Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
schwachen Götter glauben an eine Tragödie ohne Sinn. Die Weisheit der Abgründigen Mutter ist so endlos und weit wie die See. Sie wird dafür sorgen, dass diese verdorbene Welt im endlosen Blau wiedergeboren wird, wie sie eigentlich sein sollte. Die einzige Klage des Hirten ist die, dass dieses Schaf hier dieses Paradies nicht sehen wird.«
Ihr Instinkt und ihre Verzweiflung, sich nicht aus dem
Griff der Kreatur befreien zu können, erstarben langsam in ihr, als der Schleim über ihr Gesicht kroch. Ihr Körper schien sie zu verraten, ihr Mund wurde schlaff, ihr Herz langsamer, ihre Lungen schrumpften und schüttelten sie vor Schmerz. Und als ihre Organe allmählich aufgaben, spürte sie, wie sich eine ähnliche Krankheit in ihrem Verstand ausbreitete.
So schlecht ist das nicht, dachte sie. Es geht schnell, ohne großen Schmerz, und dann ist es vorbei. Es gibt schlimmere Arten zu sterben … oder nicht? Ohne darüber nachzudenken, registrierte sie, wie ihr Herz langsamer wurde, sich in ihrer Brust in Blei verwandelte. Was auch immer mit mir passiert, ist nicht halb so schlimm wie das, was …
Kataria riss die Augen weit auf, als der Schleim in ihre Augenwinkel sickerte.
Lenk.
Sie durfte sich nicht ergeben, das wurde ihr schlagartig klar. Sie konnte Lenk nicht einfach in seiner Grube liegen lassen, wo er darauf wartete, dass das Abysmyth ihn noch weit schlimmer folterte. Sie konnte nicht friedlich in den Tod gehen, mit dem Wissen, dass er hilflos in der Nähe lag.
Mit frischer Kraft hämmerte sie auf die Kreatur ein, aber selbst diese Wut erstarb schnell und hässlich, sobald sie sie heraufbeschworen hatte. Ihre Lungen bekamen immer weniger Luft, als der Schleim in ihre Nase kroch, und die Schreie, die in ihr gefangen waren, drohten, ihren Hals zu zerreißen. Was konnte sie gegen den Dämon ausrichten? Von den Waffen Sterblicher konnte er nicht getötet werden; sie hatte ihm einen Pfeil durch das Herz gejagt, und er hatte nicht einmal gezuckt. Nein, sie konnte nichts mehr tun, das wurde ihr jetzt klar.
Ihr blieb nichts mehr, als sich zu entschuldigen.
Lenk, dachte sie und drehte den Kopf in Richtung seiner Grube, ich bin …
Ihr Blick verharrte einen Moment auf dem leeren Grab, bevor ihr ein anderer Gedanke durch den Kopf schoss.
Wo?
Die Frage wurde augenblicklich beantwortet, als er auftauchte und so silbern wie das Schwert, das er hoch erhoben hatte, lautlos wie ein Schatten durch den Rauch glitt. Viel zu schnell, als dass der Dämon ihn bemerkt hätte, zu schnell, um ihr auch nur Gelegenheit zu geben, zusammenzuzucken, sauste sein Schwert in einem Regenbogen aus Stahl hinab.
Sie spürte, wie sie fiel, fühlte, wie sich der Griff um ihre Kehle lockerte, spürte, wie sie auf dem Boden aufschlug. Sie blinzelte, ohne auf den Schleim zu achten, der ihr in die Augen kroch, und betrachtete den schwarzen Arm, der regungslos neben ihr auf dem Boden lag. Er war sauber an seinem dünnen Oberarm abgetrennt worden.
Wenn der Dämon hätte blinzeln können, hätte er das zweifellos getan, als er auf seinen Armstumpf starrte. Er wackelte kurz mit dem Stumpf und sah sich dann blicklos um. Erst betrachtete er seinen Arm auf dem Boden, dann den Mann, der mit einem blanken Schwert vor ihm stand. Dann legte er den Kopf auf die Seite.
Und der Dämon kreischte.
Der Schrei war so laut, dass er selbst die Wand aus Schleim durchdrang, die ihre Ohren verstopfte, und so entsetzlich, dass sie den Rest des Schleims vergaß, als sie versuchte, sich die Ohren zuzuhalten. Sie hatte die Kreatur lachen hören, beten, predigen und kichern. Sie hatte all das gehört und war stumm geblieben.
Doch jetzt, als Kataria den Schmerz des Dämons hörte, wollte sie ebenfalls schreien.
Lenk dagegen war vollkommen ungerührt. Sein Schwert zuckte erneut durch die Luft und riss eine klaffende Wunde in den schmächtigen Oberkörper des Dämons. Die schwarze Haut riss auf wie Papier, und Brocken einer zähen schwarzen Masse fielen aus der Wunde, landeten auf dem Boden und wackelten dort wie Pudding. Das Abysmyth kreischte erneut, und seine Stimme schlug in ein schrilles Wehklagen um, als es die Klauen auf die Wunde presste und versuchte zu verhindern, dass weitere Teile aus seinem Körper fielen.
»Hör auf!«, jammerte es. »Hör auf! Hör auf! Du sollst das nicht tun!«
Lenk hörte nicht auf.
Er stürzte sich auf die Kreatur, als sie zurückwich, rammte ihr seine Waffe mit so viel Wucht ins Bein, dass sie auf der anderen Seite in einem
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