Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
»So wurden wir schon genannt.«
»Es ist etwas kürzer als weißhaarige, schmalgesichtige purpurne Mannfrau.«
»Wir sind Niederlinge, Abschaum«, schnarrte die Frau. »Du tätest gut daran, dich einer respektvollen Sprache zu bedienen, wenn du die Erste von Arkklan Kaharns Carnassiae ansprichst.«
»Wie auch immer du gern angesprochen wirst, du bist hier überflüssig.«
»Wir gehen, wohin es uns gefällt.« Die Niederling tippte mit dem Schwert gegen ihre Schulter. »Ich bin hier wegen …« Sie verzog ihr langes Gesicht, als sie überlegte. »Eines Buches. Nennt man das so?«
»Die … Fibel?«
»Ah. Das klingt beeindruckender.«
»Die bekommst du nicht.«
»Wir haben das Recht zu nehmen, was uns beliebt.« Xhai deutete mit einem gepanzerten Finger auf die Shict. »Deine Bestimmung verlangt, uns aus dem Weg zu gehen, wenn es uns gefällt, es dir zu erlauben. Also, genieße dein Glück und geh mir aus dem Weg. Ich habe zu töten.«
»Ich auch.« Kataria zog den Pfeil an ihre Wange. »Und ich war zuerst hier. Verschwinde.«
»Oder?«
Der Bogen sang sein melancholisches Lied, aber wie Kataria staunend sah, stolperte die Frau nur einen halben Schritt zurück, als der Pfeil sich in ihre Brust bohrte. Kataria schoss der Gedanke durch den Kopf, dass ihr Bogen vielleicht ihr eigenes Trauerlied sang. Die Carnassia blickte auf den zitternden Schaft in ihrer Brust und grinste.
»Erbärmlich.«
Steine ächzten, und Metall kreischte, als die Niederling angriff. Sie schleifte ihr langes Schwert hinter sich her, das auf dem Boden grüne Funken schlug. Kataria feuerte erneut, hastig, ungeschickt, und der Pfeil grub sich in den Unterarm der Niederling. Deren Grinsen verstärkte sich, als sie die Waffe mit beiden Händen packte.
Halt , befahl Kataria sich. Atme . Der Pfeil glitt in ihre Finger. Konzentrier dich ! Sie spannte die Sehne. Ruhig. Sie kniff
die Augen zusammen, als die Frau ihre Waffe über den Kopf hob und schrie.
Schieß.
Der Pfeil zischte heulend durch die Luft, schlug mit einem splitternden Quietschen in sein Ziel ein und grub sich tief in die purpurne Achselhöhle. Eisen klapperte auf Stein, die Carnassia kreischte und presste eine Hand auf den roten Fleck unter ihrem Arm.
Kataria lächelte. Menschen, seien sie nun purpurn oder rosa, wurden immer von diesem Schuss überrumpelt. Aber ihr Triumph währte nur kurz, so lange, bis Xhai sich wieder bewegte. Katarias Lächeln erstarb und verwandelte sich in ein erschrecktes Keuchen.
Sie bleibt nicht stehen.
Ein weiterer Pfeil zischte und prallte von einer gepanzerten Schulter ab, die unmittelbar darauf gegen Katarias Brust prallte. Die Shict fühlte, wie etwas in ihrem Inneren sich brutal verschob. Der Bogen wurde ihr aus der Hand gerissen, während sie vom Boden hochgehoben und durch die Luft geschleudert wurde, bevor sie durch salziges Wasser auf dem Felsboden rutschte.
Sie schaffte es kaum, sich auf die Knie zu erheben oder auch nur die zähe Flüssigkeit aus ihrem Mund auf den Boden zu husten. Nicht gut, gar nicht gut. Die Geräusche klangen gedämpft, und vor ihren Augen war alles grau in grau.
»Das war es wohl, oder?«
Die Stimme der Niederling hallte durch Katarias Kopf. Sie sah hoch, in zwei milchige Augen, auf das breite Lächeln eines Mundes voller spitzer Zähne, die ebenso schimmerten wie das breite Schwert, das sie über dem Kopf schwang.
Beweg dich!
Es war mehr ein Sprung als eine Rolle, aber ihre Reaktion rettete sie vor dem herabsausenden Schwert. Es grub sich krachend in den Stein und wirbelte eine Wolke aus Splittern auf. Xhai knurrte und riss wütend am Griff der Waffe.
Sie blickte nicht einmal auf, als Stiefelschritte über den Stein polterten.
»Überraschung!«, schrie Kataria.
Sie sprang die Frau an, packte ihre Taille und riss sie mit sich zu Boden. Xhai schüttelte sie ab wie ein übereifriges Hündchen und sprang dann auf ihre Widersacherin.
Doch Katarias Instinkte waren ebenso schnell wie ihre Muskeln. Sie zog die Beine an und rammte die Füße mit einer ihr kaum bewussten Wildheit in den Bauch der Niederling. Noch weniger registrierte sie ihr Brüllen, als sie erneut zutrat. Die Frau wurde hochgerissen, segelte über den Kopf der Shict und landete mit einem metallischen Krachen auf dem Gestein.
Kataria hätte jetzt weglaufen können, und etwas in ihr hielt das für eine gute Idee. Aber dieses Etwas hatte sich in einen Winkel ihres Hirns verkrochen und blökte ohnmächtig gegen das wütende Heulen in ihrem Kopf
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