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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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ausgedacht hat.« Er drehte sich zu Bralston herum. »Edler Bibliothekar, bitte ...«
    »Die Zeit ist knapp«, antwortete der Bibliothekar barsch und schob sich sowohl an dem jungen Mann als auch an dem Priester vorbei. »Unternehmungen, die man nicht bewerkstelligen kann, müssen hinter denen zurücktreten, die erledigt werden können.«
    Mesri rief ihm etwas nach, als er zum Lagerhaus ging. Aber er verschloss seine Ohren davor. Es war schon dumm von ihm gewesen, dieses Angebot überhaupt zu äußern; ein Stipendium würde viel Papierkram mit sich bringen, Billigungen, Beurteilungen. Und er hatte eine Aufgabe zu erledigen.
    Eine, die ihn an einen dunklen, feuchten Ort führte.

Shict waren von Riffid geschaffen worden, der Jägerin. Shict waren aus Ihrem Blut geboren, Shict war Ihre Stimme in ihren Ohren gegeben worden, nichts mehr. Shict wurden geschaffen. Shict wurden geboren. Shict sollten auf dieser Welt sein.
    Das war eine Tatsache.
    Naxiaw wusste das.
    Menschen dagegen waren nicht von Göttern gezeugt, trotz des fehlgeleiteten Fanatismus, mit dem sie versuchten, ihre Anwesenheit zu rechtfertigen. Menschen waren Affen gewesen, Affen, die gelernt hatten, wie man ein Schwert hielt. Menschen passten sich an. Menschen entwickelten sich. Menschen gehörten nicht auf diese Welt.
    Das war eine Tatsache.
    Von der Naxiaw jetzt überzeugt war.
    Seit ihren bescheidenen Anfängen, in denen der erste Affe seinen Bruder erstochen hatte und sich daraufhin Mensch schimpfte, hatten die Rundohren sich entwickelt, ihre Körperbehaarung abgeworfen, Häuser aus Steinen gebaut und die Korruption durch Politik und Gold in die Welt gebracht. Und sie hatten nützlichere Verwendungen für ihre Fäkalien gefunden, als nur damit durch die Gegend zu werfen. Sie hatten sich entwickelt.
    Was logisch ist, sagte sich Naxiaw. Krankheit ist ein Raubtier.
Sie verändert sich, lernt der Medizin zu widerstehen und Immunität zu umgehen, um ihre Infektion weiterzutreiben. Dass die menschliche Seuche gelernt hat, effizienter zu töten und zu vernichten, sollte keine Überraschung sein.
    Und wenn er der Wahrheit die Ehre geben wollte, war er auch nicht überrascht gewesen, als er bei den Langgesichtern gelandet und Zeuge ihres brutalen Werks der Zerstörung, ihrer höchst wirksamen Art der Vernichtung und ihres frohlockenden Gemetzels geworden war.
    Natürlich war er schockiert gewesen.
    Selbstverständlich auch entsetzt.
    Und, dachte er, als er zwischen den Gittern seines Käfigs hindurchspähte, zunehmend neugieriger geworden ...
    Er beobachtete sie von den verfallenen Steinruinen hoch oben auf dem sandigen Kamm, von wo aus er das Tal überblicken konnte, in dem sie herumkrochen. Seit sechs Tagen hatte er sie studiert, zugesehen, wie sie unter ihren gepanzerten Füßen die Erde zermalmten, den Himmel mit ihren Essen schwärzten und ihre schuppigen grünen Sklaven mit Peitschen und Klingen antrieben.
    Das Entsetzen und der Ekel vor diesen purpurnen Primitiven waren schon lange verschwunden. Mittlerweile schalt er sich dafür, dass er Zeit damit verschwendet hatte, sie zu verachten. Was er jetzt beobachtete, war nicht widerlich, war nicht mehr bösartig oder grausam, sodass er es hätte verachten sollen. Wessen er jetzt Zeuge wurde, war etwas Bedrohliches, etwas Wundersames, etwas vollkommen Furchteinflößendes.
    Er hatte sie zunächst nur für eine weitere Missgeburt auf einer bereits von der Menschheit verseuchten Welt gehalten, eine weitere Bedrohung, die die Shict vernichten mussten, eine weitere Seuche, die geheilt werden musste. Aber je länger er sie beobachtete, um ihre Grausamkeit zu studieren und ihre Gier zu verfolgen, desto klarer wurde ihm, dass sie keine neue Seuche waren. Sie waren nur ein Zweig derselben Krankheit, die er versucht hatte zu heilen, seit er sein Fürsprech halten konnte.
    Sie mochten purpurn sein statt rosa, härtere Knochen haben und festeres Fleisch, längere Gesichter und weiße Augen, aber er erkannte sie nur zu schnell. Und je mehr er zusah, wie sie sich über die Insel ausbreiteten, purpurne Flecken einer Krankheit, die eine ansonsten reine und jungfräuliche Insel vergifteten, desto weniger lächerlich kam ihm der Gedanke vor.
    Immerhin, sagte er sich, wenn Menschen sich einmal entwickeln können, dann können sie es ganz bestimmt auch noch einmal tun.
    Die Infektion der Langgesichter, die aggressiver und brutaler waren, als das Geschlecht der Menschen je gewesen war, faszinierte ihn immer wieder, selbst

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