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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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ihn noch immer jeden Abend ins Bett steckte.«
    »Schreib es alles nieder, signiere es mit ›Ikonoklast‹ und schick es an die Times, Väterchen«, sagte Maturo über die Schulter. »Und nun hör auf mit deinem Gesabber und gieß dir einen hinter die Binde, bevor jemand kommt und dir weniger angenehm das Maul stopft!«
    Der alte Mann konterte mit einer obszönen Unterstellung, wie Maturo das tun würde.
    »Der hat mir heute noch gefehlt«, seufzte Maturo, stieß den Stuhl zurück und stand auf. Er ging zu dem alten Mann hinüber und packte ihn vor der Brust. »Hör zu, du ausgefurztes altes Arschloch. Es gibt hier in der Nähe viele Schenken, wo du den Streit haben kannst, den du suchst, also warum schleppst du deine elenden alten Knochen nicht dorthin, he?«
    Der alte Mann wollte aufstehen, verlor aber das Gleichgewicht und fiel auf den Stuhl zurück. Sein Hemd zerriß, und ein Knopf plumpste in den Punsch vor ihm.
    »Wahrscheinlich willst du jetzt auch noch, daß ich dir ein neues Hemd bezahle«, sagte Maturo erbittert. »Nun du kannst mich...« Plötzlich brach er ab und spähte auf den entblößten Teil der Brust des Alten. »Großer Gott was...«
    Der alte Mann riß sich von Maturos momentan nachlassendem Griff los und rannte zur Tür. »Haltet ihn!« brüllte Maturo mit solcher Vehemenz, daß Crank seine goldene Regel, sich niemals in Streitigkeiten einzumischen, vergaß und dem alten Mann einen großen Krug mit eingelegten Schweinsfüßen in den Weg warf. Er zerbrach mit lautem Krachen und Platschen, und der alte Mann glitt auf dem nassen Boden aus, fiel schwer auf die Hüfte und rutschte, sich herumwälzend, gegen einen Stuhl, der auf ihn fiel. Im nächsten Augenblick war Maturo über ihm und riß den keuchenden Alten auf die Beine.
    »Was hat er getan, Doug?« fragte Crank besorgt. Maturo drehte einen Arm des alten Mannes hoch und zwang ihn auf die Theke. »Mach die Hand auf, du Bastard«, zischte er. Die Faust blieb geschlossen, öffnete sich aber, als Maturo auf den Ellbogen drückte.
    »Mein Gott, seine Hand ist leer, Doug!« rief Crank mit einiger Empörung. »Wir machen ihn hier zur Schnecke, und er hat überhaupt nichts gen...«
    »Zieh ihm den Handschuh aus.«
    »Verdammt, Doug, wir haben ihm schon übel genug mitgespielt...«
    »Zieh ihm den Handschuh aus!« Crank verdrehte die Augen mit einer unglücklichen Grimasse, nahm den Handschuh an den Enden von Daumen und Mittelfinger und zog ihn von der Hand. Die Hand war vollständig bedeckt mit grobem Haar.
    »Er ist Hundsgesicht-Joe«, verkündete Maturo.
    »Was?« schrie der verwirrte Crank. »Der Werwolf aus den Kindergeschichten?«
    »Er ist kein Werwolf. Er ist der unheimlichste Mörder, der je in dieser Stadt herumgelaufen ist. Frag Brock drüben in Kenyon Court, was aus seinem Jungen geworden ist, dem Kenny. Oder frag Mrs. Zimmerman...«
    »Er ist derjenige, der meinen Bruder umgebracht hat«, sagte ein junger Mann und sprang von seinem Platz an einem Ecktisch auf. »Frank war im Priesterseminar und lief eines Tages fort, und als ich ihn fand, erkannte er mich nicht mehr und lachte, als ich ihm sagte, wer ich bin. Aber ich folgte ihm zu der Dachkammer, wo er hauste, und eine Woche später sagten die Hausleute, ein Affe sei bei ihnen vom Dach gesprungen. Der zerschmetterte Leichnam auf der Gasse war ganz mit Fell bedeckt, aber ich schaute ihm in den Mund und sah den Schneidezahn, den ich abgesplittert hatte, als Frankie und ich in unserer Kinderzeit Schwertfechten gespielt hatten.«
    Der Gefangene an der Theke lachte plötzlich. »Ich erinnere mich an ihn. Hatte keine allzu schlechte Zeit in seiner Haut - allerdings fühlte ich mich nicht an sein Zölibatsgelübde gebunden.«
    Der junge Mann sprang mit einem unartikulierten Schrei und erhobener Faust auf ihn los, aber Maturo drängte ihn zurück. »Was willst du, ihn schlagen?« fragte er. »Es muß ihm Gerechtigkeit geschehen.«
    »Richtig, ruft die Polizei!« rief jemand.
    »Das taugt auch nicht«, sagte Maturo. »Bis er vor Gericht käme, wäre er längst fort und würde irgendeinen unschuldigen armen Teufel in seinem Kadaver zurücklassen.« Er blickte in die Runde. »Er muß hingerichtet werden«, sagte er. »Jetzt.«
    Hundsgesicht-Joe begann wie wild zu zappeln und versuchte sich loszureißen, und gleichzeitig sprangen mehrere Leute auf und protestierten laut, daß sie sich nicht an einem Mord beteiligen würden. Crank faßte Maturo am Ärmel und sagte: »Nicht hier drin! Auf keinen Fall

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