Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
kam.
Keinentkommenkeinentkommenkeinentkommen ...
Gnadewirdgewährtgnadewirdgewährtgnadewirdgewährt ...
SieweißSiesiehtSiefühltmitgibaufgibaufgibaufgibauf ...
»Nein!«, sagten die Stimme und er gleichzeitig, als er den Mast erreichte und sich aus dem Wasser zog. Er warf sich auf den Rücken und drehte den Kopf herum, blickte auf das schwarze Wasser unter ihm.
Das Abysmyth tauchte auf. Seine großen weißen Augen waren in dem dunklen Wasser deutlich zu erkennen, als es herauskroch. Seine schwarzen Klauen schimmerten feucht, erhoben sich aus dem Meer. Lenk schlug danach, doch das Schwert fühlte sich in seiner Hand schwerer an als zuvor, der Schmerz in seinen Gliedmaßen war stärker. Die Monstrosität absorbierte den Schlag, gurgelte unter Wasser, als sie den Rest ihres Körpers auf den Mast zog, während Lenk zurückkroch.
Die Froschwesen hinter dem Abysmyth bewegten sich zielstrebig auf ihn zu, starrten auf das blutverschmierte Schwert, das bereits ihre Brüder getötet, ihre Herren den salzigen Fluten übergeben hatte, aber mit Blicken, die keine Angst zeigten. Sie brodelten förmlich hinter dem Abysmyth,
kletterten über seinen Körper auf den Mast und griffen mit ihren schwimmhäutigen Händen nach Lenk.
Er fühlte die Furcht in seinem Blick, wenngleich auch nicht in seinem Kopf. Er sah seine weit aufgerissenen Augen auf der spiegelnden Klinge. Er spürte, wie das Blut aus seiner Schulter sickerte, wie die Hitze seinen Schädel versengte. Was er nicht mehr fühlte, war die Betäubung, die oberflächliche Kälte, die sich zuvor über ihn gelegt, die Kontrolle übernommen und ihn diesem Grauen ausgeliefert hatte. Die Stimme kreischte noch, aber es war ein schwaches, verklingendes Geräusch, das hinter einem Schleier aus Feuer verschwand und in einem Meer der Finsternis versank.
Er war allein. Verlassen.
»Dein Lied endet hier, Lamm«, krächzte das Abysmyth und griff erneut nach ihm. »Flüchtige Geräusche und fehlbare Stimmen bieten kein Refugium. Dinge, die aus papierner Haut und hölzernen Knochen bestehen, bieten keine Erlösung.«
Verlorenverlorenverloren ...
Verlassenverlassenverlassen ...
Nichtsmehrdaniemandmehrdadadadada ...
»Aber Mutter hört dich«, erklärte das Abysmyth und riss die Augen auf. »Mutter möchte, dass du Sie hörst, dass du weißt, was wir wissen, dass du fühlst, was wir fühlen. Lass Sie sprechen. Lass den Schmerz enden. Lass die sündigen Gedanken enden.« Es streckte seine Klaue aus, nicht um ihn zu packen, sondern einladend, lockend. »Höre selbst.«
»Ich... nein...« Weil er nicht mehr tun konnte und weil ihm nichts Besseres einfiel, schüttelte er nur seinen brennenden Kopf. »Ich kann nicht... ich kann nicht.«
Istnichtmehrdeineentscheidung ...
Hastkeinewahlmehr ...
Lassunsdirhelfen ...
Er hörte, wie sich das Meer hinter ihm teilte, hörte die Explosion der Gischt in seinem Rücken. Es gelang ihm, einen flüchtigen Blick auf sie zu werfen: weiche Lippen hinter
einem klaffenden Kiefer mit nadelscharfen Zähne, schwarze Glupschaugen, riesige, runde blaue Köpfe, lange graue Stängel aus Fleisch, die in einem gedämpften blauen Licht pulsierten. Es gelang ihm, sie zu fühlen, als sie ihn mit ihren dürren grauen Klauen packten, ihre aalartigen Schwänze um ihn schlangen, ihre schlaffen Brüste an seinen Körper pressten.
Es gelang ihm zu schreien, einmal, bevor der Mast unter ihrem Gewicht zerbarst und sie ihn in die Tiefe zogen.
Ertrinken war gar nicht so schlimm.
Lenk fragte sich zerstreut, wieso man so viel Gewese darum machte, während er in die Tiefe trieb, hinabgezogen von flüssigen Händen. Das Wasser war nicht so kalt, wie er vermutet hatte, umhüllte ihn mit sanfter Wärme. Und es war auch nicht so dunkel, wie er vermutet hatte. Dafür sorgten diese Kreaturen.
Sie »Dämonen« zu nennen erschien ihm ein bisschen beleidigend. Dämonen waren perverse Wesen, tödliche Kreaturen, die die natürliche Welt unerträglich fand. Diese Kreaturen jedoch, die im Wasser weit über ihm kreisten und deren blaues Licht einen hellen Schein erzeugte, sahen keineswegs pervers aus. Sie waren ausgemergelt, das schon, und ihre riesigen Schädel wirkten im Vergleich zu ihren knochigen Körpern etwas unproportioniert, und statt Beinen besaßen sie bewegliche Aalschwänze. Aber unter Wasser wirkten sie zierlich statt unterernährt, anmutig statt gekrümmt.
Und ihr Flüstern war zu einem Lied geworden.
Je tiefer er sank, desto deutlicher konnte er es
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