«, sagte Doyle. »War es die Pistole, die in den Kehrichteimer gefallen ist?«
    »Ja, das ist sie. Ich kann mich glücklich schätzen, daß sie mir nicht in der Hand zerplatzt ist, so viel Schmutz haftete daran.«
    Doyle nickte. Ein Pistolenlauf voll zusammengefegter Erde und sonstigem Kehricht konnte Romany in der Tat getötet oder schwer verletzt haben, während eine Pistolenkugel nichts gegen ihn vermocht hätte. Es hatte mit der Abneigung der Zauberer zu tun, den Erdboden zu berühren.
    Er öffnete den Mund, um es Burghard zu erklären, doch in diesem Augenblick erlosch alles Licht, und Doyle fiel, wie ihm schien, glatt durch die Erde und auf der anderen Seite hinaus in sternlosen Raum.

    Nach dem dumpfen Laut der Implosion starrte Burghard eine kleine Weile auf den leeren Raum, wo Doyle gewesen war, und auf das Häufchen leerer Kleider, die dort im Schnee zusammengefallen waren. Dann blickte er auf und umher.
    Longwell kam zu ihm herüber, und auch er reckte den Hals nach rechts und links. »Hörtest du auch etwas wie einen Knall, der nicht vom Feuer kam?« fragte er. »Und wo ist unser geheimnisvoller Führer geblieben?«
    »Es scheint, er ist dorthin zurückgekehrt, woher er kam«, sagte Burghard. »Und ich hoffe, es ist dort wärmer als hier.« Er sah Longwell unter hochgezogenen Brauen an. »Erkanntest du den Mann, der hier draußen auf Romany gewartet hatte?«
    »Um die Wahrheit zu sagen, Owen, er sah aus wie der Zigeunerhäuptling, Fikee.«
    »Hm? Ja, sicherlich war Fikee hier - aber ich meinte den anderen.«
    »Nein, den bekam ich nicht zu Gesicht. Wieso, wer war er?«
    »Nun, er sah aus wie... - aber der soll sich in Holland aufhalten.« Er schenkte Longwell ein Lächeln, in dem viel Müdigkeit war, aber keine Heiterkeit. »Wahrscheinlich werden wir niemals genau erfahren, was heute abend hier vorging.«
    Er bückte sich und hob den schwarzen Holzkasten auf. Stowell kam mit knirschenden Stiefeln durch den Schnee heran. »Ich hätte dich nicht dort lassen sollen, Brian«, sagte Burghard. »Es tut mir leid - und ich bin froh, daß der Bärtige noch einmal umkehrte, dir herauszuhelfen.«
    »Ich mache dir keinen Vorwurf«, sagte Stowell. »Ich hatte mich selbst schon aufgegeben.« Er rieb sich die Augen. »Ein höllischer Tag, alles überstürzt sich. Was hast du in dem Kasten?«
    Burghard warf ihn hoch und fing ihn wieder auf. »Zauberwerk, denke ich.« Er holte aus und warf den Kasten durch eines der flammenerfüllten Fenster in die wabernde Glut.

    Dr. Romany humpelte eine Gasse hinunter und versuchte mit dem einen ihm verbliebenen Auge zu sehen. Er weinte vor Wut und Enttäuschung. Er konnte sich nicht erinnern, wer ihn verletzt hatte und warum, doch wußte er, daß er nun in dieser Zeit gestrandet war. Und da gab es eine Botschaft, die er jemand übergeben sollte - sie war dringend -, aber sie schien ihm aus dem Kopf geflossen zu sein, zusammen mit all dem Blut, das er verloren hatte, ehe er zu sich gekommen war und ein paar elementare Zauberformeln zur Lebenserhaltung in den Schnee gekratzt hatte. Hätte er einen Zauber sprechen können, so wäre es ihm vielleicht möglich gewesen, sich selbst zu heilen, aber sein Kiefer war zerschmettert und zur Hälfte weggeblasen, und die geschriebenen Zaubersprüche konnten ihn mit Mühe und Not am Leben und bei Bewußtsein erhalten.
    Eines aber wußte er, und es erfüllte ihn mit tiefer Befriedigung: dieser Doyle war endlich tot. Er hatte ihn im Innern des Gasthauses wie in einer Falle gefangen, und als er selbst verstohlen von dem Platz fortgekrochen war, wo sie ihn für tot im Schnee hatten liegen gelassen, war nicht einmal seinem fast erblindeten Auge entgangen, daß in der grellen Glut, welche die zerfallende Schale des brennenden Wirtshauses erfüllte, niemand mehr am Leben sein konnte.
    Sein Gleichgewichtssinn war schwer beeinträchtigt, und er konnte sich kaum auf seinen gefederten Schuhen

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