Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
versammeln und die Möglichkeiten diskutieren, wie du mehr als nur einen Abschaum töten kannst, und du diesen Überlegungen kaum Aufmerksamkeit schenkst, weil du unbedingt den hier umbringen willst?«
»Er hat zwei Frauen getötet! Ich habe nicht einmal die Chance bekommen, gegen ihn zu kämpfen!«
»Zwei?« Dech hob eine Braue. »Ich hätte nicht gedacht, dass sie so zäh sind.«
»Hast du nicht ebenfalls gesagt, dass er vollkommen blutverschmiert gewesen ist?« Der Mann namens Vashnear, der Langnasige mit der roten Robe, verzog angewidert den Mund. »Schmutzige Kreatur. Lasst sie im Käfig.«
»Mittlerweile ist es vollkommen klar, dass der Abschaum dich mit nichts infizieren kann«, erwiderte Yldus und verdrehte die Augen.
»Das kannst du nicht wissen!«, fuhr Vashnear ihn an.
»Nur einen Moment außerhalb des Käfigs«, flüsterte Qaine. Sie hob die Hände, eine zum Schloss an seinem Käfig, die andere zu der Klinge an ihrem Gürtel. »Es wird schnell gehen. Die beiden anderen waren Schwächlinge. So stark kann er nicht sein.«
Naxiaw hielt den Atem an, während er bereits plante, wie er sie töten würde, dann zu der mit dem borstigen Haar springen und ihr die Kehle herausreißen würde; dann würde er ihr Schwert packen und sich auf die Männer stürzen. Sie waren klein, zierlich ... ein Hieb würde sie beide erledigen.
Doch die Große mit dem gespannten Gesicht... er würde fliehen müssen und später wegen ihr zurückkommen. Auch gut. Shict kämpften nicht fair.
Er atmete langsam und ruhig, während ihre Finger sich dem Schloss näherten. Er war darauf vorbereitet. Er war bereit, ihr Blut zu vergießen. Er war s’na shict s’ha. Er würde sie alle töten, sobald sie noch ein bisschen näher kam und ...
»Nein.«
Er hatte nicht einmal genug Luft übrig, um zu keuchen, nachdem die Stimme gesprochen hatte. Sie klang nicht drohend, wie Naxiaw wahrnahm. Drohungen implizierten Unsicherheit, Bedingungen, die erfüllt werden mussten. Diese Stimme klang ganz anders. Dieses Wort war voller Selbstsicherheit, voller Bedeutung.
Obwohl er das lange Gesicht des Mannes nicht sehen konnte, war Naxiaw überzeugt, dass er ruhig am Rand der zerstörten Terrasse auf einem Stein saß und extrem gelangweilt in das Tal hinabstarrte.
Seinen Namen kannte Naxiaw nicht. Er wurde so leise geflüstert, mit so viel stiller Ehrerbietung, dass er selbst der großen Reichweite seiner Ohren entgangen war. Es wirkte sogar fast so, als würden die anderen Langgesichter sorgfältig darauf achten, seinen Namen nicht innerhalb der Hörweite des Shict zu nennen. Sie wandten ihre Blicke von ihm ab, und selbst Naxiaw hatte das Bedürfnis wegzusehen, den Anblick seiner nachtschwarzen Robe und des langen, steifen weißen Haares zu meiden.
Aber er zwang sich dazu hinzusehen, ihm einen Namen zu geben, ein weiteres Blütenblatt an seiner Halskette. Der hier würde bluten. Der hier würde sterben. Der hier, Schwarz-Tuch, würde am meisten von allen leiden.
Nach einem Moment ertönte wieder das Geräusch von trommelnden Fingern. Luft kehrte in ihre Lungen zurück und Bedeutungslosigkeit in ihre Stimmen.
»Wie ich sagte«, fuhr Yldus fort, »bereitet mir die Invasion erhebliche Sorge.«
»So wie uns allen«, antwortete Vashnear höhnisch. »Die Tatsache, dass du auserwählt wurdest, diese Invasion anzuführen, ist eine Entscheidung, die unendliche Sorge bereitet.«
»Ich nehme an, Ihr habt eine bessere Idee?« Qaine trat vor Yldus und spiegelte seine höhnische Miene.
Das, so hatte Naxiaw herausgefunden, war ihre Funktion... Sie waren die Hunde der Männer. Sie mussten die Zähne fletschen und jene anknurren, die sie ohne ihre ausdrückliche Billigung auch nur ansahen. Diese großen Weißhaarigen, die Carnassiae, waren die Wildesten und beschützten ihre Schutzbefohlenen am entschlossensten. Naxiaw wartete mit morbider Neugier darauf, dass die borstenhaarige Dech auf Qaines Aggression einging, in der grimmigen Hoffnung, dass eine von beiden kurz danach sterben würde.
»Zugegeben, jedenfalls im Vergleich zu allen anderen«, sagte Yldus, bevor Dech etwas unternehmen konnte. »Ich weiß, dass ich etwas Unmögliches verlangen würde, wenn ich darum ersuchte, deine weiblichen Posen und dein Knurren zu unterlassen, aber ich habe gehofft, dass wir wenigstens unsere Aufgabe erledigen könnten, bevor ihr anfangt, euch gegenseitig zu massakrieren.«
»Die Entscheidung des Meisters«, erklärte Xhai, »wurde getroffen.«
Ein langes Schweigen
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