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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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her zu schwingen, als er sie schon wieder öffnete. »Pete«, sagte er, »zurück in den Laden. Sie, Sir, folgen mir bitte!«
    »Na, siehst du, Junge!« sagte der unordentliche kleine Mann grinsend und ging voran.
    Hinter der Tür führte eine schmale, mit einem Läufer belegte Stiege ins Obergeschoß, wo sie in einen Korridor mit mehreren Türen mündete. Die übernächste Tür stand offen, und der Wächter zeigte darauf. »Dort ist sein Büro«, sagte er und trat zurück. Der kleine Mann strich sich das Haar, das an eine Karnevalsperücke gemahnte, mit lächerlicher Geziertheit zurück, dann trat er ein.
    Ein alter Mann mit harten, hellen Augen stand hinter einem überladenen Schreibtisch auf und wies auf einen Stuhl. »Setzen Sie sich, Sir«, sagte er mit einer eindrucksvoll tiefen Stimme. »Und nehmen wir es als gegeben, daß ich hinreichend bewaffnet bin. Nun, ich nehme an, Sie...«
    Er brach ab und musterte sein Gegenüber mit einem Ausdruck ungläubigen Staunens. »D-Doyle?« stammelte er. Seine Hand griff zur Petroleumlampe und drehte den Docht höher. »Mein Gott«, hauchte er. »Sie sind es wirklich! Aber... ich sehe - ich muß Benners rücksichtslosen Eigennutz irgendwie überschätzt haben. Er log also, als er sagte, er habe Sie getötet.« Seine Zuversicht kehrte zurück, aber einen Augenblick lang war unverstellte Furcht in seinen Augen gewesen.
    Der andere lehnte sich zurück und lächelte erfreut. »O ja, er log, wie Sie sehen können. Aber es läßt sich wirklich sagen, daß ich tot bin.« Er streckte die Zunge heraus und schielte. »Vergiftet.«
    Wieder war in den Augen des alten Mannes etwas von der Furcht sichtbar, und um sie zu überspielen, gab er sich ungeduldig. »Ich gebe mich nicht gern mit Rätseln ab. Was wollen Sie damit sagen?«
    Das Lächeln wich aus den Zügen des kleinen Mannes. »Ich meine, daß ich nicht mehr lange kahl sein werde, wenn ich mein Rasiermesser wegwerfe.« Er hielt eine knotige Hand hoch. »Sehen Sie die Haare zwischen meinen Fingern? So wachsen sie überall.« Er bleckte die Zähne in einem bedrohlichen Lächeln. »Und nehmen wir es als gegeben, Sir, daß ich dieses Haus jederzeit verlassen kann. Wenn ich fliehen muß, wird dieser Körper hierbleiben, aber es wird plötzlich eine sehr ängstliche und verwirrte Seele darin stecken - und ich werde meilenweit weg sein.«
    Darrow wurde blaß. »Jesus, Sie sind es! Nun gut, nein, laufen Sie nicht fort, ich habe nicht die Absicht, Ihnen etwas zuleide zu tun.« Er bohrte seinen Blick in die Augen, die Doyles gewesen waren. »Was haben Sie mit Doyle gemacht?«
    »Ich steckte im Körper Ihres Steerforth Benner, und war schon so lange darin, daß er behaart war wie ein Bär; ich aß eine Menge Strychnin und dazu eine Droge, die Halluzinationen und Gleichgewichtsstörungen erzeugt, und dann kaute ich meine Zunge richtig durch - so daß er keine Möglichkeit hatte, sich jemandem anzuvertrauen -, und dann tauschte ich einfach die Plätze mit ihm.«
    »Großer Gott«, flüsterte Darrow entgeistert. »Dieser... arme Teufel.« Er schüttelte den Kopf. »Nun, mögen die Toten die Toten begraben. Es hat lang gedauert, bis ich Sie fand - um Ihnen einen Handel vorzuschlagen. Bei Gott, hundertmal habe ich dieses Gespräch im Geist eingeübt, aber nun weiß ich nicht, wo ich anfangen soll. Mal sehen - zunächst einmal dies: Ich kann das übermäßige Wachstum Ihrer Haare jederzeit heilen, und zwar so oft, wie es Ihnen gefällt, so daß Sie von nun an die Freiheit haben werden, nur dann einen neuen Körper nehmen zu müssen, wenn Sie es wollen. Sie werden nicht mehr dazu gezwungen sein. Aber das ist nicht der Hauptgegenstand meines Vorschlags.« Er öffnete eine Schublade und zog ein Blatt Papier heraus. »Hören Sie diesen Auszug aus einem Buch, das ich besitze. ›Es scheint««, las er laut, »›daß ein Mann an einem anderen Tisch an einigen - wie mir später berichtet wurde - heidnischen Ansichten Anstoß nahm, die der Fremdling geäußert hatte, und den Beleidiger vor der Brust packte, um ihm sein Mißfallen überzeugender kundzutun; das Hemd zerriß, und die entblößte Brust des Mannes war allenthalben mit dichtem neuen Haar bedeckt, wie es sich im Gesicht eines Mannes zeigt, der sich einige Tage nicht rasiert hat.‹ Mister...« Darrow blickte auf und lächelte. »Ich kann Ihnen seinen wirklichen Namen noch nicht nennen. Bezeichnen wir ihn deshalb als Anonymus. ›Der Anonymus««, fuhr er fort, »›rief den Versammelten zu:

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