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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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allgegenwärtig; deshalb entzünden die Owauku Feuer, um die Geister zu vertreiben. Sie leben von ihren Kakerlaken. Die Kakerlaken leben von den Wurzeln und Knollen der Insel. Diese Knollen sind das einzig Essbare, das hier wächst.
    Und hier, inmitten von Knochen und Tod, glaubte ich, normal werden zu können. Ich dachte, hier wäre der Ort, an dem ich mich zurücklehnen, in den Sonnenuntergang sehen und mir den Kopf weder wegen des Wetters zerbrechen müsste noch darüber, wovon ich morgen leben wollte.
    Vor einigen Tagen war ich bereit, dieses Leben hinter mir zu lassen.
    Vielleicht habe ich mich geirrt.
    Die Lage ist angespannt. Es muss das Wasser sein ... oder die Luft ... wo auch immer die Paranoia gedeiht. Wohin ich auch gehe, folgen mir schiefe Blicke. Leute verstummen, wenn ich auftauche. Gehe ich vorüber, höre ich, wie mir ihr Flüstern folgt.
    Die Owauku versuchen, es zu verbergen, grinsen mich an, plaudern freundlich, bis sie aus meinem Blickfeld verschwinden. Die Gonwa sind nicht annähernd so sehr um mein Wohlbefinden bemüht. Sie starren mich schamlos an, bis ich verschwinde. Sie sprechen in ihrer eigenen Sprache, murmeln leise, selbst wenn ich sie ansehe. Und jetzt fangen sie auch schon an, mir auf Schritt und Tritt zu folgen.
    Jedenfalls einer. Hongwe, so nennen sie ihn, der Sprecher der Gonwa. Ich weiß nicht, ob er mir schon länger folgt und es mir erst jetzt aufgefallen ist. Aber wenn ich durch den Wald gehe oder zum Strand, folgt er mir. Er verschwindet erst, wenn ich versuche, mit ihm zu reden. Und selbst dann, ohne sich zu entschuldigen oder sich zu erklären.
    Gewiss, wenn er mich töten wollte, würde er sich natürlich nicht mit solchen Formalitäten aufhalten. Andererseits, wenn er mich wirklich umbringen will, lässt er sich verdammt viel Zeit damit.
    Teji ist einer der wenigen Orte, an denen ich ruhig schlafen kann, ohne mir Sorgen machen zu müssen, dass meine Organe praktisch auf dem Silbertablett serviert werden, damit irgendwer sie durchbohren kann. Und zufällig weiß ich von den vielen, sehr vielen Malen, bei denen Bagagame mir versichert hat, Hongwe würde meinen Schlaf bewachen, dass sich zwischen meinen Nieren und einem Messer nur ein dünner Lederlappen und eine Strohwand befinden.
    Bis jetzt hat er jedenfalls nichts unternommen. Und so seltsam das auch klingt, ich mache mir eigentlich nicht allzu viele Sorgen darüber, dass eine zweibeinige Echse mich unverhohlen verfolgt und möglicherweise meinen Schlaf bewacht. Man sollte annehmen , dass ich keine größeren Probleme hätte, aber irgendwie wäre es schlechter Stil, wenn ich jetzt anfangen würde, das zu hinterfragen.
    Meine Gefährten ...
    Ich glaube nicht, dass ich ihnen jemals wirklich vertraut habe. Eigentlich konnte ich bis jetzt nur meistens ihre Handlungen voraussehen. Sie machen aus ihren Gefühlen keinen Hehl; ihre Emotionen sind immer deutlich erkennbar. Und auch wenn ich kein Mann bin, der sich rühmen könnte, von solchen Dingen etwas zu verstehen oder sich überhaupt dafür zu interessieren, ist mir klar, dass sie alle etwas vor mir verbergen.
    Draedaeleon schleicht mürrisch um mich herum, fast so schlimm wie Hongwe. Ich sage »fast«, weil er augenblicklich erschrickt und flüchtet, wenn er auch nur meinen Geruch wittert. Ich war im Wald vielleicht ein bissehen barsch zu ihm, aber er war nie, oder zumindest nur selten, so nervös in meiner Gegenwart.
    Denaos teilt mir nur beiläufig mit, dass Dread eine Veränderung durchmacht. Mehr will er mir nicht sagen. Aber etwas ist interessant: Zu all den Sünden, die ich Denaos vorgeworfen habe, zählte bis jetzt nie die Trunkenheit. Doch wenn ich nicht vor dem Frühstück mit ihm rede, verstehe ich kein Wort, weil er nur noch lallt, außer wenn er gerade seine Innereien in den Büschen auskotzt. Jedes Mal, wenn ich versuche, mit ihm zu sprechen, findet er eine vom Alkohol inspirierte Ausflucht, gegen die ich nichts einwenden kann. Es scheint fast so, als hätte er jedes trunkene Schnarchen, jedes unverständliche Lallen perfide geplant. Vielleicht will er ja auch nur seine Liste von Sünden vervollständigen.
    In solchen Fällen findet Asper normalerweise eine Erklärung, aber sie ist stumm. Wenn ich stumm sage, meine ich stumm. Draedaeleon flüchtet, Denaos trinkt, und Asper sieht mich nicht einmal an. Ich bekomme vielleicht gelegentlich ein Nicken oder einen einstudierten Ratschlag, den sie Hunderten von trauernden Witwen schon gegeben hat, aber sie sieht mir

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