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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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bleichen Leiche zog und einen wütenden Schlachtruf ausstieß, witterte er weder Tod noch Meer, weder Salz noch Furcht. Er roch nur den Duft von Flüssen, als die Frau ihn angriff.
    Den Duft von Flüssen und Felsen.

»Kat? «
    Das war doch ihr Name, oder? Selbstverständlich hatte kein Shict sie jemals so genannt; Shict hatten lange, stolze Namen, die alle etwas bedeuteten. Kat dagegen bedeutete nichts, Kat war kein Name, war nicht einmal ein Wort.
    »Kat!«
    Kat war ihr Name, das fiel ihr jetzt wieder ein. Nicht ihr richtiger Name, nicht ihr Shict-Name. Kat war ein Name, mit dem ein silberhaariges Mädchen sie gerufen hatte. Nein, erinnerte sie sich, es war ein Mann gewesen. Ein Mensch.
    »Kataria!«
    Jetzt erinnerte sie sich an ihn. Ein hagerer Kerl, der nicht sonderlich beeindruckend aussah; aber sie sah ihn oft an, war das nicht so? Sie war ihm aus einem Wald gefolgt, vor einem Jahr. Wo war er jetzt?
    Seine Stimme war kaum zu hören. Ihre Ohren zuckten. Sie fühlten sich irgendwie an, als würden sie nicht mehr zu ihrem Körper gehören, als würden sie schwer wie Blei von ihrem Kopf herunterhängen. Sie war zu taub, um auch nur ihren eigenen Atem hören zu können, ganz zu schweigen die Rufe eines schwächlichen menschlichen Jungen … Mannes.
    Aber sie hörte ihn trotzdem, hörte, wie er ihren Namen rief, kreischend, schreiend, als litte er Schmerzen. Er hatte viel Schmerz erlitten, daran erinnerte sie sich.
    Wie war noch mal sein Name?
    »Lenk.« Ihre Lippen erinnerten sich. »Sei nicht tot.« Die Worte kamen unwillkürlich aus ihrem Mund. Es waren keine Worte, die eine Shict sagen würde. »Ich komme.«
    »Ach, das ist wirklich entzückend. Wenn er nicht schon längst tot wäre, wäre er gewiss begeistert, es zu hören.«
    Das war eine andere Stimme: nervtötend, albern, unerfreulich. Sie runzelte bei ihrem Klang die Stirn und öffnete die Augen. Das Gesicht erkannte sie: spitz und schmal, wie das einer Ratte, nur lästiger. Seine Miene war weder sonderlich besorgt noch besonders mitfühlend.
    »Denaos!«, zischte sie. Ihre Stimme war nur ein Krächzen.
    »Oh, gut. Du erinnerst dich an meinen Namen. Funktioniert alles andere da oben auch?« Er tippte ihr mit dem Finger an die Schläfe. »Nichts locker? Oder undicht?« Er wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht. »Wie viele Finger halte ich hoch?«
    »So viele, wie in deine Nase passen, wenn du mich nicht in Ruhe lässt«, fauchte sie und schlug gegen seinen Arm. Dann richtete sie sich auf dem Steinboden auf, und ihr Kopf dröhnte, als das Blut zurückrauschte. »Was ist passiert?«
    »Ah, du bist also noch bei Verstand, richtig? Die Frage ist also nur deiner angeborenen Dummheit entsprungen?« Er schnaubte und deutete in einen dunklen, überfluteten Gang. »Hör einfach hin, du Laus.«
    Sie musste sich nicht anstrengen, etwas zu hören. Selbst abgeschwächt klangen die Geräusche eines fernen Tumults gefährlich nah. Sie hörte das Klirren von Waffen, das Klappern, wenn sie zu Boden fielen, barsche, krächzende Schlachtrufe, die sich vermischten. Doch vorherrschend waren die Schreie: Laut und sporadisch vereinigten sie sich zu einem unaufhörlichen Fluss der Qual, der in ihre Ohren strömte und ihren Verstand füllte, bis er einem blubbernden Kochtopf glich.
    Sie zuckte zusammen und faltete ihre Ohren. Sie schmerzten schrecklich; warum taten sie so weh? Mit schmerzverzerrter Miene hob sie die Hände und rieb sie sanft. Ihr Entsetzen
verstärkte sich, als sie die Flocken getrockneten Blutes in ihren Handflächen sah.
    »Ah, ja«, murmelte sie, als sie sich erinnerte. »Diese Schreie!«
    »Jede Menge davon«, bestätigte Denaos. »Wenn du also nichts dagegen hast, würde ich das hier gern nett und vor allem leise tun.«
    »Was … tun?«
    Denaos rieb sich um Fassung bemüht die Nase. »Ich würde gern hier verschwinden, ohne mir etwas einverleiben zu lassen, was nicht in meinen Körper gehört.« Er betrachtete sie müde. »Bist du sicher, dass es dir gut geht? Ich glaube nämlich fast, das hier wäre einfacher, wenn du tot wärst.«
    »Hier zu verschwinden?«
    Kataria sah sich um. Der große Steinquader am Ende des Raumes war nicht zu übersehen; die Risse in seiner grauen Oberfläche schienen in dem grünen Licht der Fackel zu grinsen. Er verspottet mich, dachte Kataria, der im selben Moment einfiel, was passiert war. Und sich auch daran erinnerte, wer hinter dem Quader lag.
    »Wir gehen nirgendwohin«, murmelte sie und stand auf. Ihre Knochen ächzten

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