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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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Fischerbooten ein Schuß losging, dann riß er den Kopf wieder herum, als ein Schuß von Dr. Romanys Boot kam. Der Clown sah das winzige Licht von der Oberfläche aufspringen und ausgehen, als es wieder herabfiel, und ihm wurde klar, daß der Zigeunerhäuptling auf den Mann im Wasser feuerte.
    Rasch legte er die Hände wie einen Schalltrichter um den Mund und schrie: »Ich dachte, Ihr wolltet ihn lebendig!«
    Einen Moment blieb alles still, dann hallte Romanys Stimme über das Wasser: »Ist das nicht Hundsgesicht-Joe?«
    »Es ist der Amerikaner.«
    »Apep soll mich essen! Warum haben Sie dann auf ihn geschossen, Sie Tölpel?«

    Jacky hatte bereits ein engmaschiges Netz aus einem der Fischerboote gezogen, zu einem schmalen Kanu getragen und dieses losgebunden, als sie Horrabin in einem Ton, der durch die Furcht noch schriller war als sonst, schreien hörte: »Verdammt, ich war es nicht, Euer Gnade, ich schwöre es! Es war jemand bei den Fischerbooten dort - da fährt er jetzt, in einem Kanu, und hält auf Euch zu!«
    Jacky bediente das Paddel geschickt und schnell und trieb das Boot rasch hinaus zu dem Ring der winzigen Lichter, der sich immer weiter nach Osten zur Brücke verschob. Gott, dachte sie, keuchend vor Anstrengung, tut mir leid, Tom - ich meine, Doyle. Es war bloß mein Übereifer, Hundsgesicht-Joe zu töten. Es tut mir leid, bitte sei nicht tot!
    Dennoch fühlte sie sich wie ausgehöhlt und kalt vor Schrecken, denn es war nach ihrem Gefühl ein wohlgezielter Schuß gewesen, den sie genau in die Mitte des undeutlich erkennbaren Kopfes visiert hatte.
    Ihr Kanu kam schneller voran als Dr. Romanys größeres Boot, und sie war ein gutes Stück östlich von ihm losgefahren, so daß sie, als Doyles Kopf wieder aus dem Wasser tauchte - abermals genau in der Mitte des unfehlbaren Lichterrings -, beinahe hundert Schritte näher bei ihm war als Romany.
    »Doyle!« rief sie, zutiefst erleichtert, ihn noch am Leben zu sehen. »Ich bin es, Jacky. Warte auf mich!«

    Doyle war so erschöpft, daß er beinahe verdrießlich war, Jackys Stimme zu hören. Er hatte sich mit seiner baldigen Gefangennahme abgefunden, und dieser Rettungsversuch von Jacky hörte sich an, als würden ihm weitere Strapazen folgen, die wahrscheinlich nichts bewirken würden als Dr. Romany in Zorn zu bringen.
    »Laß dich sinken, so tief du kannst, und dann komm wieder hoch!« riefJackys Stimme, näher jetzt.
    Doyle wandte den Kopf und sah im Kerzenschein seines liliputanerhaften Gefolges einen bärtigen Mann in einem Kanu.
    Seine Augen weiteten sich, doch ehe er wieder untertauchen konnte, sagte die Gestalt im Kanu: »Warte!« und zog sich mit einer Handbewegung den Bart vom Gesicht. »Ich bin es, Doyle. Nun tu, was ich sagte, und mach schnell!«
    Doyle sagte sich resignierend, daß die Zeit der Strapazen eben noch nicht vorüber sei, tauchte von neuem unter und ließ gehorsam die Hälfte der eingeatmeten Luft durch die Nase hinaus, so daß er leicht durch das kalte schwarze Wasser tiefersank; dann fiel ihm ein, daß es hier keinen Schwimmbeckenboden gab, von dem er sich aufwärts abstoßen konnte, und er brachte seinen Abstieg mit Schwimmbewegungen zum Stillstand. Wie, dachte er, wenn ich so tief gesunken bin, daß ich nicht mehr zur Oberfläche hochkomme, bevor meine Lungen meutern und Flußwasser einsaugen? Sofort begann er sich mit aller Kraft wieder emporzukämpfen, und einen Augenblick, ehe er die Oberfläche durchbrach, fühlte er ein Seil über den Handrücken streifen.
    Ganz in seiner Nähe war ein wildes Zwitschern, wie von einem Käfig voller aufgeregter Vögel, und Jacky, über die Bordwand des Kanus gebeugt, zog das nasse Gewicht eines Fischernetzes ein, in dessen Gewirr noch ein paar kleine Lichtlein brannten. »Steig ein!« sagte Jacky. »Über die Seite weiter vorn, dann kann ich dich von hier ausbalancieren. Aber halte dich fern von diesem Netz - die kleinen Satanskerle haben Messer. Und beeil dich!«
    Doyle warf einen Blick flußaufwärts - er konnte Romanys Boot ungefähr fünfzig Schritte entfernt ausmachen, und die synchronisierten Ruderschläge kamen jetzt sehr laut -, dann zog er sich hoch, brachte ein Bein über die Bordwand und wälzte sich in das Kanu. Jacky kauerte im Heck und hielt das Boot mit dem Paddel auf Kurs.
    Sobald das Schaukeln aufhörte, keuchte Doyle: »Gib Gas!«
    Jacky begann aus Leibeskräften zu paddeln. Nachdem es zum Stillstand gekommen war und zusätzliches Gewicht aufgenommen hatte, war das Kanu jedoch

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