Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
essen muss? Dämonen fressen doch, oder? Er dachte einen Augenblick darüber nach. Richtig. Wahrscheinlich vor allem Köpfe. Sie scheinen genau die Art von Kreaturen zu sein, die Köpfe fressen.
Wenn es sich tatsächlich in den Wald zurückgezogen hatte, dann könnte es jetzt direkt vor ihm stehen, ohne dass er es sehen konnte. Schlimmer noch, es könnte alles, was an ihm vorbeispazierte, hinterrücks überfallen, denn wie sollte man es in der Dunkelheit von einem Baum unterscheiden können?
Ach, das ist einfach, dachte er. Ein Baum würde deinen Kopf nicht fressen.
Diese Erkenntnis vermochte ihn allerdings nicht sonderlich zu trösten. Dafür schoss ihm jedes Mal ein anderer Gedanke durch den Kopf, wenn er blinzelte: Du gehörst nicht hierher! Dieser Gedanke wiederum zwang ihn dazu, die Augen zu öffnen, und sein finsterer Blick richtete sich auf die hellhäutige Gestalt, die sich mühelos vor ihm durch das Blattwerk drängte.
Wieso sieht es bei ihr so leicht aus?
»Du bewegst dich ganz schön schnell vorwärts«, sagte er, nur um die Atmosphäre zwischen ihnen aufzulockern.
»Bedaure«, erwiderte sie bissig. »Möchtest du gern stehen bleiben und ein Gemälde von der Szenerie machen?«
Lenk ließ ihr den Seitenhieb durchgehen, ohne sich die Mühe zu machen, ihn zu erwidern. Er schnalzte mit der Zunge. Vielleicht sollte ich lieber warten, dachte er, bevor ich versuche, die Dinge mit der Shict gerade zu rücken. Sie schien im Augenblick nicht in der Stimmung für eine Versöhnung zu sein.
Nein, nein!, ermahnte er sich. Wenn du es jetzt nicht tust, wird sie nur immer wütender, und du erntest noch etwas Schlimmeres als eine blutige Nase. Sein Blick fiel auf das
Jagdmesser an ihrem Oberschenkel, und er verzog das Gesicht.
»Ich meinte«, antwortete er, »dass du dir normalerweise länger Zeit bei der Spurensuche lässt.«
»Meistens«, sie nickte, »aber diese besondere Beute hat einige außergewöhnliche Eigenschaften.«
»Als da wären?«
»Zunächst einmal herrscht noch ziemlich viel Lärm im Wald. Beutetiere, wie zum Beispiel Vögel oder Käfer, verstummen immer, wenn ein Jäger naht.«
»Du sagtest etwas von Eigenschaften.«
»Ja, da ist noch etwas.«
»Was?«
»Das Abysmyth ist ein drei Meter fünfzig großer Fisch, der auf zwei Beinen läuft und nach Tod stinkt, du Idiot!«, fuhr sie ihn an. »Wenn es irgendwo auf dieser Insel ist, dürfte es nur verdammt schwer zu übersehen sein.«
Er beschloss, auch diese Beleidigung einfach zu ignorieren. Es wäre natürlich leicht, etwas ebenso Gemeines zurückzugeben. Genau genommen könnte er ihr sogar ihre Brutalität heimzahlen. Sein Blick streifte den besonders dicken Zweig direkt neben ihrem Kopf.
Du musst nur zugreifen und …
Er schüttelte den Kopf, um den Gedanken zu vertreiben. Er wusste zwar, dass es nur sehr wenige Probleme gab, die sich nicht lösen ließen, indem man den Kopf der entsprechenden Person gegen einen Baum knallte, aber dieses hier war eines davon. Auch wenn ein Abenteurer normalerweise wenig Wert auf Takt legte, war genau der in dieser Situation gefragt.
»Das ist alles?«, fragte er und hoffte, dass sie nicht hörte, wie angespannt seine Stimme bei dem Versuch klang, höflich zu sein.
»In diesem besonderen Fall, ja.« Sie duckte sich unter einem tief hängenden Zweig hindurch. »Ich möchte dich etwas fragen.«
Sein Körper spannte sich augenblicklich an; wenn die Shict Fragen stellte, mündete das in letzter Zeit immer in Gewalttätigkeiten.
»Hast du eigentlich schon darüber nachgedacht, wie du diese Kreatur bekämpfen willst, wenn du sie findest?«
»Würde es dich beunruhigen, wenn ich dir sage, dass ich keine Ahnung habe?«
»Nicht mehr als sonst.«
»Also, ich habe schon ein wenig darüber nachgedacht«, antwortete Lenk. »Das Abysmyth kann von den Waffen Sterblicher nicht verletzt werden, und mehr haben wir nicht. Aber Feuer kann es vernichten. Dread kann diesbezüglich etwas aus dem Handgelenk schütteln, und wenn wir Zeit haben, können wir uns Fackeln machen.«
»Es dürfte schwierig sein, ein Feuer zu entfachen, wenn es sich gerade über unsere Köpfe hermacht.«
»Du glaubst, es frisst Köpfe?«
»Klar.« Sie zuckte mit den Schultern. »Es scheint genau die Art von Kreatur zu sein, die Köpfe frisst.«
Er lächelte.
»Dreadaeleon hat seine Migräne.« Sie knurrte, als sie ihren zierlichen Körper zwischen einem Felsbrocken und einem Baumstamm hindurchquetschte. »Ich habe zwar noch nie gesehen, wie
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