Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
laut, um das Hämmern zu übertönen. »Woher kommt das plötzliche Interesse an dem schönen Geschlecht?« Er hatte seinen Baum verlassen.
Lenk hielt inne und sah auf. Er nagelte gerade Holzstücke über das klaffende Loch des gestrandeten Bootes und warf seinem Gefährten jetzt einen fragenden Blick zu. »Plötzlich?«
»Oh, Verzeihung.« Der Assassine lachte und hob eine Hand. »Ich wollte nicht etwa andeuten, dass du Rosinen in deinem Curry mochtest, wenn du weißt, was ich meine.«
»Ehrlich gesagt … weiß ich es nicht.«
»Oh. Ich meinte nur, dass du bis jetzt ausschließlich ein Interesse an Pflichterfüllung, Härte und Leiden wegen des Blutvergießens an den Tag gelegt hast.« Denaos trank einen Schluck aus dem Wasserschlauch und lehnte sich dann an die Seite des Bootes. »Du weißt schon, wie Gariath.«
»Mag … mag Gariath Rosinen in seinem Curry?«
»Ich weiß nicht einmal, ob er überhaupt Curry isst.« Denaos kratzte sich nachdenklich das Kinn. »Aber wenn, dann bevorzugt er es bestimmt scharf gewürzt.«
»Ja, wahrscheinlich.« Lenk runzelte die Stirn. »Warte mal, was genau soll das eigentlich heißen?«
»Vergessen wir es einfach. Jedenfalls berate ich dich sehr gerne bei diesem Thema. Aber warum entwickelst du ausgerechnet
jetzt, im Angesicht deines bevorstehenden Todes, ein Interesse an Frauen?«
»Eigentlich geht es nicht um Frauen, sondern um eine Frau.«
»Eine sehr edle Haltung«, antwortete Denaos und trank noch einen Schluck.
»Um Kataria.«
Denaos stieß ein ersticktes Gurgeln aus, ließ den Schlauch sinken, stemmte die Hände auf die Knie und hustete Wasser aus der Lunge. Lenks Miene verfinsterte sich, als er ein anderes Holzstück aufhob und es auf das Loch des Beibootes legte.
»Ist das so schockierend?«, erkundigte sich der junge Mann und griff nach einem Nagel.
»Schockierend? Es ist unmoralisch, Mann!« Der Assassine deutete vage in eine Richtung, in der sich die zuvor erwähnte weibliche Person befinden mochte. »Sie ist eine Shict! Eine blutrünstige Wilde, die in winzigen, zu engen Lederfetzen herumläuft! Sie betrachtet die Menschheit«, er hielt inne und stieß Lenk mit dem Ellbogen an, »zu der du ebenfalls gehörst, darf ich vielleicht hinzufügen, als eine Plage, die diese Welt befallen hat! Weißt du, dass sie neulich in Eisentrutz gedroht hat, mich umzubringen?«
»Ja, das hat sie mir gesagt.« Lenk hämmerte den Nagel ins Holz.
»Und?«
»Was und?« Der junge Mann blickte hoch und zuckte mit den Schultern. »Sie hat dich nicht umgebracht, also was ist schlimm daran?«
»Verstehe.« Der Assassine nickte düster. »Trotzdem, so ist das Geschöpf gestrickt, auf das du scharf bist, mein Freund. Gehen wir davon aus, dass sich die Götter sinnlos betrinken und dieser Vereinigung ihren Segen geben, und sagen wir weiterhin, dass ihr heiratet. Was passiert, wenn du die Marmelade über Nacht auf dem Tisch stehen lässt oder nicht die Hose trägst, die sie für dich herausgelegt hat? Willst du
wirklich riskieren, dass sie ein Halsband aus deinen Hoden macht, wenn sie schlechte Laune hat?«
»Kat kommt mir nicht wie der Typ vor, der Hosen bereitlegt«, erwiderte Lenk nachdenklich. »Vielleicht ist es genau das, warum ich …« Er kratzte sich das Kinn. »Warum ich sie mag.«
»Nun hör dir dein Gesäusel an, du romantischer Teufel.« Der Assassine seufzte und ließ den Kopf auf seine verschränkten Arme sinken. »Trotzdem, ich hätte wissen müssen, dass so etwas passieren würde.«
»Wieso?«
»Weil ihr beide so viel gemein habt«, fuhr Denaos fort. »Du, ein grimmiger Zwerg mit Haaren wie ein Mann, der dreimal so alt ist wie du. Und sie …« Denaos schüttelte sich. »Eine Frau mit einem so kleinen Busen, dass es fast eine Beleidigung für ihr Geschlecht ist, eine Frau, die es vollkommen in Ordnung findet, sich mit merkwürdigen Flüssigkeiten einzuschmieren und zu furzen, wann immer es ihr gefällt.« Er schauderte vor Entsetzen. »Und erst ihr Lachen …«
»Sie hat auch ihre guten Seiten«, gab Lenk zurück. »Sie ist unabhängig, starrsinnig, wenn es sein muss, und sie belästigt mich nicht allzu sehr … Das mit dem Lachen muss ich allerdings zugeben.«
»Du hast gerade ein Maultier beschrieben«, erwiderte Denaos. »Andererseits bist du ja auch auf einem Bauernhof aufgewachsen. Vermutlich erklärt das eine Menge. Dennoch, möglicherweise ist diese besondere Paarung ja vorherbestimmt.«
»Was meinst du denn damit?«
»Ich meine, ihr seid beide
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