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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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zufielen. »Meine Mutter … ihr Name war Toaghari … das bedeutet …« Es riss gähnend die Schnauze auf. »Es bedeutet … Größte. Ich … ich hoffe, dass sie zurückkommt.« Es legte sich auf die Erde und drückte sein Gesicht gegen seinen Schwanz. »Bald.«
    Das Schnarchen des Jungen übertönte das Murmeln des Baches, aber es wurde mit jedem Atemzug schwächer. Immer mehr Geräusche der Welt drangen auf die Lichtung: das Rascheln der Blätter in den Bäumen, der Wind, der über den Sand wehte, die dampfende Feuchtigkeit, die zischend von der Erde aufstieg. Grahtas Schlafgeräusche waren nur ein winziger Teil in dem großen Chor der Welt.
    So wie Gariaths Stimme.
    »Nicht blinzeln«, befahl er sich und grub seine zitternden Hände in die Erde. »Nicht blinzeln. Wenn du blinzelst, verschwindet er.«
    Er versuchte, sich das Bild dieses kleinen roten Wesens einzuprägen, dessen Flanke sich bei jedem Atemzug hob und senkte, es in seine Augen zu brennen, die schon bald von Tränen überquollen.
    »Nicht blinzeln.«
    Er versuchte, das Bild von Flügeln zu behalten, die zu klein waren, als dass es sie hätte ausbreiten können, von einem Schweif, der so kurz war, dass es nur damit wedeln konnte, von Augen, die so hell leuchteten wie einst die seinen.
    »Nicht blinzeln.«
    Er versuchte, das Bild von zwei ähnlichen Wesen zu beschwören, die vor seinen Füßen herumrollten, blafften und schnappten, wedelten und jaulten, und er hörte ihre Stimmen ganz deutlich in seinen Ohrlappen, wie sie prahlten, drohten, brüllten, grollten, schnarrten oder schnarchten.
    »Nicht …«
    Als er die Augen wieder öffnete, war Grahta verschwunden. Wo er gelegen hatte, bildete sich keine Mulde, und die Sonne schien weiter, obwohl er nicht mehr da war. Das Geräusch seines Schnarchens war im Winde verweht.
    »Nein«, wimmerte Gariath und hämmerte auf den Boden. »Nein, nein, nein, nein, NEIN!« Sein Gebrüll ließ jedes andere Geräusch verstummen. »Schlag etwas!«, befahl er sich und sah sich auf der Lichtung um. »Schlag zu! Töte! Lass sie bluten! Töte sie! Bring etwas um! TÖTE!«
    Aber das Einzige, das sich mit ihm auf der Lichtung befand, an dem er seinen Schmerz auslassen konnte, war der gleichgültige alte Stein, der über ihm aufragte. Knurrend richtete er eine anklagende Kralle auf ihn.
    »DU!«
    Er schlug zu, spürte, wie seine Knochen knackten, und fiel mit einem Schrei zu Boden. Es war nichts da, was er hätte zusammenschlagen können. Es gab nichts zu töten. Keine Wut, keinen Hass. Er war ganz allein mit der Hoffnung. Ruhig legte er den Kopf gegen den Fels, und sein Körper zitterte, während ihm Tränen über die Schnauze liefen, über den Rand seiner Nüstern glitten und auf die ungerührte Erde fielen.
    Grahta war verschwunden. Die Rhega waren verschwunden. Gariath war allein.
    Umgeben nur vom Duft von Salz und Wind, während die Welt um ihn herum fortfuhr, zu existieren.

In der Vorratskiste, die Argaol ihnen mitgegeben hatte, deutete nur sehr wenig darauf hin, dass der Kapitän erwartet hatte, sie lebendig zurückkehren zu sehen. Denaos durchwühlte achtlos ihren Inhalt. Der Mond machte sich nur wenig Mühe, ihm mit seinem Licht bei der Suche zu helfen.
    »Decken … Angelschnüre … aber keine Haken«, murmelte der Assassine und verdrehte die Augen. »Taue … wer braucht auf einer Insel Taue? Wasserschläuche, leer … Schinken … Dörrfleisch … gepökeltes Schweinefleisch … getrocknetes Pökelfleisch!«
    Schließlich ertastete er etwas Langes, Festes. Er zog den Gegenstand heraus und betrachtete ihn kritisch.
    »Eine … eine Laute.« Er sah das Saiteninstrument verblüfft an. »Was … Hat er einfach alles, was er nicht mehr braucht, in diese Kiste geworfen?« Er betrachtete die Inschrift auf dem hölzernen Griffbrett. »Kein schlechtes Jahr.«
    »Könntest du dich vielleicht beeilen?«, rief jemand hinter seinem Rücken. »Ich bin … ich versuche zu verhindern, dass jemand einen Wundbrand in seinem Bein bekommt und es ihm abfault.«
    »Wären die Götter barmherzig, sollte meine Ohren dieses Schicksal ereilen«, murmelte der Assassine.
    Seufzend suchte er weiter nach Dingen, die der Kapitän als nützlich für eine Jagd auf Dämonen erachtet hatte.
Schließlich belohnte ihn seine Hartnäckigkeit, denn sie bewies, dass das alte Gebet zu Silf nach wie vor wirkte.
    »Götter sind launisch, Menschen sind grausam«, zitierte er, als seine Hand sich um etwas Glattes, Kaltes schloss. Er zog die

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