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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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und ich möchte gern, dass das so bleibt.
    Er räusperte sich.
    »Warum nicht?«, sagte er.
    Verflucht!
    »Du willst das doch gar nicht«, antwortete sie.
    »Doch.«
    »Aber ich nicht.«
    »Wie sollen wir dann …?«
    »Gar nicht, das ist der entscheidende Punkt.«
    Diesmal war ihr Blick anders als sonst, als sie sich von dem Baum abstieß und ihn betrachtete. In ihren Augen blitzte etwas auf, das er noch nicht gesehen hatte. Und er hatte schon so ziemlich alles in den grünen Tiefen ihrer Augen gesehen: ihren morbiden Humor, ihre kalte Wut, selbst ihren ungeschminkten Hass, wenn sie die richtige Person vor sich hatte. Bis zu diesem Moment hatte er jedoch noch nie Mitleid in ihrem Blick gesehen.
    Und bis jetzt hatte er sich auch noch nie von ihr abwenden müssen.
    »Hör zu«, fuhr sie fort, »es ist nicht so, dass ich dir nicht mehr traue, aber du bist einfach…« Sie hielt inne, vielleicht weil sie seine Reaktion auf ihre Worte fürchtete. »Du bist mürrisch, geheimnistuerisch, fährst mich an. Das war charmant, allerdings in Maßen, missversteh mich nicht. Aber jetzt …« Ihr Körper erbebte, als sie seufzte. »Du bist nicht einmal mehr Lenk.«
    »Ich bin nicht Lenk?«, fauchte er sie höhnisch an. »Dann sag mir bitte, wie du entscheiden kannst, wer Lenk ist?«
    »Das kann ich nicht«, konterte sie scharf. »Aber ich weiß, wer Lenk gewesen ist. Offenbar ist dieser Lenk jetzt irgendein
verrückter Wahnsinniger, der mit sich selbst spricht und über sich selbst in der dritten Person redet.«
    »Lenk ist ganz bestimmt nicht …!«
    Er unterbrach sich und biss sich auf die Unterlippe, als sie sein spöttisches Lächeln auffing, es zu einem hochmütigen Grinsen verzerrte und es ihm über den Schädel schlug.
    »Also gut, kapiert«, murmelte er. »Aber um der Gerechtigkeit Genüge zu tun, du bist auch nicht Lenk. Du«, er deutete mit dem Finger auf sie, »hast keine Ahnung, was in meinem Kopf vorgeht.«
    »Aber nicht, weil ich nicht versucht hätte, es herauszufinden!« , fuhr sie ihn an. »Ist es denn wirklich so schockierend, dass jemand an deinem schwächlichen, unbedeutenden Leben Interesse haben kann?«
    »Oh, eine Erinnerung an meine Menschlichkeit.« Er verdrehte die Augen und hob pathetisch die Arme. »Daran hast du dich so lange festgeklammert, wie es nur ging, richtig?«
    »Eine Erinnerung?« Sie lachte lange, laut und boshaft. »Wie solltest du dich nicht an deine Rasse erinnern? Du wirst jedes Mal daran erinnert, wenn du aufwachst und denkst: Hurra! Vor mir liegt ein weiterer Tag als wandelnde Plage!«
    »Nur würde ich vom Tod deshalb so freundlich denken«, erwiderte er schneidend, »weil ich meine Existenz ungleich lieber mit der kalten Präsenz von Gevrauch teile als mit einer überheblichen, schmierigen, spitzohrigen Shict!« Er zögerte und schien noch eine besondere Bosheit zurückzuhalten, als ihr Zischen ihn veranlasste, sie zu äußern. »Die im Schlaf furzt! So, jetzt habe ich es ausgesprochen!«
    »Ich esse viel Fleisch«, spie sie wutentbrannt hervor, »und wenn du es auch tätest, wärst du vielleicht nicht so ein Zwerg!«
    »Dieser fragliche Zwerg kann dir mit Leichtigkeit den Garaus machen!«
    »Bisher ist dir das jedenfalls noch nicht gelungen, Rundohr!«
    »Vielleicht brauche ich dann einfach nur ein bisschen mehr Zeit, um …«
    »Nein!«
    Die Stimme hatte als leises Murmeln begonnen, als ruhiges Flüstern in einem Winkel seines Hirns. Jetzt hallte sie, sang in seinem Schädel, echote durch seinen Kopf. Seine Schläfen pochten, als ob die Stimme zornige Abdrücke hinterließ, jedes Mal, wenn sie von seinem Schädel abprallte. Kataria vor ihm veränderte sich. Er sah sie nicht mehr scharf und wütend, sondern irgendwie verschwommen, undeutlich. Die Erde unter seinen Füßen fühlte sich weicher an, nachgiebiger, als fürchte sie sich, ihm Widerstand zu bieten.
    Die Stimme jedoch blieb in ihrer Klarheit greifbar.
    »Keine Zeit mehr«, stieß sie hervor. »Kein Gerede mehr.«
    »Mehr Zeit wofür, du Furzschnüffler?« Kataria sprang vor ihm von einem Fuß auf den anderen, und ihre Finger zuckten, während Lenk sie nur als einen sich bewegenden Fleck wahrnahm. »Bist du nicht mehr so mutig?«
    »Ich …« Er wollte sprechen, aber sein Hals verengte sich und erstickte seine Worte.
    »Du … was?«
    »Es gibt nichts zu sagen«, murmelte die Stimme, »keine Zeit mehr.«
    »Wofür«, flüsterte er, »ist denn Zeit?«
    »Was zum Teufel soll das heißen?« Falls sie ihn merkwürdig ansah,

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