Die Tore zu Anubis Reich
Plötzlich merkte sie, daß er ungeniert auf ihren Busen starrte, runzelte wieder die Stirn und warf Dundee einen bittenden Blick zu.
»Joe«, sagte der junge Mann, »vielleicht könnten Sie...«
»Ist das nicht hübsch?« unterbrach ihn Joe und lächelte breiter denn je. »Wir sind beide erfreut.«
»Joe«, wiederholte Dundee, »vielleicht könnten Sie in Ihrem Zimmer warten. Ich werde gleich dort mit Ihnen sprechen.«
»In Ordnung, Jake«, sagte Joe und wandte sich zur Tür. Dort hielt er inne. »Frohe Weihnachten, Miss Claire.« Es gab keine Antwort, und er schmunzelte, als er die Tür schloß.
Jacky zahlte ihren Penny an der Theke und stellte sich an, und nach ein paar Minuten, in denen sie Schritt für Schritt näher zur Hintertür und dem Mann draußen auf dem Hof vorrückte, der in Abständen rief: »Gut jetzt, ihr habt's gesehen, laßt jetzt die anderen ran!«, war sie in der Schlange der Neugierigen weit genug vorgerückt, um zur Hintertür hinaus und auf den Hof zu kommen. Der Schnee war zu schlammigem Matsch zertrampelt.
Jacky konnte nichts sehen als den breiten Rücken des Mannes vor ihr, aber die Schlange blieb in Bewegung, und es dauerte nicht lange, als sie durch eine niedergebrochene Lücke in der Ziegelmauer in einen größeren, gepflasterten Hof vorrückte. Sie konnte jetzt den Kran und das Seil sehen. In der nächsten Straße sang jemand in einem betrunkenen Bariton Bruchstücke von Weihnachtsliedern.
Sie fragte sich, was sie jetzt tun sollte. Nach Hause gehen? Zurück zu dem kleinen Haus in Romford, und der Schule, um eines Tages vielleicht einen ernsten, vielversprechenden jungen Bankangestellten zu heiraten? Ja, wahrscheinlich. Was sonst? Das Werk, das zu tun sie nach London gekommen war, hatten ihr andere abgenommen, aber es war getan. Vielleicht war dies der Grund, daß sie sich so nutzlos und wurzellos und - ja - furchtsam fühlte. Gestern hatte sie noch ein Ziel gehabt, einen Grund für dieses Leben, und der war entfallen. Es gab keine Veranlassung mehr, Jacky Snapp zu sein, aber sie war auch nicht mehr die alte Elizabeth Jacqueline Tichy. Was sollte aus ihr werden?
Sie rückte die letzten Schritte in der Schlange vor und gewann endlich einen klaren Überblick. An den Tragarm des Krans war ein Seil gebunden, von dessen Ende eine sackköpfige Puppe, der Flicken aus mottenzerfressenem Pelz ins Gesicht genäht waren, in der kalten Brise baumelte.
»Ja, Freunde«, sagte der Ausrufer mit dramatisch gesenkter Stimme, »dies ist die Stelle, wo der gefürchtete Wolfsmensch Hundsgesicht-Joe endlich Gerechtigkeit fand. Die Nachbildung, die ihr hier vor euch seht, wurde sorgfältig nach dem Original gefertigt, damit alle genau das gleiche zu sehen bekommen, was die Polizei gestern abend hier fand.«
»Nach allem, was ich hörte«, bemerkte der Mann vor Jacky zu seinem Begleiter, »hatte er einfach Haare am ganzen Körper, wie einen Zweitagesbart.«
Die Schlange schlurfte an der Schaustellung vorbei, und die Puppe drehte sich im Wind und kehrte ihnen den Rücken zu, wobei ein langer Riß im Hosenboden sichtbar wurde, aus dem Stroh hervorstach. Mehrere Leute lachten, und Jacky hörte eine geflüsterte Spekulation über die Umstände, die zu HundsgesichtJoes Gefangennahme geführt hatten.
Jacky spürte eine Aufwallung nervöser Erregung tief in ihrem Innern. Siehst du dies, Colin? dachte sie. Siehst du diese Jahrmarktsschaustellung? Endlich bist du gerächt. Ist das nicht großartig? Und ist es nicht wundervoll von all diesen Leuten, dieses eindrucksvolle Erinnerungsstück aufzuhängen? Wie großartig und edel und befriedigend dies alles ist.
Ehe sie merkte, daß ihr die Tränen kamen, schluchzte sie schon, und der dickliche Man vor ihr nahm sie beim Ellbogen und führte sie aus der Schlange zum Ausgang, einem Tor, das auf die Gasse hinausführte, in der das Guinea & Bun lag.
Sobald sie draußen auf dem Pflaster standen, streckte er die Hand seitwärts aus und sagte: »Parker - meine Flasche.«
»Ja, Mylord«, sagte der Mann in seiner Begleitung. Er zog eine flache Zinnflasche unter dem Mantel hervor, schraubte den Verschluß auf und überreichte sie ihm.
»Hier, mein Junge«, sagte der beleibte Mann. »Trink aus! Nichts an dieser albernen Schaustellung ist an einem solch schönen Weihnachtsmorgen eine Träne wert.«
»Danke, Sir«, sagte Jacky, schnupfte und wischte sich die Nase am Ärmel, nachdem sie die Flasche zurückgegeben hatte. »Ich glaube, Sie haben recht. Es gibt nichts, was
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