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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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Verkäufer gab ihm sogar einen Becher mit kaltem Wasser zum Hinunterspülen.
    Polizisten gingen rufend die Straße auf und ab. »Zumachen jetzt, Ruhetag, es ist elf Uhr, zumachen!«, und Doyle, jetzt ein echter Landstreicher, war sorgsam darauf bedacht, ihnen aus dem Weg zu gehen.
    Ein Mann seines Alters kam mit einem Beutel voller Fische in einem Arm und einem hübschen Mädchen am anderen dahergeschritten, und Doyle sagte sich, nur dies eine Mal, und vertrat dem Mann nicht ohne Selbstüberwindung den Weg.
    »Entschuldigen Sie mich, Sir«, sagte er hastig. »Ich befinde mich in einer peinlichen...«
    »Komm zur Sache, Kerl!« unterbrach der Mann ungeduldig. »Du bist ein Bettler?«
    »Nein. Aber ich wurde gestern abend beraubt und habe nicht einen Penny, und - ich bin Amerikaner und all mein Gepäck und meine Papiere sind fort, und ich würde mich gern um eine Stelle bewerben oder etwas Geld borgen.«
    Das Mädchen sah ihn mitleidig an. »Gib dem armen Mann etwas, Charles«, sagte sie. »Da wir nicht zur Kirche gehen.«
    »Mit welchem Schiff sind Sie gekommen?« fragte Charles skeptisch. »Das ist kein amerikanischer Akzent, den ich je gehört habe.«
    »Mit der... ah... Enterprise«, antwortete Doyle. In seiner verwirrten Suche nach einem Namen hätte er beinahe gesagt Raumschiff Enterprise.
    »Siehst du, Liebes, er ist ein Schwindler«, sagte Charles stolz. »Es mag eine Enterprise geben, aber in letzter Zeit ist hier kein Schiff dieses Namens angekommen. Es ist vorstellbar, daß noch der eine oder andere streunende Yankee von der letzte Woche eingelaufenen Braylock in der Stadt ist«, sagte er und wandte sich freundlich zu Doyle. »Aber du sagtest nicht Braylock, nicht wahr? Mit solchen Methoden solltest du einem Mann aus dem Schifffahrtsgeschäft nicht kommen.« Charles blickte über die Straße, wo die Menge schon merklich dünner geworden war. »Genug Gendarmen unterwegs. Ich habe gute Lust, dich abführen zu lassen.«
    »Ach, laß ihn in Ruhe!« seufzte das Mädchen. »Wir haben uns ohnedies verspätet, und man sieht ja, daß er in irgendeiner Notlage ist.«
    Doyle nickte ihr dankbar zu und eilte davon. Die nächste Person, die er anging, war ein alter Mann, und diesmal vergaß er nicht zu sagen, daß er an Bord der Braylock gekommen sei. Der alte Mann gab ihm einen Shilling und fügte die Ermahnung hinzu, daß Doyle zu anderen Bettlern ähnlich großzügig sein solle, wenn es ihm einmal besser ginge. Doyle versicherte ihm, daß er den Rat beherzigen würde.
    Kurze Zeit später, als Doyle an der Ziegelwand einer Schankwirtschaft lehnte und überlegte, ob er es wagen solle, seine Verlegenheit und Schüchternheit zu ertränken, indem er einen Teil seines neugewonnenen Reichtums auf ein Glas Bier verwendete, fühlte er ein Zupfen an seinem Hosenbein und schrak zusammen; Und beinahe hätte er laut aufgeschrien, als er an sich herabblickte und einen wildblickenden bärtigen Mann sah, der ohne Beine auf einem kleinen Brett mit Rädern saß und zu ihm aufblickte.
    »Mit welcher Masche arbeitest du, und bei wem bist du?« verlangte der Mann mit opernhaft tiefer Stimme zu wissen.
    Doyle wollte weitergehen, aber der Mann festigte seinen Griff an der Cordhose, und sein kleiner Wagen rollte wie ein Anhänger einen oder zwei Schritte hinter Doyle her. Als dieser stehen blieb - denn mehrere Passanten schauten neugierig herüber -, wiederholte der Mann seine Fragen.
    »Ich arbeite mit keiner Masche und bin nicht bei jemandem«, flüsterte Doyle zornig. »Und wenn du mich nicht losläßt, laufe ich über die Straße und springe vom Kai in den Fluß!«
    Der bärtige Mann lachte. »Nur zu, ich wette, ich kann weiter schwimmen als du.« Angesichts der breiten Schultern unter der schwarzen Jacke des Mannes war zu vermuten, daß der Beinlose recht hatte. »Ich habe gesehen, daß du diese zwei Leute angehauen hast, und vom zweiten hast du was gekriegt. Du könntest ein neuer Rekrut von Käpt'n Jack sein, oder du könntest zu Horrabins Leuten gehören, oder du könntest es auf eigene Faust versuchen. Was ist der Fall?«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest. - Laß mich in Ruhe, oder ich rufe einen Gendarmen!« Wieder fühlte Doyle sich den Tränen nahe, denn er konnte sich nur zu gut vorstellen, daß diese Kreatur nicht von ihm ablassen, sondern für den Rest seines Lebens zornig hinter ihm herrollen würde. »Ich bin bei niemandem!«
    »Dachte ich mir.« Der Beinlose nickte. »Du bist anscheinend neu in der Stadt, also will ich es

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