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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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Doyle, und zwei von ihnen nahmen ihn unter den Armen und zogen ihn rasch auf die Beine. »Haben dir das Leben gerettet, Tommy«, keuchte einer. »Jetzt kommst du mit uns!«
    Doyle ließ sich im Laufschritt den Weg zurückführen, den er gekommen war, denn er nahm an, diese Leute seien welche von Kopenhagen-Jacks Bettlern, die ihm zu Hilfe gekommen seien; dann sah er die aufgerichtete Heuschreckengestalt Horrabins voraus in der Seitengasse warten und erkannte, daß Dr. Romany ihn gefunden hatte.
    Ohne lange zu überlegen, streckte er einen Arm aus und schlug den Ellbogen rückwärts in die Magengrube des Mannes, der seinen linken Arm hielt, und als der zusammenbrach, trieb Doyle die linke Faust in die Kehle des Mannes zu seiner Rechten. Auch der ging zu Boden, und im nächsten Augenblick rannte Doyle mit der grenzenlosen Energie reiner Panik südwärts, denn er erinnerte sich an Romanys Zigarre so gut, daß er die Hitze ihrer Glut beinahe am Auge fühlen konnte. Dicht hinter ihm waren die Schritte des dritten Mannes zu hören, der ihm nachjagte.
    Er verließ die Hauptstraße und rannte durch eine Seitengasse, und da die Schritte des Verfolgers beängstigend nahe waren, riß er im Vorbeilaufen einen Stapel Kisten mit Kartoffelschalen in den Weg. Die Kraftanstrengung bewirkte, daß er sich um seine Achse drehte, das Gleichgewicht verlor und schwer auf Hüfte und Schulter prallte und ein Stück über das schmutzige Pflaster rutschte, aber der Kistenstapel war unmittelbar vor Horrabins Mann über die Gasse gestürzt, und der andere war mit den Füßen hängengeblieben und hatte einen schallenden Bauchklatscher auf das Pflaster gemacht. Nun lag er bewegungslos auf dem Gesicht, vielleicht nur benommen, vielleicht aber auch ohnmächtig, und Doyle rappelte sich hastig auf und hinkte so schnell er konnte weiter die Gasse entlang. Er überquerte zwei schmale Straßen und folgte seiner Gasse, bis er sich nach einem weiteren Block auf den hell von Lampen beschienenen Bürgersteig des Strand wiederfand, nur wenige Blocks östlich vom Krone und Anker. Die Anstrengung des Laufens hatte ihn wieder zum Husten gebracht, und er nahm einen Shilling und Vierpence von den bestürzten Passanten ein, bevor er den Anfall unter Kontrolle brachte. Wieder zu Atem gekommen, folgte er dem Strand westwärts, denn plötzlich war ihm eingefallen, daß dies der Samstagabend war, an dem Coleridge nach dem Plan seinen Vortrag hätte halten sollen, und daß der Dichter, mochte er gegenwärtig auch nicht in der Lage sein, anderen nennenswerte Hilfe zu leisten, Doyle wenigstens helfen könnte, ungesehen zu Kopenhagen-Jacks Haus zurückzugelangen. Überhaupt, dachte Doyle, könnte Coleridge sich von der Vorwoche noch an ihn erinnern.
    Ohne der beleuchteten Geschäfte und Restaurants zu achten, eilte er den Gehsteig weiter, die Schultern eingezogen, um die Schmerzen des Seitenstechens zu lindern, hinkend von seinem Sturz und wie ein Asthmatiker schnaufend. Er sah eine Frau bei seinem Anblick in unverstellter Furcht zurückprallen, und jetzt erst kam ihm zu Bewußtsein, wie grotesk er mit seinem Make-up, den zerschlissenen Lumpen und dem Gang einer verkrüppelten Kakerlake aussehen mußte; er richtete sich auf und bemühte sich, langsamer zu gehen und das Hinken zu unterdrücken.
    Die Fußgänger, die ihm entgegenkamen und in auffallend hastiger Bereitwilligkeit auswichen, schienen weniger Einzelpersonen als vielmehr ausgestanzte Schemen zu sein, aber er wurde doch aufmerksam, als eine überraschend hohe Gestalt aus einer Einfahrt ihm in den Weg trat. Ein weißer, spitz zulaufender Hut saß auf einem Kopf wie einem bemalten Osterei, und Doyle keuchte vor Entsetzen, machte kehrt und rannte, hinter sich das Klopfen der verfolgenden Stelzen auf den Steinplatten des Gehsteigs.
    Horrabin lief auf seinen Stelzen mit der Leichtigkeit langer Übung und machte selbst im dichten Fußgängerverkehr hüpfende Schritte von zehn Schuh Länge, und während der Verfolgung stieß er eine Folge durchdringender, abwechselnd hoher und tiefer Pfiffe aus. Dem entsetzten Doyle klangen sie im Ohr wie die Sirenen von Gestapofahrzeugen in alten Filmen über den Zweiten Weltkrieg.
    Die Pfiffe machten gewisse Bettler aufmerksam und lockten sie aus Eingängen und Seitengassen; sie verhielten sich still, aber Doyle erkannte sie an der Art, wie sie manövrierten, um ihn einzukreisen. Zwei kamen ihm von vorn entgegen, während ein Dritter von der anderen Straßenseite herüberkam und ihm

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