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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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unebenen, aber brauchbaren Straße hielten sie an, und als Doyle herausgehoben und aufrecht neben das Fuhrwerk gestellt wurde, sah er vor sich ein dunkles Gebäude allem in der Einöde der Wüste stehen. Die Laterne zeigte einen bogenförmigen Eingang, flankiert von Säulen in einer sonst kahlen Fassade, sah man ab von ein paar Löchern, die vielleicht als Fenster gedacht gewesen waren, obwohl sie zu klein waren, als daß man auch nur den Kopf hätte durchstecken können. Darüber sah er undeutlich die Silhouette einer großen Kuppel vor dem Sternenhimmel.
    Auf ein Kopfnicken von Romanelli hin zog der Araber, der sie vom Boot begleitet hatte, einen spiegelblanken Krummdolch unter dem Burnus hervor und durchschnitt Doyles Fußfesseln. Die Stricke fielen in den Staub um Doyles Füße, und er stieß sie von sich.
    »Laufen Sie nicht fort«, sagte Romanelli müde. »Abbas würde Sie mit Sicherheit einholen, und dann würde ich ihn anweisen müssen, eine Ihrer Achillessehnen zu durchschneiden. «
    Doyle nickte. Er fragte sich, ob er überhaupt imstande sein würde, vom Fuhrwerk zum Hauseingang zu gehen.
    Der eingeschrumpfte Ka hatte seine beschwerten Schuhe ausgezogen, ergriff sie bei den Schnallen und ging im Handstand darauf herum, daß seine Beine wie Bänder in einem Luftstrom aufwärts flatterten. Er grinste zu Doyle herauf und sagte: »Zeit, den Mann im Mond zu sehen, Freundchen.«
    »Sei still!« sagte Romanelli. Dann nickte er Doyle zu. »Hier entlang. Kommen Sie!«
    Doyle hinkte ihm nach zur Tür, begleitet von dem Ka, und als sie ungefähr die Hälfte der zehn Schritte Distanz zurückgelegt hatten, gab es ein hohles, hallendes Knacken, die Tür schwang auf, und eine Gestalt mit einer Laterne winkte sie näher. Romanelli gab die Geste ungeduldig an Doyle und den Ka weiter, und stellte eine Frage in einer Sprache, die diesmal nicht Arabisch zu sein schien. Sie traten in eine breite, gemauerte Vorhalle und warteten, während der Türsteher, der eine Kapuze trug, die Tür schloß und wieder verriegelte.
    Darauf gab er achselzuckend eine kurze Antwort, die Romanelli weder zu überraschen noch zu erfreuen schien.
    »Es geht ihm nicht besser«, murmelte er zu dem Ka, während er vorausging. Der Mann mit der Laterne folgte, und die schaukelnden Schatten verliehen den Wandreliefs des alten Reiches und sogar den Reihen der Hieroglyphen scheinbares Leben. Die Eingangshalle endete ein Dutzend Schritte voraus an einer sorgfältig aufgeführten Oberfläche aus Ziegelmauerwerk, die sich ihnen bauchig entgegenwölbte, so daß der Boden ein gutes Stück weiter reichte als die Decke; als ob auf der anderen Seite ein oberirdisches Schwimmbecken wäre, dachte Doyle.
    Romanelli wandte sich nach links, durchschritt einen Bogen und erstieg eine Treppe. Oben drang Lichtschein hinter einer Ecke hervor und berührte die abgetretenen Kanten der Stufen, und der Mann mit der Laterne blieb - dankbar, wie es Doyle schien - unten in der Halle. Am Kopf der Treppe gelangten die drei in eine weitere Halle, die jedoch viel kürzer war als die Eingangshalle unten und an einem Balkon endete, der sich zum beleuchteten Innern der Kuppel öffnete. Sie gingen bis zum Balkongeländer.
    Doyle blickte in das Innere eines gewaltigen Hohlraums, dessen Durchmesser ungefähr fünfundsiebzig Schuh betragen mochte und der sein Licht von einer Lampe empfing, die exakt im Mittelpunkt und auf gleicher Höhe mit dem Balkon hing. Sie wurde von einer langen Kette gehalten, die am höchsten Punkt der Kuppel verankert war. Er beugte sich über das Geländer und blickte hinab. Am Boden des kugelförmigen Raumes standen vier bewegungslose Gestalten in einem runden, von Mauern umgebenen Gehege.
    »Grüße, meine kleinen Freunde«, sagte jemand mühsam flüsternd von der gegenüberliegenden Seite des Hohlraums, und Doyle bemerkte zum erstenmal, daß dort ein Mann - ein sehr alter, verwelkter und offenbar verkrümmter Mann - auf einer Couch lag, die irgendwie an der Wand befestigt war, nur einen Schuh oder zwei unter der horizontalen schwarzen Linie, die der Äquator des Raumes zu sein schien. Der Mann lag auf der Couch, und die Couch haftete mit einem solch überzeugenden Anschein, von der Schwerkraft dort festgehalten zu sein, an der Wand, daß Doyle unwillkürlich nach den Kanten des Spiegels Ausschau hielt, der da sein mußte... aber es gab keinerlei Unterbrechung in der inneren Oberfläche der Hohlkugel; Couch und Mann hingen tatsächlich dort, wie ein geschmackloses

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