Die Tore zu Anubis Reich
Wandornament. Und gerade als Doyle darüber spekulierte, wie der Mann sich mit solch einem Anschein von Unbekümmertheit auf der augenscheinlich angenieteten Couch hielt, und wo eine Leiter aufgestellt werden könnte, über die der Mann zu erreichen wäre, war ein Quietschen von Laufrollen zu vernehmen, und die Couch bewegte sich ein wenig aufwärts.
Der Mann darauf ächzte, dann beugte er sich zur Seite und spähte hinab zum »Boden«; die Couch befand sich jetzt genau in Höhe der Äquatorlinie. »Mondaufgang«, sagte er matt, legte sich wieder zurück und blickte zum Balkon herüber. »Ich sehe die Doktores Romanelli und Romany, den letzteren als eine deutliche Anklage gegen meine Fähigkeit, einen ordentlichen Ka zu gießen. Man sollte meinen, lieber Freund, Sie hätten ein Jahrhundert überdauern müssen, ohne sich bis zu diesem Punkt aufzulösen. Aber wer ist unser großer Besucher?«
»Sein Name ist, soviel ich weiß, Brendan Doyle«, sagte Romanelli.
»Guten Abend, Brendan Doyle«, sagte der Mann an der Wand. »Ich bitte um Vergebung, daß ich nicht imstande bin, hinüberzukommen und Ihnen die Hand zu geben, doch da ich dieser gegenwärtigen Erde entsagt habe, werde ich zu einem anderen Ort hingezogen. Es ist eine unbequeme Lage, die wir über kurz oder lang zu bessern hoffen. Und«, fuhr er fort, »was hat Mr. Doyle mit dem gegenwärtigen Debakel zu tun?«
»Er hat es verschuldet, Euer Ehren!« zwitscherte der Ka. »Er riß den Byron-Ka aus dem Gehorsamkeitszauber, unter dessen Einfluß wir ihn gebracht hatten, und er stachelte die Yags zu ihrem verrückten Treiben an, und dann, als ich in das Jahr 1684 zurücksprang, folgte er mir und machte die Antäus-Bruderschaft auf meine Anwesenheit aufmerksam.« Er ließ seine Schuhe los, um mit beiden Händen zu gestikulieren, schwebte mit den Füßen voran empor, stieß gegen die runde Ziegelwölbung, die den Balkon umgab, rollte darüber und begann zum Scheitelpunkt der Kuppel emporzuschweben. »Und sie wußten irgendwie, daß eine mit Erde und Schmutz besudelte Waffe mich verletzen konnte, und schossen mir mit einer solchermaßen beschmutzten Pistole das Gesicht weg.«
»Na sekste füro lachs ich?« stammelte der Meister. Romanelli und Doyle und der Ka, der inzwischen kopfüber neben der Verankerung der Lampenkette an der Decke kauerte, starrten ihn alle an.
Der Meister preßte Mund und Augen zu, dann öffnete er sie wieder. »Nach Sechzehnhundertvierundachtzig?« sagte er mit sorgfältiger Betonung.
»Ich glaube, daß es sich so verhält, Euer Ehren«, warf Romanelli hastig ein. »Sie machten Gebrauch von den Toren, die Fikee eingerichtet hatte - reisten von Tor zu Tor durch die Zeit, versteht Ihr? Dieser Ka«, fuhr er mit einer Handbewegung zur Decke fort, »ist für nur acht Jahre Tätigkeit offensichtlich zu hinfällig, und was ich von seiner Geschichte zusammengefügt habe, ist schlüssig.«
Der Meister nickte bedächtig. »Es war etwas Eigentümliches an der Art und Weise, wie unser Plan mit Monmouth 1684 fehlschlug.« Die Couch rollte wieder ein paar Zoll aufwärts, und obwohl der Meister die Zähne vor Schmerzen zusammenbiß, ließ eine der Gestalten unten im Pferch ein korrespondierendes Stöhnen vernehmen. Doyle blickte erschrocken hinab und fühlte sich nicht ermutigt, als er merkte, daß sie Wachsfiguren waren. Der Meister öffnete die Augen. »Zeitreisen«, murmelte er. »Und woher kam Mr. Doyle?«
»Von einer anderen Zeit«, sagte der Ka. »Er und eine ganze Gruppe von Leuten erschienen aus einem der Tore, und es gelang mir, ihn einzufangen, obwohl seine Gefährten auf dem selben Weg zurückkehrten, auf dem sie gekommen waren. Ich hatte wenig Gelegenheit, ihn zu befragen und - hört, Meister! - er weiß, wo Tut-ench-Amuns Grab ist. Er weiß vieles.« Der Meister nickte, dann lächelte er mit schrecklichem Ausdruck. »Es könnte sein, daß wir in diesem späten und sterilen Zeitalter durch Zufall auf das wirksamste Werkzeug gestoßen sind, das wir jemals hatten. Romanelli, nehmen Sie etwas Blut von unserem Gast und gießen Sie einen Ka - einen zu voller Reife entwickelten, der alles wissen wird, was er weiß. Wir dürfen mit dem, was in seinem Kopf ist, keine Risiken eingehen - er könnte sich selbst das Leben nehmen oder an einem Fieber sterben. Tun Sie das jetzt gleich, und sperren Sie ihn dann für die Nacht ein. Die Vernehmung wird am Morgen beginnen.«
Zehn Minuten wurden mit Bemühungen vergeudet, den Romany-Ka von der Decke
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