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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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eines Dämons sein sollte. Andererseits kannte er nur eine andere. Diese hier strahlte dagegen eine behagliche Wärme aus, bildete eine Decke aus Klang, die den Schmerz in seinem Kopf linderte, die Kälte aus seinem Körper vertrieb.
    Er erinnerte sich an diese Stimme.
    »Du bist nicht real, stimmt’s?«, fragte er die Zähne. »Du bist in meinem Kopf, so wie es deine Stimme gewesen ist.«
    »Stimmen in deinem Kopf können vollkommen real sein«, erwiderte Ulbecetonth. »Hast du das nicht mittlerweile gelernt?«
    »Das ist nur eine Form des Wahnsinns.«
    »Wenn du Stimmen hörst, bist du verrückt. Wenn du ihnen antwortest, bist du noch etwas viel Schlimmeres.«
    »So ist es«, gab er zurück. »Also, bist du real? Oder bin ich tot?« Er sah sich in der Dunkelheit um. »Ist das hier...?«
    »Nein. Hier ist es viel zu angenehm, als dass es die Hölle sein könnte; jedenfalls deine Hölle. Mörder von Kindern kommen an weit düstere, weit tiefere Orte.«
    »Ich habe keine...«
    »Ich habe dich gebeten aufzuhören.« Die Reihe der Zähne verzog sich finster. »Ich habe dich angefleht, meine Kinder zu verschonen. Du hast sie dennoch getötet. Ihr beide habt das getan.«
    »Es gibt nur einen von mir.«
    »Es gab nie nur einen von dir.«
    Er holte tief Luft, obwohl er dazu nicht in der Lage sein sollte.
    »Du hast sie also gehört?«
    »Sehr häufig«, antwortete sie. »Ich kann mich an deine Stimme gut erinnern. An beide Stimmen. Ich habe sie sehr häufig während des Krieges gehört, der meine Familie in die Schatten gestürzt hat. Ich hörte sie in den Klingen, die sich in die Leiber meiner Kinder bohrten. Ich hörte sie in den Flammen, die meine Anhänger an ihren heiligen Orten bei lebendigem Leib verbrannten. Als ich sie erneut in deinem Kopf hörte ...«
    Die Zähne schlossen sich mit einem Donnern, das seine Knochen durchschüttelte. Das Echo schien eine Ewigkeit anzudauern, und dann brauchte er noch einmal so lange, bis er den Mut fand, erneut das Wort zu ergreifen.
    »Darf ich noch einmal fragen, warum ich am Leben bin?«
    »Hauptsächlich aus Mitleid«, erklärte Ulbecetonth. »Ich habe deine Gedanken gesehen, dein Verlangen, deine Grausamkeit und deinen Schmerz. Ich habe gesehen, was du hast. Ich habe gesehen, was du willst. Ich weiß, dass du es niemals bekommen wirst, und das hat mich gerührt.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Das verstehst du sehr gut«, entgegnete sie. »Aber du willst es nicht verstehen. Das wissen wir beide. Wir wissen beide, dass dich nach etwas verlangt, das Frieden gleicht: sündige Erde, auf die du deine Füße setzen kannst, blasphemisches Feuer, an dem du dir die Hände wärmst, stinkender, sündiger Atem und ein alternder Körper, den du dein eigen nennst. Aber nicht irgendeinen Körper...«
    »Diese Sprüche habe ich schon häufig gehört!«, fuhr er sie an. Er spürte so etwas wie Entschlossenheit. »Alle sagen, ich wäre verrückt, dass ich sie begehre.«
    »Und wie wir bereits wissen, bist du nicht verrückt«, erwiderte sie gelassen. »Du bist etwas weit Schlimmeres, und deshalb kannst du nichts haben...«
    »Sie?«
    »Nichts von allem. Deine Erde wird immer in Blut getränkt sein. Dein Feuer wird immer den Ruch des Todes in sich
tragen. Es wird viele Dinge geben, die aus Fleisch bestehen und die du dein Eigen nennen kannst, aber sie alle werden sterben, und bevor sie es tun, werden sie dir in die Augen blicken und sehen, was ich in deinem Kopf gehört habe.«
    »Du irrst dich.«
    »Du willst es einfach nicht zugeben. Ich kann es dir nicht verdenken. Und ebenso wenig lässt mein Gewissen zu, dass du dich an diese schädlichen Täuschungen klammerst.«
    Erinnerungen an das Schiff, das Feuer, seine Gefährten zuckten durch seinen Verstand. Er sah den Drachenmann, der ins Meer gesprungen war, nachdem er ihm einen Blick zugeworfen hatte. Er sah den Magus, der davongegangen war, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. Er sah weder den Assassinen noch die Priesterin, denn sie hatten sich ihm nicht einmal gezeigt, bevor sie verschwunden waren. Doch all das war flüchtig.
    Dieser Blick aus smaragdgrünen Augen, der in ihn eingesickert war, und der sich dann abgewandt hatte...
    Dieses Bild dauerte an.
    »Sie hat mich verlassen«, flüsterte er. »Sie hat mir in die Augen gesehen... und mich dann sterben lassen.«
    »Das tut weh. Ich weiß.« Ulbecetonths Stimme troff förmlich vor Mitgefühl. Sie klang, als müsste sie gleich in Tränen ausbrechen, wenn sie nicht nur aus

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