Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

hatte recht, das wusste er; die Klippenaffen würden nicht einmal bemerken, dass ihr Kapitän tot war, bis der letzte Mann an Bord der Gischtbraut abgeschlachtet war. Und auch diese Möglichkeit beruhte auf der Annahme, dass man den Titanen mit einem Schwert aufhalten konnte.
    Eine Idee, die Lenk mit jedem Schritt, den der Klippenaffe sich der Serrant näherte, immer absurder vorkam.
    Sie knurrte, und Lenk zuckte zusammen, aber das Geräusch von Stahl, der Fleisch und Knochen durchtrennte, blieb aus. Stattdessen hörte er, wie eine eherne Rüstung schepperte, als eine große krallenbewehrte Hand vorzuckte, Quillians Kopf packte und sie zur Seite schleuderte, als wäre sie ein besonders sperriges Stück Treibholz.
    Obwohl Lenk nicht genug Luft bekam, um zu kichern, erfüllte es ihn mit Befriedigung zu sehen, wie Rashodd bei
dem Anblick der Gestalt, die die Treppe hinaufstieg, einen Schritt zurücksprang. Während die Klippenaffen sich mit beleidigender Gelassenheit bewegten, schritt Gariath mit wutentbrannter Leichtigkeit. Die lederne Haut seines Gesichts war vor Zorn verzerrt, und er fletschte Zähne, die ebenso rot waren wie jeder andere Teil seiner Anatomie. Schnitte und Wunden übersäten seinen Leib wie ein Körperschmuck, und genauso viel Aufmerksamkeit schenkte er seinen Verletzungen auch.
    »Es ist vorbei.«
    Gariath klang eher gereizt als zufrieden, obwohl es Lenk schwerfiel, die Wut seines Gefährten von seinen anderen Gefühlen zu unterscheiden. Sie schienen sich alle aus einer Art von Zorn zu speisen.
    »Sie haben fast gar nicht gekämpft.«
    Vor seinen Füßen bildete sich eine Lache aus Blut. Es war rot und stammte, wie Lenk grimmig bemerkte, nicht von ihm.
    »Der hier hat nicht mal sein Schwert gehoben.«
    Gariath warf dem Piratenkapitän den Leichnam eines Klippenaffen vor die Füße. Der Mann war kaum noch als Besatzungsmitglied der Kettenhexe zu erkennen. Sein Körper war verstümmelt und halb zerquetscht, und seine Gliedmaßen waren auf so ungewöhnliche Art und Weise abgewinkelt, als hätten sie mehr Gelenke als üblich. Unter seiner Haut blühten hässliche rote Blutergüsse.
    Lenk wünschte sich, dass Rashodd sein Gesicht nicht abgewandt hätte, weil er gern seine Reaktion gesehen hätte. Beim Anblick seines Untergebenen stieß der titanische Kapitän ein lautes Keuchen aus. »Was im Namen von Allen In Der Höhe habt Ihr mit ihm gemacht?«
    »Ich habe ihn getötet. Ist das nicht offenkundig?« Der Drachenmann trat einen Schritt vor, und Rashodd wich mit untypischer Hast und erhobenen Äxten zurück. »Der Rest von ihnen wird ihm folgen.« Gariath deutete mit einer Klaue auf den Kapitän. »Es sei denn, du tötest mich.«
    Ein kurzer Blick auf das Deck bestätigte Gariaths Worte. Die Schlacht hatte durch das Auftauchen des Drachenmannes eindeutig eine Wende genommen. Viele der Piraten waren tot, und die Übrigen wurden von der jetzt überlegenen Zahl der Matrosen der Gischtbraut zusammengetrieben. Nur die blassen Eindringlinge hielten noch dagegen, zusammengeschart in einer Ecke des Schiffes. Sie achteten nicht auf die Hilfeschreie der Klippenaffen.
    Die wenigen, die ihre Waffen noch nicht niedergelegt hatten, brachen als qualmende Hüllen vor Dreadaeleon zusammen. Der Junge atmete schwer, während er Feuerstöße aus seinen Händen aussendend über das Deck schritt wie ein unterernährter Titan.
    »Das ist eine Beleidigung!«, grollte Gariath und zog die Blicke der Umstehenden wieder auf sich. »Ich wollte einen Kampf. Ich wollte Krieger, und du hast mir Säuglinge vorgeworfen.« Er versetzte der Leiche einen kräftigen Tritt. »Säuglinge.« Er hob den Fuß, und als er ihn senkte, knackte es. Gräulicher Brei verteilte sich über die Planken. »SÄUGLINGE!«
    Rashodd zuckte zusammen. Lenk hätte der Anblick vielleicht befriedigt, wenn er nicht ebenfalls den Kopf hätte abwenden müssen.
    »Ihr habt so kühn angebliche Blasphemien verurteilt, Argaol«, die Stimme des Giganten verriet keine Furcht, »und dennoch tut Ihr Euch mit mörderischen Monstern zusammen, ohne über Eure eigene selbstgefällige Heuchelei zu erbeben?«
    »Hör auf, mit ihnen zu reden«, grollte Gariath und ballte die Fäuste. »Ich musste mich durch einen Haufen von hässlichen, schwächlichen, stinkenden Menschen kämpfen, um zu dir zu gelangen. Jetzt bleib stehen und kämpfe, damit einer von uns stirbt und wir heute endlich etwas Vernünftiges bewerkstelligt bekommen.«
    »Es kümmert mich nicht, welche Gräuel vorher,