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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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herabzuholen - er konnte sowenig zum Balkon hinunterkrabbeln, wie ein Hamster aus einer Badewanne krabbeln kann -, aber schließlich wurde er mit Hilfe eines Seiles geborgen, und Romanelli führte Doyle wieder die Treppe hinunter.
    Im Erdgeschoß betraten sie einen Raum, wo im trüben Licht einer einzigen Lampe der Türhüter in einem langen Bottich rührte, der eine fischig riechende Flüssigkeit enthielt.
    »Wo ist der Becher mit...?« fing Romanelli an, hattejedoch kaum den Mund geöffnet, als der Türhüter schon zu einem Tisch an der Wand zeigte. »Ah.« Romanelli ging zu ihm und nahm einen kupfernen Becher in die Hand. »Hier«, sagte er, zu Doyle zurückkehrend. »Trinken Sie das und ersparen Sie uns die Mühe, Sie zu fesseln und Ihnen das Zeug durch ausgeschlagene Zähne einzuflößen.«
    Doyle nahm den Becher und schnüffelte zweifelnd am Inhalt. Das Zeug hatte einen scharfen, chemischen Geruch. Doch nachdem er sich gesagt hatte, daß ihm nicht beschieden sei, vor 1846 zu sterben, hob er den Becher an seine mit Hitzeblasen bedeckten Lippen und stürzte den Trunk in einem großen, würgenden Schluck hinunter.
    »Gott!« schnaufte er, gab den Becher zurück und versuchte die Dämpfe aus den Augen zu zwinkern.
    »Nun werden wir Sie noch um ein paar Tropfen Blut bemühen müssen«, fuhr Romanelli fort und zog ein Messer unter dem Gewand hervor.
    »Nur keine Bange, man kann die Vene hinterher mit einem Korken verschließen«, kicherte der Überrest des Dr. Romany. Der Ka hielt sich wieder an den Schnallen der beschwerten Schuhe fest und ging auf den Händen.
    »Blut?« fragte Doyle. »Wozu?«
    »Sie hörten, daß der Meister uns anwies, einen Ka von Ihnen zu machen«, antwortete Romanelli. »Ich werde Ihnen jetzt die Handfesseln abnehmen, aber lassen Sie sich nicht zu irgendwelchen Dummheiten hinreißen!«
    Ich nicht, dachte Doyle. Die Geschichte weiß zu berichten, daß ich Ägypten nach vier Monaten Aufenthalt gesund und unversehrt verlassen werde. Warum sollte ich mir da eine Gehirnerschütterung oder einen ausgekugelten Arm einhandeln?
    Romanelli durchschnitt den Strick, der Doyles Handgelenke band. »Treten Sie zum Bottich!« sagte er. »Ich werde nur einen kleinen Einschnitt in Ihren Finger machen.«
    Doyle gehorchte, hielt seinen Zeigefinger hin und spähte neugierig in die perlfarbene Flüssigkeit. Hier also wollten sie ein genaues Duplikat von ihm heranziehen.
    Auf einmal ging ihm der schreckliche Gedanke durch den Sinn, daß es womöglich dieses Duplikat sein könnte, das freikommen, nach England zurückkehren und dort 1846 sterben würde. Er selbst könnte hier zugrunde gehen, ohne daß der Geschichte Gewalt angetan würde.
    Nachdem diese kalte Dusche das ohnehin schwache Fläminchen seines Optimismus abrupt ausgelöscht hatte, griff Doyle kurzentschlossen nach Romanellis nahender Hand, und obwohl er sich dabei den Handballen am Messer des Zauberers verletzte, gelang es ihm, Romanellis Unterarm mit der anderen Hand festzuhalten und den Zauberer mit der Kraft der Verzweiflung vorwärts und zum Bottich zu reißen; dennoch zuckte er zusammen, als er mehrere Blutstropfen von seiner geschnittenen Hand in die perlige Flüssigkeit fallen sah.
    Es schien gewiß, daß Romanelli in den Bottich fallen würde, also fuhr Doyle geduckt herum, zog den Behelfsdolch aus seinem Hosenbein und sprang in einem wilden Satz auf den kopfstehenden Ka zu. Dieser heulte erschreckt auf und ließ die Schuhschnallen los, doch ehe er aufwärtsschweben konnte, stieß Doyle ihm den hölzernen Dolch in die mürbe Brust.
    Ein Windstoß kalter und übelriechender Luft traf Doyle ins Gesicht, und der Ka flog rückwärts von der Dolchspitze und segelte, während er mit dem Entweichen der schädlichen Luft sichtbar schrumpfte, durch den Raum, prallte von der gegenüberliegenden Wand ab, stieg zur Decke empor, verlor aber dann die Auftriebskraft und verharrte in einem Schwebezustand.
    Romanelli wälzte sich jenseits des Bottichs in Schmerzen am Boden, nachdem er ihn übersprungen hatte, ohne ihn zu berühren. »Faßt ihn!« stieß er krächzend hervor.
    Der Türsteher war zwischen Doyle und der Tür zur Vorhalle, aber Doyle stürmte gerade auf ihn zu, schwang den Dolch und brüllte aus Leibeskräften.
    Der Mann sprang aus dem Weg, aber nicht schnell genug; Doyle schlug ihn mit dem stumpfen Ende der Waffe nieder, und der Mann stürzte bewußtlos zu Boden, als Doyles Schritte sich schon durch die Halle entfernten.
    Romanelli mühte sich noch,

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