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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Henkerstrunk ansehen, weil wir schon sehr bald Kadaver wären.«
    »Ah.« Sie trank einen Schluck. »Wie umsichtig von ihm.«
    »Mmh.«
    Die Morgenstille wurde plötzlich von einem lauten Schrei unterbrochen, der über das Meer hallte. Die beiden sahen hoch und betrachteten das riesige schwarze Monstrum, das sich der Gischtbraut näherte.
    Die Kettenhexe schwamm noch und war am Leben; jedenfalls so lebendig wie ein Kadaver, über den Fliegen schwärmen. Männer huschten über ihr Deck, rote Punkte auf den
schwarzen Planken. Sie wischten, flickten und reparierten Schäden. Von der Reling hingen grobe Taue herunter, während sich Seeleute um den Rumpf kümmerten. Am Bug überpinselte ein Mann den grellroten Namen des Schiffes mit einer Schicht schwarzer Farbe.
    Kataria bemerkte mit einem gewissen Stolz die Stelle, wo der Bug der Gischtbraut den Rumpf des Piratenschiffes zertrümmert hatte. Es war ihr präziser Schuss gewesen, ein shictischer Bogenschuss, der der riesigen hölzernen Bestie diesen Schlag versetzt hatte. Jetzt schwärmten Menschen über diesen Trümmerhaufen aus Planken und zogen dicke, stinkende braune Fleischbrocken aus den Splittern.
    Kataria grinste boshaft.
    »Widerlich.« Lenk verzog das Gesicht, als etwas, das ein Schenkel gewesen sein konnte, aus dem Holz gezerrt und ins Meer geworfen wurde, ein Festmahl für einen lärmenden Schwarm Möwen. »Kaum vorstellbar, dass das uns die Freiheit bringen soll.«
    »Ist das so?«
    »Laut Argaol jedenfalls.« Lenk nickte. »Er hat das Schiff deshalb sogar in Schwarze Erlösung umgetauft.«
    »Ich kann dir, glaube ich, nicht ganz folgen.«
    »Na ja, wenn man diesem Vogeldämon, den wir befragt haben, glauben darf, ist das Abysmyth unterwegs zu den Inseln im Norden. Die Gewässer dort sind für ein großes Schiff wie die Gischtbraut zu flach, also werden wir das Beiboot da draußen nehmen.« Er deutete über die Steuerbordseite des Schiffes.
    »Wie du vielleicht bemerkt hast, ist diese Nussschale viel zu klein, um uns nach Toha zurückzubringen, wo uns die Zivilisation und unsere Belohnung erwarten, wenn und falls wir diese Fibel erbeuten und wenigstens einer von uns noch am Leben ist, um sie dem Besitzer auszuhändigen.«
    Sie nickte. Dieser Gedanke war ihr auch schon gekommen.
    »Also hat Argaol vor, uns Sebast mit der Schwarzen Erlösung hinterherzuschicken.« Er leerte den Becher mit einem langen Zug. »In einigen Tagen ist das Schiff wieder seetüchtig. Vermutlich wird Sebast ein oder zwei Tage brauchen, um uns einzuholen.«
    »Verstehe.« Sie zuckte mit den Ohren. »Und wie viel Zeit haben wir dann, diese Fibel zu finden?«
    »Etwa sechs Tage, bis wir uns mit Sebast treffen.«
    »Nach dem, was wir von dem Abysmyth wissen, glaubst du also, dass wir einen Tag brauchen, um herauszufinden, wohin die Kreatur verschwunden ist, einen zweiten Tag, um die Fibel in unseren Besitz zu bringen, zwei Tage, um dorthin zu kommen, wo wir uns treffen wollen, und einen weiteren Tag, um Sebast zu finden.« Sie blinzelte. »Was machen wir dann mit dem übrigen Tag?«
    Lenk blähte die Nasenflügel, als er tief einatmete. »Darf ich mutmaßen?«
    »Schieß los«, antwortete sie.
    »Wir begraben unsere Toten.«
    Ein lauer Wind wehte über das Deck. Die Federn in Katarias Haar flatterten um ihr Gesicht, als sie in den Becher blickte und die Flüssigkeit nachdenklich schwenkte.
    »Guter Kaffee.«
    »Mmh.«
    In dem strahlend hellen Morgenlicht konnte Kataria die Veränderung in Lenks Verhalten nicht übersehen. Er war kein großer Mann, nicht viel größer als sie, und viel kleiner als die meisten anderen Männer seiner Rasse. Und dennoch, als jetzt die Sonne ihre gierigen Strahlen auf seinen Rücken brannte, wirkte er kleiner als in der Nacht zuvor … irgendwie geschrumpft.
    Es war keine rein körperliche Veränderung, nichts, was man Schlaflosigkeit hätte zuschreiben können. Seine Veränderung war so subtil, dass vielleicht niemand außer ihr sie bemerkte. Er hielt sich nicht mehr ganz so gerade, hatte den Rücken etwas gebeugt. Sein silberfarbenes Haar, das sonst so strahlend glänzte und im Wind wie flüssiges Metall
wehte, hing jetzt schlaff und grau über seine Schultern, selbst als der Wind versuchte, es zu bewegen. Doch seine Augen hatten nichts von ihrem Strahlen verloren. Sie waren immer noch blau und hart.
    Immer noch kalt.
    »Lenk«, flüsterte sie.
    Er drehte sich rasch zu ihr herum, wie ein Tier, das Gefahr wittert, und ihr stockte der Atem, als er sie ansah. In

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