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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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zu einem Vortrag ansetzte. »Die Götter erschufen erst den Mann und statteten ihn mit ihren Gaben aus. Von Daeon und Galataur erhielten wir das Wissen über die Kunst des Krieges. Von Silf die Gabe der Täuschung. Und von Khetashe bekamen wir, wie du weißt, den Drang zu forschen.«
    »Sprich weiter.«
    »Aber es gab ein Problem. Der Menschheit mangelte es an einem Ziel. Sie hatte keinen Grund, Kriege zu führen, keinen Grund zu lügen oder in die Ferne zu schweifen.«
    »Und?«
    Denaos zuckte mit den Schultern und lehnte sich zurück. »Dann erschufen die Götter die Frau, und plötzlich ergab alles einen Sinn.«
    »Aha.« Lenk kratzte sich den Kopf. »Und wie soll mir das jetzt weiterhelfen?«
    »Wenn du aus dieser klugen Geschichte keine eigenen Schlüsse ziehen kannst, dann vermag ich dir wirklich nicht zu helfen.« Der Assassine winkte abschätzig mit der Hand. »Warum bemühe ich mich überhaupt? Wenn wir die Fibel zurückbringen, hast du genug Gold, um dir etliche Huren zu kaufen, eine davon zu heiraten und den langsamen, genüsslichen Tod am Boden eines Bierhumpens zu sterben, wie jeder anständige Mann.«
    »Und wenn ich das alles nicht will?«
    »Dann gib mir deinen Anteil.«
    »Ich meine …«, Lenk legte ein neues Holzstück auf den Block, » … ich möchte dir eine Frage stellen. Hast du jemals etwas unbedingt gewollt, obwohl du gleichzeitig wusstest, dass es nicht für dich bestimmt war?«
    Der Assassine schwieg und kratzte sich zerstreut die Brust. Über ihm fuhr der Wind durch den Baum, und die auf einer kichernden, verspielten Bö schaukelnden Zweige warfen tanzende Schatten auf sein Gesicht, die von Sonnenstrahlen gejagt wurden. Immer noch schweigend hob er die Hand, als wollte er versuchen, die Sonnenstrahlen zu fangen.
    »Allerdings«, antwortete er schließlich. »So etwas habe ich einmal gewollt.«
    »Und, was hast du getan?«
    Lenk ließ das Beil hinabsausen und spaltete das Holzstück, dessen Hälften auf die Haufen flogen. Das Echo des Schlages hallte eine Ewigkeit durch den Wald und übertönte das Lachen des Windes.
    »Ich nehme an«, flüsterte Denaos, »du willst wissen, warum ?«
     
    Sie hieß Taire.
    Daran erinnerte Asper sich noch, wie auch an den ersten Tag, an dem sie den Namen gehört hatte.
    »Taire …?«, hatte sie das Mädchen gefragt und ihre Nase gerümpft. »Was ist denn das für ein Name?«
    »Was für ein Name ist denn Asper?«, hatte das Mädchen lächelnd geantwortet und ihr die Zunge herausgestreckt. »Der Name eines dummen Baumes oder einer lispelnden Schlange?«
    Die Zunge des Mädchens war lang, rosa und nie belegt, und seine Augen waren groß und blau, nicht kalt wie die von Lenk, sondern unergründlich wie der Himmel. Es hatte langes goldenes Haar, nicht schmutzig blond, wie das von Kataria, sondern schimmernd wie das Edelmetall.
    Und es lächelte immer.
    Das Leben im Tempel war hart. Das hatte man Asper bereits gesagt, bevor sie sich berufen fühlte, einzutreten. In den folgenden Tagen sollte sie es selbst erfahren, während der Sektionen von Toten, bei denen sie lernte, wie sie gestorben waren, oder wenn sie Salben oder Medizin aus der Apotheke in den Gemeinschaftssaal brachte, wo die älteren Priester sich der Kranken und Sterbenden annahmen. Dort zwang man sie, Männer, Frauen und Kinder anzusehen, die in ihren letzten Atemzügen lagen, damit sie erfuhr, warum sie dem Heiler diente.
    Taire war niemals schüchtern, hatte niemals Angst, und sie schien das Leben niemals als hart zu empfinden. Sie war immer die Erste, die neugierig in einen aufgeschnittenen Leichnam spähte, sie brachte am schnellsten die Medizin in den Gemeinschaftssaal, und sie begrüßte jeden Patienten, der hereingebracht wurde, mit Namen. Sie war die Einzige, die die Hand der Sterbenden hielt, wenn sie auf Talanas’ Schwingen diese Welt verließen.
    Taire hatte Aspers Hand genommen und sie auf die Sterbenden gelegt. Taire hatte ihr bei der Medizin geholfen. Taire war wach geblieben und hatte die Totengebete für die Verschiedenen gelesen, bis spät in die Nacht, zusammen mit Asper. Taire war nicht der Grund, warum Asper in den Tempel eingetreten war. Taire war der Grund, warum Asper dem Heiler diente.
    Auch Taire hatte gefleht.
    Ihr Verschwinden wurde offiziell als »bedauerlich« gewertet,
aber niemals mit besonderem Interesse untersucht. Es flüchteten ständig Kinder aus dem Tempel, denn selbst die klügsten und enthusiastischsten Schüler empfanden es gelegentlich als zu anstrengend,

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