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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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wie eine Kralle in seine Brust, die er nicht herausreißen konnte. Er hörte sich selbst in der Stimme des Jungen, hörte sein eigenes schrilles Schreien, seine eigenen Prahlereien, dieselben großspurigen Worte, die er seinem Vater gegenüber geäußert hatte, als er jung gewesen war.
    Und die auch seine Söhne ihm ins Gesicht geschleudert hatten.
    Sie waren so großmäulig, dachte er und lächelte das Junge an, sie haben so viel geredet, haben nie aufgehört zu reden, bis…
    »Grahta«, unterbrach er das Junge leise, »warum bist du nicht bei deiner Familie?«
    »Ich … das weiß ich nicht genau«, erwiderte Grahta und kratzte sich den Kopf. »Ich glaube … ich glaube, Großvater hat mich gebeten, zu warten. Er hat mich gebeten, wach zu bleiben und zu warten.«
    »Zu warten? Worauf?«
    »Auf dich.« Grahta betrachtete den großen Rhega eindringlich.
    »Jetzt bin ich hier.«
    »Und du gehst nirgendwohin, richtig?«
    »Richtig.«
    »Gut.« Das Junge kratzte sich wieder den Kopf. »Großvater … Großvater hat mir aufgetragen … er wollte, dass ich dir etwas sage.«
    »Was?«
    »Er hat mir gesagt, ich soll dir sagen … du sollst mir nicht folgen.«
    Gariath blieb fast das Herz stehen, und er riss die Augen auf. »Wa … was?«
    »Er sagte, dass du nicht dorthin kommen kannst, wohin er gegangen ist und wohin ich gehen soll. Noch nicht.«
    Etwas stieg Gariath in die Kehle und setzte sich dort fest. »Aber … warum nicht?«
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte Grahta und zuckte mit den Schultern. »Aber warum solltest du auch dorthin gehen wollen? Ich bin ja hier. Wir können spielen!«
    Nein, dachte Gariath. Wir können nicht spielen. Du musst gehen, Grahta. Du kannst jetzt gehen. Du kannst einschlafen. Ich habe die Botschaft gehört. Du kannst gehen.
    Gariath betrachtete das Junge, seine großen Augen und die kleinen Zähne, als es lächelte. Tangahr hat so gelächelt. Und Grahtas Augen waren so hell.
    Nein … NEIN!, brüllte er in seinem Kopf. Sag es ihm. Sag ihm, dass er gehen kann! Sag ihm, dass er schlafen kann! Er war so lange wach!
    Grahta ließ sich auf alle viere fallen und richtete seinen Stummelschwanz hoch auf, als er den älteren Rhega herausfordernd anblaffte. Tangahr hat immer so gebrüllt. Grahta hat nicht gerne gekämpft … Tangahr hat ihn immer geneckt. Welcher … welcher Rhega kämpft denn nicht gerne?
    Sag es ihm … SAG ES IHM! DU KANNST IHM DAS NICHT AN-TUN!
    »Grahta«, flüsterte Gariath. »Wie lange bist du wach gewesen?«
    »Eine … eine lange Zeit, glaube ich«, antwortete das Junge
und setzte sich wieder. Es gähnte und stieß ein klagendes Jaulen aus, während es Reihen kleiner weißer Zähne zeigte. »Seit du das gesagt hast, bin ich plötzlich sehr müde.«
    Gut, sagte sich Gariath und holte tief Luft. Er kann ruhen. Er hat die Ruhe verdient. Er hat es verdient …
    Gariath sah zu, wie das Junge sich einmal im Kreis drehte, sich zusammenrollte und seinen Schwanz über seine Schnauze legte. Es riss die Augen auf.
    Tangahr und Grahta haben immer so geschlafen.
    »Grahta«, sagte er leise. Als er keine Antwort bekam, wiederholte er es lauter. »Grahta!«
    »Was?« Das Junge öffnete ein helles Auge.
    »Schlaf noch nicht.«
    »Aber ich bin so …« Das Junge gähnte erneut, »so müde. Ich war so lange wach.«
    »Ich weiß, aber bleib noch ein kleines bisschen länger wach.« Der kleine Rhega antwortete nicht. »Bitte!«
    »Ich bin ja bald wieder da, Gariath. Ich will nur ein bisschen schlafen.«
    »Nein, Grahta, schlaf nicht ein. Bitte, schlaf nicht ein.« Gariath war neben dem Jungen auf die Knie gesunken. »Lass mich nicht allein, Grahta. Ich war … ich war sehr lange allein. Bitte, Grahta … Bitte.«
    »Vielleicht solltest du … Großvater besuchen«, schlug Grahta gähnend vor. »Er sagte, du solltest losgehen und ihn besuchen.«
    »Wo? Wo ist er denn, Grahta?«
    »Irgendwo … im Norden. Ich weiß nicht, was das bedeutet.«
    »Wie soll ich ihn dann finden?«
    »Du … du bist doch Weisester, stimmt’s?«
    »Ich bin nicht sehr schlau, Grahta. Du musst wach bleiben und mir die Richtung zeigen. Bitte, Grahta, bleib noch ein bisschen wach, nur ein bisschen, Grahta.«
    »Es … es tut mir leid.« Das Junge schnarchte schon fast. »Es ist nur … ich bin so müde.«
    »Noch nicht, Grahta. Sprich noch ein bisschen mit mir. Erzähl mir etwas … erzähl mir von deiner Mutter.«
    »Oh, meine Mutter…« Das Junge lächelte sehnsüchtig, als ihm die Augen

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