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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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konnte er es nicht erkennen. Ihre Augen verschwammen in dem undeutlichen Fleck, zu dem sie geworden war. »Lenk … bist du …?«
    »Zeit«, stieß die Stimme hervor, »zu töten.«
    »Ich bin nicht …«
    »Töten!« , wiederholte sie.
    »Nicht was?«
    »Töten.«
    »Ich kann nicht …«, wimmerte er.
    »Keine Wahl.«
    »Halt die Klappe!« Er wollte es wütend knurren, aber seine Stimme klang schwächlich und leise. »Halt den Mund!«
    »Töten.«
    »Lenk …«, Katarias Stimme verklang.
    »TÖTEN!«
    »HALT DIE KLAPPE!«
    Er wusste weder, wann er gestürzt war, noch konnte er sich genau daran erinnern, wann er die Augen geschlossen und die Hände auf die Ohren gepresst hatte, während er zuckend wie eine zertretene Kakerlake auf der Erde lag. Als er die Augen wieder öffnete, war die Welt wie immer: Der Boden unter ihm war fest, sein Kopf tat nicht mehr weh, und er blickte in ein Paar Augen, hart und scharf wie Smaragde.
    »Es ist wieder passiert, oder?« Sie kniete neben ihm. »Was auf der Gischtbraut passiert ist, ist… wieder geschehen.«
    Sein Hals fühlte sich steif an, als er nickte.
    »Verstehst du das denn nicht, Lenk?« Ihr Flüstern klang zart, tröstend. »Es wird nicht aufhören. Ich kann dir nicht helfen, wenn du mir nicht sagst, was mit dir passiert.«
    »Das kann ich nicht.« Sein Flüstern war zerbrechlich, wie eine Glasscheibe, die am Rand bereits gesprungen war. »Ich … ich weiß es selbst nicht.«
    »Du kannst es nicht einmal versuchen?« Sie legte ihm die Hand auf die Schulter, und er bemerkte, wie sie bei der Berührung zusammenzuckte. »Um deinetwillen, Lenk? Um meinetwillen?«
    »Ich … ich kann nicht …«
    Seine Stimme verklang, während sie die Augen zusammenkniff. Sie stand auf, nicht so schnell wie sonst, sondern mit der müden Erschöpfung alter Leute, die des Lebens vollkommen überdrüssig waren. Sie sah auf ihn herab, und erneut blitzte in ihren Augen Mitleid auf. Diesmal jedoch konnte er nirgendwohin ausweichen.
    »Dann lass es«, erwiderte sie ernst. »Bleib einfach hier liegen … und lass es.«
    Er hatte das Gefühl, dass er sich aufrichten müsste, als er
hörte, wie ihre Stiefel bei ihren Schritten die Erde unter den Sohlen zermalmten. Er hätte sich am liebsten angeschrien, sich befohlen, ihr zu folgen, als er hörte, wie sie sich mit einem leisen Rascheln durch das Unterholz drängte. Er hätte sich erheben, ihr schreiend nachlaufen und ihr alles sagen sollen, was er auf dem Herzen hatte, bis seine Zunge vertrocknete und ihm aus dem Mund fiel.
    Stattdessen lag er auf der Erde und rührte sich nicht. Trotz all der Befehle, die er sich selbst hätte geben sollen, hörte er nur eine einzige Stimme.
    »Schwächling.«
    Einen Moment lang wurde sein Kopf glühend heiß, dann eiskalt, und ein dumpfer Schmerz schien sein Gehirn mit eisigen Fingern zu umklammern. Mit jedem Echo wurde es kälter; das Eis kroch hinter seine Augen, in seine Nase, seine Kehle hinab, bis die Sonne keinerlei Wärme mehr zu spenden schien. Selbst Atmen wurde zu einer Qual, Bewegung war vollkommen unmöglich, und der Tod … ein verlockender Gedanke.
    Er schloss die Augen und gestattete der Welt, in den Echos zu verschwinden, während die Geräusche selbst ebenfalls im Nichts verklangen. Es gab nichts mehr in der Welt, kein Leben, keinen Schmerz, kein Geräusch.
    Keinen Laut.
    Er öffnete die Augen, als es ihm dämmerte: Es war weder Vogelgezwitscher zu hören noch das Summen von Insekten.
    Die Beutetiere waren verstummt.
    Die Kälte schwand in heiß aufwallender Panik. Er rappelte sich auf, griff nach seinem Schwert und ließ den Blick durch den Dschungel zucken. Jeder der Bäume konnte der Dämon sein, der ihn mit grellweißen Augen beobachtete, während seine Klauen zuckten und er bereit war, seinen Kopf mit flüssigem Schleim zu überziehen, bevor er ihn fraß.
    Doch er sah nur Schatten und Blätter. Und er hörte nur sein eigenes hämmerndes Herz.
    »Hilfe.«
    Das Schweigen wurde von einer schwachen, zittrigen Stimme gebrochen. Sie war kaum mehr als ein Flüstern, kaum über dem Wispern des Windes zu vernehmen, aber sie erfüllte Lenks Ohren und wollte nicht weichen.
    »Helft mir.«
    Jetzt hörte er es deutlicher, erkannte es. Er hatte mehr als genug Männer sterben hören und wusste, wie es klang. Trotz der Klarheit der Stimme konnte er den Sprecher nicht entdecken. Langsam ließ er den Blick erneut über die Bäume gleiten, konnte in der dichten Dämmerung jedoch nichts

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