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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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Vielleicht wurde dieser Fluß in seinem Unterlauf breiter und flacher, bevor er in die Themse mündete, und dann mochte es ihm irgendwie gelingen, an Land zu kriechen.
    Seine Ferse verfing sich an einem Hindernis im Wasser, drehte ihn herum, und seine Schulter prallte hart gegen einen Felsblock. Die Strömung riß ihn weiter, und der nächste Block traf ihn in die Mitte. Er krümmte sich vor Schmerz und verlor einen Teil der angehaltenen Luft, aber der Strömungsdruck in seinem Rücken half ihm, am Felsblock zu bleiben, während er versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Bald aber merkte er, daß er abrutschte - die Fingernägel einer Hand kratzten wirkungslos am nassen glitschigen Stein -, und unvermittelt verlor er alles Vertrauen in seine Fähigkeit, ohne fremde Hilfe ans Ufer zu gelangen.
    »Hiiilfe!« schrie er, und die Anstrengung des Schreiens löste seinen letzten Halt am Felsen und brachte ihm seinen letzten Hilferuf in Erinnerung. Duvel rette uns, rya, es sind prastamengros! dachte er, während er flußabwärts davongetragen wurde. Beinahe alle Kräfte hatten ihn verlassen.
    Noch zweimal rief er um Hilfe, während er in der Strömung weitertrieb, hilflos kreiselnd jetzt, so daß bald sein Kopf, bald seine Füße vorn waren, und als er fühlte, daß er kaum noch imstande war, Kopf und Schultern zum Atemholen aus dem Wasser zu bringen, biß etwas Kaltes und Scharfes durch seinen Rock und zog ihn gegen die Strömung zurück.
    Er stieß den angehaltenen Atem in einem wilden, gurgelnden Schrei aus.
    »Guter Gott, Mann!« rief eine erschrockene Stimme von nahebei. »Laß gut sein, du wirst gerettet!«
    »Ich glaube, du hast ihm das Rückgrat gebrochen, Papa«, sagte eine Mädchenstimme.
    »Setz dich, Sheila! Ich habe nichts dergleichen getan. Da, auf die andere Seite, wir wollen nicht, daß das Boot kentert, wenn ich diesen armen Teufel an Bord ziehe.«
    Doyle wurde ruckartig gegen die Strömung gezogen, und als er über die Schulter blickte, sah er mehrere Leute in einem großen, bauchig ausladenden Ruderboot; ein älterer Mann holte die lange, am Ende mit einer Art Enterhaken versehene Stange ein, mit der er ihn aus der Strömung gezogen hatte. Doyle entspannte sich, legte den Kopf ins Wasser zurück und starrte zum Mond auf, während er die kühle Nachtluft in tiefen, unbehinderten Atemzügen einsog.
    »Mein Gott, Meg, sieh dir das an!« sagte des Mannes Stimme, als die Stange auf das Strombord klapperte und zwei Hände Doyles Schultern ergriffen. »Der Mann ist eingeschnürt wie ein verdammter Kreisel, bevor die Schnur losgerissen wird.«
    Eine Frau murmelte etwas, was Doyle nicht verstand.
    »Nun also«, fuhr der Mann fort, »wir können ihn jetzt nicht einfach mit einem Winken und einem Kopfnicken vorbeitreiben lassen, nicht? Außerdem wird er bestimmt den Umstand zu würdigen wissen, daß wir arme, hart arbeitende Leute sind, und daß selbst ein Samariterdienst wie dieser eine Verzögerung bedeutet, die uns Geld kostet. Versteht sich.« Eine Messerklinge sägte und schnitt durch die Umwicklungen des Stricks. »So ist's recht, die Füße hoch, dann kriegen wir sie alle. Gut, das war's! Nun - verdammt, Sheila, habe ich dir nicht gesagt, du sollst dich drüben hinsetzen?«
    »Ich wollte sehen, ob er gefoltert worden ist«, sagte das Mädchen.
    »Ich würde sagen, es ist Folter genug, an Händen und Füßen gebunden und in den Chelsea Creek geworfen zu werden, um dann nach der Rettung einem schwachsinnigen Mädchen zuhören zu müssen. Setz dich!«
    Der Mann hob Doyle am Kragen hoch, dann griff er ihm über die Schulter, schob die triefnassen Rockschöße beiseite, packte ihn beim Hosenbund und zog ihn über das Strombord auf die vordere Ducht. Doyle versuchte ihm behilflich zu sein, war aber zu schwach, um mehr zu tun, als sich auf das Strombord zu stützen, als es unter ihm vorbeiglitt. Er lag reglos auf der Ducht, noch immer den Genüssen der Entspannung und des freien Atmens hingegeben. »Danke«, keuchte er zwischendurch. »Ich hätte mich... keine Minute mehr... an der Oberfläche halten können.«
    »Mein Mann hat Ihnen das Leben gerettet«, sagte eine unfreundliche alte Frau mit einem Knollengesicht, das sie mit diesen Worten in sein Gesichtsfeld schob.
    »Nun, Meg, das weiß er so gut wie du, und ich bin sicher, daß seine Dankbarkeit, wie man sagt, einen hübschen Ausdruck finden wird. Nun laß mich wieder an die Riemen, wir treiben zum Ufer!«
    Er setzte sich auf die mittlere Ruderbank, und Doyle

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