Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
Zwang in seine beiden runden, pupillenlosen Augen blicken.
»Hör mir genau zu, wenn ich jetzt sage«, flüsterte er barsch, »dass ich mir das Recht verdient habe, dir aus dem Weg zu gehen.«
Er wirbelte so schnell herum, dass es einen Luftzug gab, und ging steifbeinig über das Deck davon. Sie sah ihm nach; obwohl er nicht mehr geschrumpft und kleiner wirkte, schien er auch nicht der Alte zu sein. Er ging gerade aufgerichtet davon, aber sein Haar hing immer noch schlaff über Schultern, die unter irgendeiner Bürde niedergedrückt zu sein schienen.
Obwohl sie vor wenigen Augenblicken noch mit Lenk gesprochen hatte, wusste Kataria nicht, wer die Person war, die sich da gerade von ihr entfernte.
An der Reling sammelten sich Menschen. Sie erblickte ihre eigenen Gefährten unter ihnen, als sie sich um die dunkle Gestalt von Kapitän Argaol scharten. Ruhig ging sie zu ihnen und rieb sich die Arme, um ihre Durchblutung wieder in Gang zu bringen.
Kurz vorher war es noch nicht so kalt gewesen.
»Verdammt!«, knurrte Denaos und blickte vorwurfsvoll zum Himmel hoch. »Was ist passiert?«
»Was meinst du?«, erkundigte sich Asper.
»Es war warm«, murmelte Denaos und stampfte mit den Füßen. »Jetzt ist es kälter als ein Walfurz.«
»Fur … Furzen Wale?« Sie hob eine Braue.
»Alles furzt. Das macht uns zu Menschen.«
»Aber Wale sind …«
»Deshalb sind ihre Fürze ja auch kalt!«, fuhr er sie an. Der große Assassine blickte auf, als Kataria sich in das Gewühl drängte. Sein Blick glitt von ihren bloßen Armen zu ihrer nackten Körpermitte. »Nicht, dass ich etwas gegen den Anblick hätte, aber bist du sicher, dass du keinen Mantel oder so etwas willst?«
»Ich brauche nichts«, antwortete sie mürrisch, ohne ihn anzusehen. Ihr Blick wirkte abwesend, obwohl sie aus dem Augenwinkel gelegentlich den silberhaarigen Mann neben sich musterte. »So kalt ist es nicht.«
»So kalt ist es nicht?« Denaos zitterte schon bei den Worten. »Ich habe das Gefühl, dass ich es mir gerade auf einem Eiszapfen gemütlich gemacht habe.«
»Sie sagte, es ist ihr nicht kalt!« Lenk sah ihn gereizt an. »Halt den Mund.«
Denaos fielen zwar jede Menge scharfer Erwiderungen ein, die vermutlich bewirkt hätten, dass der junge Mann seine Lenden umklammert hätte, aber er zog es vor, den Mund zu schließen. Etwas in dem Blick, den Lenk und die Shict sich zuwarfen, bestätigte die Weisheit dieser Entscheidung.
»Du wirst dir in einer Stunde ohnehin den Hintern aus der Hose schwitzen«, erklärte Argaol und warf einen Blick zur Sonne. »Auf dem Meer schlägt das Wetter sehr schnell um. Während die verweichlichten Landratten in den Städten erst in zwei Stunden den warmen Morgen begrüßen, müssen wir Männer von Zamanthras vor dem Morgengrauen aufstehen, damit wir uns Ihr stellen können, wenn Sie noch kalt und wütend ist.«
»Und das ist Euch nie vollkommen blödsinnig vorgekommen?« , fragte Denaos spöttisch.
»Ich bin nicht in der Stimmung für Klugscheißer, Junge!«, fuhr der Kapitän ihn an. »Der Lord Emissär hat mich gebeten, euch die Richtung zu zeigen, in der euer Dämon verschwunden ist, und das passt mir ganz ausgezeichnet. Je früher ihr wisst, wohin ihr segeln sollt, desto schneller könnt ihr mein Schiff verlassen und aus meinem Leben verschwinden. Falls es also keine weiteren Einwände gibt«, sein Blick glitt über die Versammelten, »dann können wir wohl endlich weitermachen.«
»Das ist wahrscheinlich überflüssig«, meinte Kataria höhnisch, »da sich Gariath offenbar den Weg zum Sieg erschnüffeln kann.«
»Der Sieg riecht wie ein Paar abgerissene Ohren«, antwortete der Drachenmann und erstickte damit jeden Streit im Keim, »falls sich das jemand gefragt haben sollte.«
»Gut, wenn es also keine weiteren Einwände gibt«, Argaol seufzte, »dann machen wir weiter.« Er drehte sich um und deutete auf den fernen Horizont. »Wenn ihr eure Augen ein bisschen anstrengt, könnt ihr euer Ziel dort hinten am Rand der Welt erkennen.«
Lenk kniff die Augen zusammen, blickte über die Reling und schüttelte den Kopf.
»Ich kann nichts erkennen.« Er hob die Hand. »Kat, komm her und sag mir, was du siehst.«
»Nicht nötig«, erwiderte sie. »Ich sehe einen weißen Fleck in der Ferne und davor ein silbernes Stück…«
»Wie auch immer«, unterbrach Argaol sie rasch, »sie hat recht. Die Insel, nach der ihr sucht, ist dafür berühmt, dass sie die weißeste von allen ist. Es ist die am weitesten
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