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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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suchen. Schon jetzt haben wir unsere Sicherheitsmarge gefährlich ausgenutzt. Bedenken Sie, wir sind gerade eben angekommen, und es sind nur noch wenige Sekunden, bis die Lücke sich schließt. Doyle hat offenbar entschieden...«
    In diesem Augenblick erfolgte ein dumpfer Schlag, und alle fielen in sich zusammen. Dann bemerkte Richard, daß die leblosen Haufen nur Kleider waren - die Leute, die sie getragen hatten, waren verschwunden. Die Pferde und Kutschen standen verwaist auf der leeren mondbeschienenen Wiese.
    »Das waren mullo Chals«, flüsterte Richard entsetzt. »Geister!« Während er Abwehrzeichen machte, sah er Dr. Romany auf die Wiese hinauseilen. Er gelobte, sich in Zukunft immer mit reichlich Knoblauch zu versehen, rappelte sich auf und zog den Affen aus seinem Hemd. »Du brauchst es mir nicht erst zu sagen«, flüsterte er ihm zu, »wir verschwinden.« Und so leise wie er gekommen war, eilte er durch das Unterholz zurück zum Lager.

    Obwohl Doyle anfänglich zu schwach war, die Augen zu öffnen, merkte er an dem abscheulichen antiseptischen Geschmack und Geruch, der seinen Kopf erfüllte, daß er wieder beim Kieferchirurgen war, wahrscheinlich im Erholungsraum. Er fühlte mit der Zunge im Mund herum und versuchte herauszufinden, welche Zähne sie ihm diesmal gezogen hatten. Eine verdammt klumpige, unebene Couch, auf die sie ihn gelegt hatten - und wo, überlegte er verdrießlich, ist die Schwester mit meiner heißen Schokolade?
    Er schlug die Augen auf und war bestürzt zu sehen, daß er überhaupt nicht beim Kieferchirurgen war und darum wahrscheinlich keine heiße Schokolade bekommen würde. Er war in einem Zelt, und im Schein einer auf einem Tisch stehenden Laterne konnte er zwei dunkelhäutige Männer mit Schnurrbärten und Ohrringen sehen, die ihn aus irgendeinem Grund angstvoll anstarrten. Einer der beiden, dessen Haar von grauen Strähnen durchzogen war, schnaufte wie nach einem Langstreckenlauf.
    Wie es schien, konnte Doyle Arme und Beine nicht bewegen, doch fiel ihm auf einmal ein, daß er in England war, um für den verrückten alten J. Cochran Darrow einen Vortrag über Coleridge zu halten. Und er sagte mir, es sei ein Hotelzimmer für mich reserviert, dachte er zornig. Ist das seine Bezeichnung für dieses gottverdammte Zelt? Und wer sind diese Clowns?
    »Wo ist er?« krächzte er. »Wo ist Darrow?« Die beiden Männer stierten ihn weiter an und wichen statt einer Antwort einen Schritt zurück. Möglicherweise arbeiteten sie nicht für Darrow. »Der alte Mann, mit dem ich war«, sagte er ungeduldig. »Wo ist er?«
    »Fort«, sagte der Schnaufende.
    »Also, dann rufen Sie ihn an«, sagte Doyle. »Die Nummer steht wahrscheinlich im Buch.«
    Die Männer schauderten zurück, und einer riß einen kleinen hölzernen Affen aus dem Hemd und quetschte, wie es schien, den Kopf zwischen Daumen und Zeigefinger. »Wir werden keine gorgzo-Geister für dich anrufen, du Chal vom Beng!« zischte er. »Freilich, die Nummer des Antichrist muß in der gorgfo-Bibel stehen.«
    In diesem Augenblick kam ein Hund ins Zelt, ging mit eingezogenem Schwanz im Kreis und lief wieder hinaus.
    »Der rya ist zurückgekommen«, sagte der mit dem Affen. »Geh hinten hinaus, Wilbur!«
    »Avo«, sagte Wilbur erleichtert und kroch unter der Zeltbahn hindurch ins Freie.
    Doyle starrte zum Zelteingang. Als der Hund die herabhängende Zeltbahn beiseitegestoßen hatte, hatte Doyle gesehen, daß draußen Dunkelheit herrschte, und mit dem Tier war ein kleiner Schwall kalter Luft eingedrungen, die nach Bäumen und Gras roch. Sein Gedächtnis hatte die Auswirkungen der Ätherdämpfe endlich abgeschüttelt und begann wieder zu arbeiten, und mit wachsender Unruhe besann er sich auf die Ereignisse des Abends. Ja, der Sprung hatte geklappt, und dann die Fahrt zur Stadt, und dieses Slumviertel, und ja, Coleridge! Und Mrs. Thibodeau hatte ihn geküßt... plötzlich verbreitete sich ein hohles Gefühl wie von aufkommender Übelkeit in seinem Magen, und kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn, denn er erinnerte sich, wie der Kahlköpfige ihn überwältigt hatte. Mein Gott, dachte er entsetzt, ich habe den Rückkehrsprung verpaßt, ich war außerhalb des Feldes, als die Lücke zu Ende ging!
    Die Zeltbahn am Eingang wurde zurückgeschlagen, und der kahlköpfige Mann, der ihn aus der Taverne entführt hatte, betrat das Zelt. Mit jedem Schritt hüpfte er wie ein tanzender Hanswurst. Er zog eine Zigarre aus der Tasche, beugte sich am Tisch über die

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