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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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und zweirädrige Cabriolets, und die beiden Kutschen entfernten sich rasch, so daß Richard aufstehen und all seine Geschicklichkeit im Umgang mit Pferden aufbieten mußte, um ihre verfolgte Beute im Auge zu behalten.
    Als sie schleudernd nach rechts in die St. Martin's Lane bogen, inmitten zorniger und ängstlicher Zurufe von anderen Kutschern, zog Dr. Romany eine Uhr aus der Tasche, warf einen Blick darauf und steckte sie wieder ein. »Sie müssen zum Tor zurück, bevor es sich schließt«, hörte Richard ihn zu sich selbst sagen.
    Die drei dahinratternden Fahrzeuge, zwei beisammen und eins in einigem Abstand, fuhren dieselbe Strecke zurück, die sie früher am Abend gekommen waren, und als sie auf der Oxford Street nach Westen rollten, war Richard überzeugt, daß der Mann auf dem rechten Lakaiensitz hinten auf der zweiten Kutsche die Verfolgung durch ein Fuhrwerk, das immer gleichen Abstand hielt, bemerkt hatte. Und sobald der Hyde Park auf der linken Seite zurückgeblieben war und dunkle Felder sich ringsum ausbreiteten, gab es ein Mündungsfeuer und ein hohl krachendes Geräusch von der zweiten Kutsche, und eine Pistolenkugel prallte vom Eisenreifen über Richards Kopf ab.
    »Pre mi mullo dadas!« rief der alte Zigeuner und zog instinktiv an den Zügeln. »Der Halunke schießt auf uns!«
    »Vorwärts, schneller, und verdammt sei dein toter Vater!« rief Romany. »Ich habe einen kugelablenkenden Zauber aufgerichtet.«
    Richard knirschte mit den Zähnen, beschirmte seinen armen hölzernen Affen mit einem Arm und ließ die Peitsche knallen, bis die Pferde ihre vorherige Geschwindigkeit wieder erreichten. Die Luft war feucht und kühl, und er sehnte sich unglücklich nach seinem Zelt und den Schmelztiegeln und Gußformen.
    »Es ist klar, daß sie zu dieser Wiese beim Flußufer zurückfahren«, sagte Romany. »Du kannst auf den nächsten Feldweg abbiegen, dann fahren wir in einem Bogen zu unserem Lager.«
    »Habt Ihr uns deshalb das Lager aufschlagen lassen, wo wir jetzt sind, rya?« fragte Richard, zügelte dankbar das Gespann und ließ die beiden Kutschen auf der Landstraße Vorsprung gewinnen. »Wußtet Ihr, daß diese Leute kommen würden?«
    »Ich wußte, daß vielleicht jemand kommen würde«, murmelte Romany.
    Das Fuhrwerk stieß und schaukelte den ausgefahrenen Feldweg entlang, der von der Bayswater Road weg und in einem Bogen südlich um den Baumbestand führte. Niemand stand bei den Zelten und den schwelenden Lagerfeuern, aber mehrere Hunde liefen dem Fuhrwerk entgegen, um dann zu den Zelten zu trotten und ihre Herren durch Schwanzwedeln und Pfotenaufheben wissen zu lassen, daß die Ankömmlinge Zigeuner und Mitbewohner des Lagers waren. Kurz darauf kamen ein paar Männer herbei und versammelten sich beim haltenden Fuhrwerk.
    Romany sprang zu Boden und zog eine schmerzliche Grimasse, als die Federn in seinen Sohlen zusammenschlugen und der Aufprall seine alten Knochen stauchte. »Schaff den Gefangenen zu deinem Zelt, Richard!« sagte er, »und achte darauf, daß er weder verletzt wird noch eine Gelegenheit zur Flucht erhält.«
    »Avo, rya«, rief der alte Zigeuner seinem mit verrückt hüpfenden Schritten davoneilenden Chef nach. Romany hielt auf die Bäume zu, die diese Wiese von jener anderen trennte, wo nach Wilburs Erzählung die mörderischen Fremdlinge erschienen waren.
    Der Gedanke an Wilburs kühne Spähertätigkeit bewirkte in Richard den plötzlichen Entschluß, sich nicht in den Schatten stellen zu lassen. »Schaff ihn in mein Zelt, Wilbur!« sagte er, »und binde ihn zusammen wie einen alten Schuh. - Ich werde bald zurück sein.« Er zwinkerte dem erfreulich staunenden Wilbur, der Mund und Augen aufsperrte, überlegen zu und machte sich auf, dem Chef zu folgen.
    Er hielt sich ein wenig links, um die Bäume einige hundert Schritte westlich von der Stelle zu erreichen, wo Romany sich jetzt leise, wenn auch nicht so leise wie ein Zigeuner, durch das Unterholz arbeitete, und als Romany am Rand der Wiese hinter einem dicken Stamm Stellung bezogen hatte, lag Richard bereits hinter einer kleinen Bodenerhebung, die er ohne jedes verräterische Geräusch erreicht hatte.
    Die Kutschen standen nebeneinander in der Mitte der Wiese, und alle Passagiere waren ausgestiegen und standen einige Schritte entfernt in einer Gruppe beisammen. Richard zählte siebzehn, und mehrere von ihnen waren Frauen.
    »So hören Sie doch zu!« sagte ein alter Mann mit aufgeregt erhobener Stimme. »Wir konnten ihn nicht länger

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