Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
Autorität, die Erste zu befehligen«, flüsterte sie barsch. »Das unterhöhlt Euch, lässt Euch...« Sie biss die Zähne zusammen. »Ich habe ihm bereits gesagt ...«
»Geht.«
Sie zuckte zurück, und auf ihrer Miene zeigte sich, zu Naxiaws Überraschung, ein Ausdruck reinsten Schocks. Er hatte nicht für möglich gehalten, dass irgendein Langgesicht in der Lage wäre, eine andere Miene zu zeigen als die irgendeiner Form von Ärger. Von daher beobachtete er mit besonderem Interesse, wie ihr Gesicht zu schmelzen schien, alle Spannung verlor, ihre Lippen sich öffneten und ihre Augen flackerten.
Ganz sicher hätte er nicht erwartet, dass irgendein Langgesicht so verletzt aussehen könnte, am wenigsten dieses.
»Wie du wünschst«, antwortete Yldus. »Wir werden schnell abreisen und noch schneller zurückkehren.«
Langsam, einer nach dem anderen, verließen sie den Kamm. Yldus reckte sich, so hoch er konnte, als er neben
Qaine davonschritt. Vashnear folgte mürrisch mit Dech, die zögernd hinter ihm herschlurfte. Xhai war die Letzte, die ging, und sie ließ sich am längsten Zeit, blieb stehen und drehte sich nach jedem Schritt um.
Aber auch sie verschwand wie alle anderen, ohne Naxiaw auch nur eines Blickes zu würdigen. Kurz darauf waren der Shict und das schwarz gekleidete Langgesicht allein.
Kaum waren sie gegangen, bereitete sich auch Naxiaw darauf vor zu verschwinden. Er senkte den Kopf und schloss die Augen, machte Anstalten, sich in seinen Verstand zurückzuziehen, Verbindung mit dem Heulen aufzunehmen und seine panische Warnung auszusenden, seine fieberhafte Botschaft an seine Artgenossen.
Langgesichter kommen. Seine Gedanken rasten wie verschrecktes Wild. Schon bald Gift. Sie sollen alle sterben, purpur oder rosa. vernichtet die menschliche Evolution, bevor sie erneut beginnt. Beseitigt alle Seuchen .
Eine gute Botschaft, dachte er, eine, die er eifrig weitergeben würde, sobald er in den Geräuschen ohne Bedeutung verschwunden wäre, sobald er sein Volk erreichte, sobald es hörte ...
»Sie antworten nicht, stimmt’s?«
Er fühlte die Kälte, die Worte krochen durch seine Rippen und schienen sein Herz zu umklammern. Schwarz-Tuch hatte den Kopf nicht gedreht, aber es bestand kein Zweifel, zu wem er sprach.
»Du bist schockiert.« Das Langgesicht lachte leise. »Das ist deine Spezies normalerweise immer. Abschaum, meine ich. Aber mir gefällt das an euch.« Er deutete mit der Hand über das Tal. »Bei den Niederlingen ist das Ergebnis immer vorhersehbar. Wenn sie geboren werden, wissen sie bereits, was sie tun werden. Die Männer benutzen Nethra, um die Frauen zu führen, die ihren Stahl benutzen, um sich gegenseitig zu töten. Kurzhände benutzen Pfeil und Bogen, Langhände benutzen Schwerter, Großhände werden Carnassiae. Die mit schwarzem Haar sterben, die mit weißem Haar töten. Es ist so ...«
Sein Seufzer schien die Luft aus dem Himmel zu saugen, raubte Naxiaw den Atem, machte ihn hilflos und ließ ihn in stummem Staunen zusehen.
»Und darüber hinaus«, fuhr Schwarz-Tuch fort, »wissen sie nicht nur, was sie da tun, sondern sie lieben es auch. Männer lieben es zu führen, Frauen lieben es zu töten, und keiner von ihnen weiß, dass sie auch etwas anderes machen könnten. Aber diese ... diese Menschen, wenn du verzeihst, dass ich ihre Rasse erwähne, sind wirklich faszinierende Kreaturen. Sie wissen nie, was passieren wird, vor allem die Frauen nicht. Und wenn sie es dann herausfinden ...«
Naxiaw spürte das Lächeln des Langgesichts, selbst ohne es sehen zu können. Er fühlte, wie sich die Lippen dehnten, wie die Zähne entblößt wurden, und wie eine lange rosa Zunge langsam darüberglitt.
»Wirklich, ich bin überrascht, dass du nicht mehr an die Frauen denkst. Ihr scheint einen ganz ähnlich funktionierenden Verstand zu besitzen: Ihr denkt beide immer ans Töten, an den Tod. Obwohl du es dir natürlich nicht als Tod vorstellst. Du redest dir ein, du hättest eine Medizin, würdest heilen.« Seine Finger trommelten auf das Holz. »Lügen ... dabei hatten wir nie einen Grund dafür, weil jeder alles über sich selbst und über die anderen weiß. Was für eine wahrlich faszinierende Schöpfung.«
Naxiaw öffnete den Mund, zwang seine Stimme in seine Kehle, obwohl sie sich wehrte und in seiner Brust bleiben, sich vor dieser Kreatur verstecken wollte, um sich nicht mit ihrer bedeutungsschwangeren Stimme messen zu müssen. Doch bevor der Shict auch nur einen Ton hervorbrachte,
Weitere Kostenlose Bücher