Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
schwarzen Sprühnebel herausdrang. Der Dämon fiel auf die Knie, und sein Schrei schien selbst den Rauch zu erschrecken, der weiter vom Strand zurückwich. Seine Hand zitterte, als er die verschiedenen Wunden zu bedecken suchte und sich mühte, die zähe Flüssigkeit zurückzuhalten, die beängstigend schnell aus ihm herausquoll.
»Das ist nicht recht!«, kreischte die Kreatur. »Es ist nicht gerecht! Geh weg von mir! GEH WEG!«
Lenk ging nicht weg.
Mit einem lautlosen Schritt, das Schwert locker an der Seite, näherte er sich der Kreatur beinahe schlendernd. Der Kampf war bereits entschieden, aber statt ihn rasch zu beenden, ließ sich Lenk Zeit, ging so langsam, als wollte er andeuten, dass er Kataria nicht einmal bemerkte, die immer noch mit Schleim bedeckt still und atemlos etwas abseits auf dem Boden lag.
»Mutter!«, heulte das Abysmyth. »Mutter! Hilf mir! HILF MIR!«
Lenk hörte nicht hin.
Der Dämon griff ihn an, schwächlich und ungelenk, stieß mit einer Klaue zu, erwischte jedoch nur leere Luft, als Lenk mit einem Schritt auswich. Als die Kreatur auf ihrer Hand landete, reagierte Lenk jedoch umso schneller, trat wie eine Schlange um sie herum. Seine Stiefel kratzten auf lederner Haut, als er auf den Rücken der Kreatur sprang, ein Stück hinauflief und dann ihre schwarze Brust packte. Sein Schwert blitzte, und der stählerne Zahn grub sich tief in das Schlüsselbein des Dämons.
In diesem Moment begriff Kataria, dass das Abysmyth einen Laut ausstieß, den sie noch nicht von ihm gehört hatte,
einen Laut, den auszustoßen sie es bis zu diesem Moment niemals für fähig gehalten hatte: Der Dämon schluchzte.
»Das tut weh! Es schmerzt!«, schrie die Kreatur, während Lenk sein Schwert tiefer in sie hineinrammte. Sie riss den Mund weit auf. »MAMMI! MAMMI! ES TUT WEH! MACH, DASS ES AUFHÖRT!« Sie schlug gegen die Waffe, doch ihre Finger waren plötzlich pummelig und hilflos. »MAMMI, ICH MAG DAS NICHT! MACH, DASS ES AUFHÖRT!«
Lenk lauschte.
Dann hob er den Fuß, stellte den Absatz auf die Parierstange seines Schwertes und trat zu. Er grub das Schwert bis zum Heft in das Abysmyth. Die silberne Klinge durchstieß den Brustkorb des Dämons, wie ein Sonnenstrahl Sturmwolken durchdringt, und glänzte trotzig.
Der Dämon hörte auf, zu wehklagen. Lenk sprang von seinem Rücken.
Die Atemzüge des Abysmyth waren angestrengt und mühsam, glänzende Rinnsale troffen bei jedem Keuchen aus seinem Leib. Selbst während es schwankend auf den Knien hockte, konnten seine Augen die Verzweiflung nicht wiedergeben, die es eindeutig empfand, als es ausdruckslos auf die Waffe starrte. Das Schwert erwiderte den Blick mit seinen Augen aus Metall, grausam und erbarmungslos, und verweigerte dem Abysmyth das Mitleid, nach dem es die Kreatur so verlangte.
Der Wind heulte in der Ferne. Über ihnen riss der Rauch auf. Ein Lichtstrahl senkte sich argwöhnisch auf die geschwärzte Erde und beleuchtete den silbernen Stachel, als das Abysmyth die Klaue hob und die Spitze mit seinen Krallen betastete.
»So laut«, flüsterte es. »Der Himmel ist … so laut.« Ein Wasserfall schwarzer Galle rauschte jetzt zwischen seinen gezackten Zähnen hervor und befleckte den Boden. »Es tut weh …« Stumm blickte es in den Himmel hinauf. »Mutter … wieso tut es weh?«
Kataria sah zu, wie es zusammenbrach und der Schwertgriff
stolz im Sonnenlicht funkelte. Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf.
Das hätte niemals passieren dürfen.
Als sie blinzelte und etwas Matschiges auf ihren Lidern spürte, kam ihr ein weiterer Gedanke.
Ich kann nicht atmen.
Als wäre das bis zu diesem Moment vollkommen unmöglich gewesen, fuhr sie sich mit den Fingern über das Gesicht und zog Schichten von Schleim herunter. Der Schleim schien sich dagegen zu wehren und versuchte jedes Mal, wenn sie etwas davon abzog, tiefer in sie hineinzusickern. Ihre Lungen drohten zu platzen, ihr Herz schien explodieren zu wollen, und ihr Verstand schien bereit zu sein, sich in Stein zu verwandeln und ihren Kopf zu Boden zu ziehen.
Aber sie zog weiter.
Stiefel knirschten auf dem Boden. Sie spürte, wie ein Schatten über sie fiel.
»Lenk«, gurgelte sie erstickt. »Hilf mir.«
Er zuckte zusammen und kniete sich neben sie.
Sie öffnete den Mund, um ihn erneut anzuflehen, aber sie hatte keine Luft mehr im Körper. Das Blut in ihren Adern gefror, und sie vergaß, Luft zu holen, als ihr Kiefer schlaff wurde. Sie keuchte; der Schleim fand die Tür zu ihrem Körper
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