Die Tore zu Anubis Reich
Laterne und sog an der Zigarre, bis er eine kräftige Glut erzeugt hatte und dicke Rauchwolken paffte. Darauf kam er zu Doyles Lager, packte seinen Kopf mit einer kraftvollen Hand und führte die Zigarrenglut zu Doyles linkem Auge. Doyle krümmte sich in Panik und schlug mit den gefesselten Füßen auf und nieder, doch trotz aller Anstrengungen wurde sein Kopf bewegungslos gehalten. Er fühlte die Hitze durch das zugedrückte Augenlid, der Abstand der Glut konnte nicht mehr als einen halben Zoll betragen. »Oh, großer Gott, hören Sie auf!« brach es aus ihm hervor. »Hören Sie auf! Hilfe, befreit mich von dem Ungeheuer!«
Einen Moment später wurde die Hitze fortgenommen und sein Kopf losgelassen. Er drehte ihn von einer Seite zur anderen und zwinkerte Tränen aus dem linken Auge. Als er wieder Einzelheiten erkennen konnte, sah er den Kahlkopf neben seinem Lager stehen und nachdenklich an der Zigarre paffen.
»Ich werde alles erfahren«, bemerkte er. »Sie werden mir sagen, woher Sie und Ihre Leute gekommen sind, wie Sie die Tore für Reisen gebrauchen, wie Sie die Tore entdeckt haben - alles. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
»Ja«, winselte Doyle. Gott verfluche J. Cochran Darrow, dachte er erbittert, und möge sein Krebs ihn lebendig auffressen. Es war nicht meine Aufgabe, die Kutschen zu holen! »Ja, ich werde Ihnen alles sagen. Mehr noch, ich werde Sie zu einem reichen Mann machen, wenn Sie mir eine Gefälligkeit erweisen.«
»Eine Gefälligkeit?« fragte der alte Mann verwundert.
»Ja.« Doyles Wange juckte, wo Tränen ihre Bahn genommen hatten, und daß er sich nicht kratzen konnte, machte ihn verrückt. »Und wenn ich sage, daß ich Sie zu einem reichen Mann machen werde, ist es keine bloße Redensart. Ich kann Ihnen sagen, wo Sie Grundbesitz erwerben sollten, wie Sie Ihr Geld gewinnbringend anlegen können... ich kann Ihnen wahrscheinlich sogar sagen, wo Sie versteckte Schätze finden werden, wenn ich Zeit habe, darüber nachzudenken, Gold in Kalifornien... das Grab des Tut-ench-Amun...«
Dr. Romany packte den Strick, mit dem Doyle wie ein Paket umwickelt war, hob ihn halb vom Lager und beugte sich über ihn, bis sein Gesicht nur wenige Zoll von Doyles entfernt war. »Ihr wißt das?« wisperte er. »Wo ist es?«
Doyles halb hängende Lage brachte es mit sich, daß der Strick so schmerzhaft in seine Seiten und Schultern einschnitt, daß er sich einer neuerlichen Ohnmacht nahe fühlte, aber er bemerkte, daß er diesen mörderischen alten Mann irgendwie aufgebracht hatte. »Was«, würgte er hervor, »wo König Tut-ench-Amuns Grab ist? Ja - lassen Sie mich herunter, ich kann nicht atmen!«
Romany ließ ihn los, und Doyle fiel zurück auf das harte Lager, daß sein schmerzender Kopf dröhnte. »Also, wo ist es?« fragte Romany in gefährlich ruhigem Ton.
Doyle blickte verzweifelt umher. Die einzige andere Person im Zelt war der alte Zigeuner mit dem Affen, und der starrte ihn angstvoll an und murmelte immer wieder ein Wort. »Nun«, sagte Doyle unbestimmt, »ich werde einen Handel mit Ihnen...«
Einige Augenblicke später ging ihm auf, daß sein Ohr dröhnte und seine Wange sich heiß und taub anfühlte, weil der alte Mann ihm eine heftige Maulschelle gegeben hatte.
»Wo ist es?« wiederholte Romany.
»Mein Gott, Mann, nur ruhig!« Auf einmal war er sicher, daß sein Peiniger irgendwie schon wußte, wo es war, und seinen Bluff herausforderte. Er sah die Hand zum nächsten Schlag ausholen. »Im Tal der Könige!« sagte er schnell. »Unter den Hütten der Arbeiter, die das Grab eines anderen Pharaonen bauten! Ramses oder wer.«
Der alte Mann maß ihn mit einem finsteren Blick und begnügte sich eine Weile damit, an seiner Zigarre zu paffen. Dann sagte er: »Sie werden mir alles sagen.« Er zog einen Stuhl herbei und setzte sich, doch in diesem Augenblick kam der Hund wieder hereingetrottet, machte kehrt zum Zelteingang und knurrte leise.
»Gorgios«, raunte der alte Zigeuner. Er spähte durch den Zeltvorhang. »Duvel rette uns, rya, es sind prasta-mengros!«
Doyle holte tief Atem und kam sich wie jemand vor, der im Begriff ist, aus einer gefährlichen Höhe zu springen, und rief mit aller Kraft, die Lungen und Kehle aufbieten konnten: »Hiiilfe!«
Augenblicklich fuhr der alte Zigeuner herum und fegte die Laterne mit einem Fußtritt vom Tisch. Das Glas zersplitterte, und brennendes öl wurde über eine Zeltwand gespritzt; Romany verschloß Doyle den Mund mit einer Hand und riß ihm den Kopf
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