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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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Besucher war bleich und wankte, und aus Nase und Ohren rann Blut. »Sie sind... Horrabin?« krächzte der Mann. »Bringen Sie mich... gleich... zu Dr. Romanys Lager!«
    Der Harlekin glotzte ihn noch verständnislos an, da kreischte eine Stimme aus einem der Winkel, wo das Lumpengesindel kauerte: »Den Weg kannst du dir ersparen! Dieser ganze Plan ist so tot wie Ramses! Aber ich kann dir den Weg zu dem Mann weisen, der ihn ruiniert hat - und wenn du ihn fangen und aus wringen kannst, wirst du Besseres haben als bloß England am Boden!« Ein paar der Lumpengestalten um ihn hatten hinreichend Mut gefaßt, um seine Erklärung mit Pfiffen und Beifallsrufen zu beantworten.
    »Carrington«, wisperte Horrabin, wütend und verlegen zugleich, »schaff diesen Krüppel hinaus und gib ihm den Rest.« Er lächelte nervös zu Romanelli. »Ich bitte um Verzeihung, Sir. Unsere demokratische Politik ist manchmal allzu...«
    Aber Romanelli starrte mit beinahe entsetzter Verblüffung den fast gewichtslosen, völlig heruntergekommenen Krüppel an. »Still!« krächzte er.
    »Ja, stopf ihm das Maul, Carrington!« sagte Horrabin. »Ich meine Sie, Clown«, sagte Romanelli. »Gehen Sie hinaus, wenn Sie den Mund nicht halten können! Und du...«, fügte er, zu Carrington gewandt, hinzu, »bleibst, wo du bist!« Dann wandte er sich mit Widerwillen neuerlich dem Bettler mit dem ruinierten Gesicht zu. »Komm her!« sagte er.
    Der Krüppel hüpfte und ruderte in seinen wehenden Lumpen über die Steinplatten und kam vor ihm zum Stillstand.
    »Du bist er«, sagte Romanelli verwundert. »Der Ka, den der Meister vor acht Jahren zog. Aber... diese Gesichtswunde muß Jahrzehnte alt sein, nach ihrem Aussehen zu schließen. Und dein Gewicht - du bist nahe am Auflösungspunkt. Wie kann dies in nur acht Jahren geschehen sein? Oder nein, seit ich das letzte Mal mit dir sprach?«
    »Es sind die Tore, die Fikee öffnete«, kreischte der Krüppel. »Ich ging durch eins und brauchte lange, bis ich den Rückweg hierher fand. Aber laß uns unterwegs darüber sprechen - der Mann, der alles darüber weiß, wohnt im Schwan mit zwei Hälsen in der Lad Lane, und wenn du ihn zu einer gründlichen Vernehmung nach Kairo bringen kannst, dann wird nichts von allem, was seit 1802 geschehen ist, vergeudete Zeit gewesen sein.« Das Etwas richtete sein Auge auf Horrabin. »Wir werden sechs - nein, zehn - Ihrer kräftigsten und besonnensten Burschen brauchen, Leute, die klug genug sind, einen großen Mann zu überwältigen und zu binden, ohne ihn umzubringen und sein kostbares Gehirn einzubeulen. Ja, und ein paar Kutschen mit frischen Pferden.«
    In der Menge der Zuhörer gab es spöttisches Gelächter, und Horrabin sagte, mit einem nicht sehr zuversichtlichen Versuch, sein beschädigtes Aussehen durch Großspurigkeit wiederherzustellen: »Von einer halb zertretenen Kakerlake nehme ich doch keine Befehle an.«
    Romanelli öffnete den Mund, ihm zu widersprechen, aber das zerlumpte Geschöpf auf den Steinplatten winkte ihm ab. »Das ist genau, was Sie tun werden, Clown«, sagte der Krüppel. »Sie haben früher schon meine Befehle ausgeführt, obwohl ich mich heute kaum noch an jene Abende erinnern kann, da wir Seite an Seite im Glockenturm hingen und Pläne schmiedeten. Klarer kann ich mich an das Warten auf Ihre Geburt erinnern. Ich kannte Ihren Vater, als er nicht größer war als der Tisch hier, und ich kannte ihn, als er der große Führer dieser Diebesgilde war, und dann pflegte ich manchmal mit ihm bei einer stibitzten Flasche Wein zu plaudern, in den Tagen, nachdem Sie ihn wieder verkürzt hatten, um einen Hofnarren zu haben.«
    Die Vehemenz seiner Sprache brachte es mit sich, daß ihm ein paar faule Zähne aus dem Mund flogen. »Es ist schrecklich, dasitzen zu müssen und die eigenen dummen Reden wieder anzuhören, dabei zu wissen, daß sie ganz falsch waren, während man darauf wartet, daß die Uhr wieder herumkommt. Aber ich habe es jetzt geschafft. Ich bin der einzige auf der Welt, der die ganze Geschichte kennt. Der einzige, der es wert ist, daß seine Befehle ausgeführt werden.«
    »Tun Sie, wie er sagt!« grollte Dr. Romanelli.
    »Richtig«, sagte das hinkende Wesen. »Und wenn er gefaßt ist, werde ich mit nach Kairo kommen, und nachdem der Meister mit ihm fertig sein wird, werde ich töten, was von ihm übrig geblieben ist.«

    Nachdem er den Begleitbrief an den Courier aus dem Gedächtnis kopiert hatte, warf Doyle ihn auf den Stapel der Manuskriptblätter, die

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