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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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endlich erbittertem Zorn wich, du hast mich gezwungen, einen von ihnen zu töten. Er riß den Degen hoch und schlug dem Mann, der seiner Katze ihre Unschlüssigkeit vorwarf, die Klinge flach gegen die Kopfseite, und als der andere fiel, hob Doyle eine erloschene, aber nicht zerbrochene Öllampe vom Boden auf und warf sie wie eine Handgranate durch die von Flammen erhellte Gaststube zur Küchentür; dort zerplatzte sie, stieß gleichzeitig die Tür auf, und Doyle hastete hinüber zum nächsten Feuer, das bereits eine Wand emporleckte und die Decke zu erfassen begann, ergriff ein langes Holzstück, das an einem Ende brannte, und warf es wie einen flammenden Speer in die Küche. Er hörte das Holz auf Steinplatten klappern, und war gerade zu dem Schluß gekommen, daß der Versuch mißlungen war, als es ein tiefes, verpuffendes Geräusch gab und ein orangeroter Lichtblitz aus der Küche drang. Die Marionettenleute kreischten im Chor auf, wie ein Dutzend Radios, die sich auf dasselbe Signal hin eingeschaltet haben, ließen ihre Waffen fallen, blickten mit entsetzten Mienen umher und stürzten zur Tür und fluchtartig hinaus. Nur Boaz, der Wirt, blieb bei Burghards Leuten zurück.
    Die ektoplasmischen Schläuche baumelten schlaff und unverbunden, und einen Augenblick später löste sich das riesige Gesicht mit einem lauten Schmatzen von der Decke und fiel durch die rauchige Luft zu Boden, wo es mit häßlichem Geräusch aufplatschte. Doyle übersprang es und rannte zur brennenden Küche, dichtauf gefolgt von Burghard und einem hinkenden und fluchenden Longwell. Boaz eilte zu einem Gläserregal, wischte den Inhalt zu Boden, zog ein mit Stoff umwickeltes Bündel aus dem rückwärtigen Teil des Regals und eilte ihnen nach, während er es mit zitternden Fingern aufschnürte.
    Doyle sprang durch den Kücheneingang und wirbelte den Degen in einer wilden Achterfigur vor sich - aber Dr. Romany war fort. Doyle kam zum Stillstand und blickte umher, zuerst vorsichtig, dann mit wachsendem Erstaunen - denn obwohl die Küche mit rauchig flammendem Öl bespritzt war, sah er, daß die Regale, Bänke, Anrichten und selbst der gemauerte Herd alle verformt und zur Mitte des Raumes gezogen waren, als wären sie auf gespannte Gummitücher gemalt, die jemand in der Mitte zusammengezogen hatte.
    Burghard prallte von hinten auf Doyle, und Longwell und der wütende Wirt, der ein aus dem Stoff gewickeltes Faustrohr mit Radschloß und Trichtermündung schwang, rempelten Burghard an. Boaz ließ die Waffe fallen, die mit der Mündung voran in einen Abfalleimer fiel.
    »Guerlay ist tot«, keuchte Burghard. »Ich muß diesen Dr. Romany haben.«
    Der Wirt hatte seine Pistole wieder an sich gebracht und schwenkte die mit Unrat beschmutzte Mündung in alle Richtungen, wobei er zu wissen verlangte, ob der Herzog von York ihn für die Zerstörung seines Gasthauses entschädigen würde.
    »Freilich, wohl ihm«, antwortete Burghard. »Er wird dir ein neues kaufen, wo es dir gefällt. Gib mir das, bevor du jemand umbringst!« fügte er hinzu und entriß ihm das Faustrohr. »Wohin führt diese Tür?«
    »In die Diele«, antwortete Boaz unwillig. »Zu den Zimmern, dann hinaus zu den Ställen im Hof.«
    »Gut, dann suchen wir.«
    Auf einmal begannen die Feuer heftiger zu brennen, so daß die Flammenherde rasch zu einer hellen, strahlenden Glut miteinander verschmolzen, die sich von Gelborange zu Weiß steigerte, und zum zweiten Mal an diesem Abend keuchte Doyle in überhitzter, sauerstoffarmer Luft.
    »Das tut er von draußen!« würgte Burghard hervor.
    »Lauft!«
    Burghard und Longwell stolperten in die Diele. Doyle wollte ihnen folgen, dann erinnerte er sich des bewußtlosen Stowell und rannte zurück in die Gaststube, die gleichfalls in hellen Flammen stand.
    Stowell saß am Boden und blinzelte in den grellen Feuerschein. Doyle sprang zu ihm, riß ihn hoch und trieb ihn vor sich her zur offenen Eingangstür.
    Dort aber prallte Stowell zurück, als der lichterloh brennende Türsturz in einem Wirbel weißer Funken nachgab und mit einer halben Tonne abstürzendem Mauerwerk und Balken auf die Schwelle krachte.
    »Zurück zur Küche!« schrie Doyle. Er packte Stowell bei der Schulter und zog den benommenen Mann mit sich. »Vorsicht, die Küche ist ein einziger Ofen«, sagte er, als sie vor sich den gluterfüllten Raum sahen. Dann taumelten und sprangen sie durch, schlugen Flammen aus, die sich an ihrer Kleidung festsetzten, und gewannen endlich die relativ kühle

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