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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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deinen Gefährten? Warum beantwortest du die Fragen der Frau nicht?«
    »Ich will sie nicht beunruhigen.«
    »Du willst sie auch nicht ansehen. Du willst nicht auf sie hören. Denn wenn du es tätest, wüsstest du, dass sie vorhat, uns zu töten.«
    Lenk zuckte bei dieser Anschuldigung nicht zusammen, sah den Mann nicht einmal erstaunt an. Stattdessen sog er zischend die Luft zwischen den Zähnen ein und blickte über den Felsvorsprung. Steedbrook lag unter der Sonne, unberührt und unerschüttert von der Präsenz von Dämonen oder dem Singen von Schwertern. Einst war auch er so ungerührt gewesen.
    »Vielleicht«, flüsterte er, »ist das gar nicht so schlecht.«
    »Was?«
    »Dass Dämonen nicht von Sterblichen getötet werden können.«
    »Wir sind mehr als bloße Sterbliche.«
    »Genau das meine ich«, antwortete Lenk und hob ruckartig den Kopf. »Das hätte nicht passieren dürfen. Sie darf es niemals erfahren.«
    »Warum nicht?«
    »Warum sollte sie es denn erfahren?«
    »Sie alle sollten es wissen«, meinte der Mann kalt. »Sie wissen bereits, dass wir ihnen überlegen sind.«
    »Das sind wir nicht. Ich bin nur ein Mann.«
    »Du? Du bist schwach. Wir dagegen sind viel mehr als ein Mann. Warum sind sie uns gefolgt? Und warum folgen sie uns immer noch? Warum unterdrücken sie ihre Gier, ihren Hass und ihre Brutalität und tun, was wir ihnen sagen? Selbst das niederste Vieh erkennt seinen Herrn.«
    »Ich will aber niemandes Herr sein!«, fauchte Lenk unvermittelt und richtete anklagend einen Finger auf den Mann. »Ich will … ich will, dass du gehst.«
    »Gehen?«
    »Ich will, dass du aus meinem Kopf verschwindest. Ich will keine Stimmen mehr hören. Ich will mich nicht mehr die ganze Zeit kalt fühlen. Ich … ich …« Er presste die Hände auf den Kopf und zuckte zusammen. »Ich will ich sein, nicht wir.«
    Das Gesicht des Mannes blieb regungslos bei diesem Gefühlsausbruch, zeigte weder Mitgefühl noch Verachtung. Er sah sein Gegenüber einfach nur an, mit kalten blauen Augen. Sein Haar reagierte weder auf den Wind noch auf die Sonne, so wie Steedbrook nicht auf sie hier oben auf dem Felsen reagierte.
    »Sieh hin.«
    Lenk blinzelte, und ihm war kalt.
    Die Sonne erlosch flackernd wie eine ausgebrannte Fackel, als sie hinter einem schwarzen Schleier verschwand. Die goldenen Felder unter ihnen wurden von dem Feuer, das Steedbrook überzog, bronzen gefärbt. Die Flammen bewegten sich in leuchtenden, knisternden Wellen. Die Rinder blökten; ihr Gebrüll war über dem Röhren des Feuers zu hören; ihre Besitzer und Hüter standen regungslos im rot gefärbten Staub. Schatten bewegten sich zwischen ihnen, und wer von ihren schwarzen Händen liebkosend berührt wurde, stürzte zu Boden.
    Lenk spürte, wie sein Herz kalt wurde, trotz des Feuers, das an dem Vorsprung züngelte. Er hatte das schon einmal gesehen, hatte zugesehen, wie sie starben, seine Mutter, sein Vater, sein Großvater. Er konnte sich nicht mehr an ihre Namen erinnern, aber an ihre Gesichter, die fast friedlich wirkten, als sie von flüsternden Schatten in die Dunkelheit getrieben wurden.
    »Das …« Er keuchte. »Das ist …«
    »Wie wir geschaffen wurden«, beendete der Mann den Satz für ihn. »Und wofür wir geschaffen wurden: dem da Einhalt zu gebieten.«
    Lenk bemerkte Gestalten in der Ferne, die sich merkwürdig von dem gemeinen Volk unterschieden, das auf den Wegen lag. Diese Gestalten fochten, widersetzten sich den Schatten. Eine nach der anderen blickte hoch, und er sah die Gesichter seiner Gefährten, die ihm flehentliche Blicke zuwarfen.
    »Sieh hin«, befahl der Mann. »Sie sind geringer als wir.« Es war, wie er sagte.
    Gariath heulte, schwang wild die Arme, bevor die Schatten sich auf ihn stürzten, ihn in Schwärze hüllten. Lenk zuckte zusammen, konnte die Augen nicht vor dem beißenden Rauch schließen.
    »Ich will nicht …«, wimmerte er.
    »Du hast keine Wahl! «, stieß der Mann hervor. »Wir müssen unsere Pflicht erfüllen.«
    Asper kreischte, stammelte fieberhaft unverständliche Gebete, als die Schatten sie in die Düsternis zerrten. Lenk fühlte Tränen auf seinen Wimpern.
    »Bitte …«
    »Und unsere Pflicht«, fuhr der Mann fort, ohne auf ihn zu achten, »ist die Ausmerzung. So wie wir Machtwort ausgemerzt haben, wie wir das Abysmyth ausgemerzt haben, so werden wir fortfahren auszumerzen. Wir tun das, was wir tun müssen, denn kein anderer vermag es zu tun.«
    Dreadaeleon brach zusammen, als das Feuer in seinen

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