Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
besorgte Äußerungen aufschnappte, die sie nicht verstand, Humor, den sie nicht begriff, und Flüstern, das sie nichts anging.
Die Menschen drängten sich hinter Gariath und ließen sie allein neben der Reling zurück.
Blöde, stinkende Echse. Ihre Gedanken schlugen beinahe augenblicklich in Verachtung um. Tut so, als wäre sie so viel besser als alle anderen. Als wäre man über jede Kritik erhaben, nur weil man groß genug ist, um jeden zu erwürgen, der anderer Meinung ist.
Sie biss sich auf die Unterlippe. Eigentlich war das irgendwie logisch.
Trotzdem, widersprach sie sich selbst, er hat keinen Anlass, mich so zu behandeln. Und er hat erst recht keinen Grund, auf mich herabzusehen, als wäre ich ein schmutziger … Mensch!
Ihr Ärger richtete sich von dem Drachenmann auf die Seeleute, die auf Deck herumwuselten. Sie warfen immer wieder Blicke über ihre Schultern, um zu sehen, wie nahe sie ihr kamen, und hielten dann entsprechenden Abstand.
Feiglinge!
Feigheit war typisch für ihre Rasse. Ihr Vater hatte ihr das gesagt, und jetzt wusste sie auch, dass es die Wahrheit war. Sie rief sich die Zeit nach dem gestrigen Gemetzel in Erinnerung. Die Mannschaft der Gischtbraut, ihre Menschen, hatten über andere, noch widerlichere Menschen gesiegt, und zwar nur durch ihre, Katarias, Hilfe. Während sie gekreischt hatten,
hatte sie gelacht. Als sie ungelenk herumgestolpert waren, hatte sie zielsicher getötet. Während sie sich eingenässt hatten, hatte sie Lenk, einen ihrer Menschen, aus der Gefahr gerettet.
Sie hatte sich von Anfang an ihren Respekt verdient, sowohl als Kriegerin als auch als Shict. Und jetzt hatte sie durch ihre bloße Anwesenheit Anspruch darauf.
Und doch bewiesen sie weiterhin nur ihre Feigheit. Sie hörte selbst jetzt noch, wie sie neiderfüllte und anzügliche Bemerkungen über ihre Muskeln machten. Sie drückten sich herum und warfen ihr schräge, misstrauische Blicke zu. Sie beeilten sich sogar damit, das Beiboot zu beladen, zweifellos, weil sie es eilig hatten, sie loszuwerden, damit sie einen Dämon jagte und irgendwo auf dem Meer starb.
Keiner von ihnen war kühn genug, vorzutreten und ihr eine Beleidigung ins Gesicht zu schleudern.
»He, Schwachkopf!«
Sie fletschte die Zähne, als sie herumwirbelte. Lenk begegnete ihrer Wut, indem er gleichgültig seine blauen Augen verdrehte.
»Ja, ja, du bist ungeheuer wild«, sagte er und unterdrückte ein Gähnen. »Ich werde mir auch ganz bestimmt in die Hose machen, nachher.« Er reichte ihr einen Zinnbecher, aus dem Dampf aufstieg. »Hier.«
»Was ist das?« Sie nahm den Becher, roch daran und betrachtete dann neugierig die schwarze Brühe, die darin schwappte. »Das riecht schrecklich.«
»Das ist Kaffee«, antwortete er. »Tohanische Braune Bohne, genauer gesagt; ein schrecklich teures Gesöff.«
»Kaffee«, murmelte sie. Sie trank einen Schluck und wurde blass. »Er schmeckt auch schrecklich.«
»Das sagt dir, wie teuer er ist.«
»Ich nehme an, das erscheint Menschen logisch.«
»Nicht sonderlich.« Er zuckte mit den Schultern. »Jedenfalls fand ich das noch nie logisch.« Er trank einen Schluck aus seinem Becher und lächelte, allerdings wenig überzeugend. »Ich nehme an, das macht mich unmenschlich, oder?«
Kataria hätte sein Lächeln erwidern können, spitzte jedoch nur die Lippen und warf ihm einen Blick unter halb geschlossenen Lidern zu.
Unmenschlich .
Das Wort hing zwischen ihnen in der Luft, und sie hörte es jedes Mal, wenn sie blinzelte. In den Momenten, in denen sie eigentlich nur Schwärze hinter den Lidern hätte sehen sollen, sah sie stattdessen ihn. Sie sah ihn, wie er sich wand, sich den Kopf hielt und sie mit einer Stimme anfuhr, die nicht seine eigene war. Zwischen ihren Atemzügen und den Schlägen ihres Herzens hörte sie, wie er sie anschrie.
HÖR AUF, UNS ANZUSTARREN!
»Hör auf«, sagte er.
»Was?« Sie blinzelte, und die Bilder verschwanden.
»Hör auf, mich so anzusehen«, murmelte er und trank schlürfend einen Schluck Kaffee. »Das geht mir auf die Nerven.«
»Aha.« Sie senkte den Blick auf die braune Brühe in dem Becher in ihrer Hand. »Wieso kommen wir überhaupt in den Genuss dieser teuren Brühe?«
»Den verdanken wir Argaols Menschenfreundlichkeit«, antwortete er. »Der brave Kapitän möchte anscheinend, dass wir gut gelaunt verschwinden.«
»Menschenfreundlichkeit?« Sie hob eine Braue; dieses Wort passte irgendwie so gar nicht zu dem Mann.
»Er sagte, ich sollte es als
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