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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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zurückkommst. Du sagtest ... «
    »Ich weiß ...ich weiß .« Der Schmerz auf seinem Gesicht war damals noch zu erkennen gewesen, war noch nicht verborgen hinter den Falten vieler Jahre. »Aber ... dieser Fall hat mich bekannt gemacht. Man hat mich zum. ..« Er seufzte, rieb sich die Augen und schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht. Es tut mir leid. Ich werde nicht wieder lügen. «
    »Aber... du... du hast gesagt...«
    »Und ich werde es nie wieder tun. Es war dumm von mir, es überhaupt zu sagen.«
    »Das war es nicht! Du wolltest...!«
    »Das war es. Und ich kann nicht. Ich bin jetzt ein Bibliothekar. Ich habe Pflichten.«
    »Aber warum?«, hatte sie damals gefragt. »Warum musst du ein Bibliothekar werden?«
     
    »Warum?«, erkundigte sie sich jetzt und schüttelte den Kopf. »Warum musst du derjenige sein, der Vergeltung für sie übt?« Sie hob eine Hand. »Sag jetzt nicht, es ist deine Pflicht... Wage ja nicht, das zu sagen.«
    »Weil ich eine Gabe habe«, erwiderte er, ohne zu zögern. »Und weil ich nur sehr selten die Möglichkeit bekomme, diese Gabe auf eine Art zu nutzen, die ich für würdiger halte, als nur der reinen Pflicht zu gehorchen.«
    »Werde ich dich wiedersehen?«
    Er hielt inne, öffnete seinen Umhang und hielt die Tasche auf, die darunter verborgen war.
    »Vielleicht«, antwortete er.
    Das nächste Wort verstand sie nicht. Es war ein Wort, das nur ein Magus hätte verstehen können. Aber trotzdem begriff sie, worum es sich handelte, denn kaum hatte er es ausgesprochen, als das Rascheln von Papier den Raum erfüllte.
    Geräuschlos bis auf das Rascheln ihrer Flügel erwachten die Kraniche zum Leben. Ihre Augen glühten wie winzige rubinrote Nadeln, und ihre Schwingen erzitterten in einem Rauschen wie von tausend wispernden Stimmen. Sie fielen von Buchregalen und Waschbecken, erhoben sich von Fliesen und Stühlen, hingen einen Moment in der Luft.
    Dann flogen sie.
    Anacha schrie, schützte sich mit erhobenen Armen vor den tausend Papierflügeln, als der Raum plötzlich von knochenfarbenen Kranichen erfüllt war, und vor dem Geräusch von winzigen schlagenden Schwingen. In einem einzigen großen
Strom flogen sie in Bralstons geöffnete Tasche, falteten sich zusammen und verstauten sich selbst fein säuberlich darin.
    Sie hielt die Augen geschlossen, öffnete sie erst wieder, als sie das Schlagen größerer Flügel hörte. Als sie niemanden mehr auf ihrem Balkon stehen sah, stürzte sie zum Geländer und blickte ihm nach, wie er auf den ledernen Schwingen, die sein Umhang gewesen waren, über die Dächer von Cier’Djaal flog. Mit jedem Atemzug schrumpfte Bralston, bis er kaum noch größer war als ihr Daumen.
    Und schließlich ganz verschwand.

»Hübsch«, flüsterte er.
    »Hmm?«, antwortete die Stimme.
    »Ich habe nur die Schönheit all dessen hier kommentiert«, gab Lenk zurück, während er das endlose, verträumt wirkende Blau um ihn herum betrachtete.
    Der Ozean schien unendlich, umhüllte ihn wie mit einem riesigen blauen Gähnen. Das schien ihm ein höchst passender Ausdruck, schon wegen der vollkommenen Gleichgültigkeit des Meeres. Es bewegte sich nicht, keine Welle kräuselte seine Oberfläche, und es veränderte sich nicht wie der Himmel. Nicht eine einzige Wolke trübte seinen perfekten Blick auf diese ausgedehnte Unterwasserwelt.
    Der Himmel dagegen hatte ihn schon zu oft betrogen. Er hatte die Sonne hinter Wolken versteckt und die Erde mit Regen beschmutzt. Der Himmel war ein launisches, herrisches Ding aus Donner und Wind. Der Ozean dagegen war vollkommen gleichgültig.
    »Dieser Ozean... er liebt mich«, flüsterte er. Dann verzog er plötzlich das Gesicht und riss die Augen auf, ohne das Salz zu fühlen, das eigentlich in ihnen brennen sollte. »Was habe ich gerade gesagt?«
    »Ich habe nicht zugehört«, antwortete die Stimme.
    »Ich habe gesagt, ›der Ozean liebt mich‹. Was für ein schwachsinniger Satz. Und außerdem habe ich behauptet,
dass der Himmel launisch wäre und mich betrügen würde.«
    »Das hast du nur gedacht.«
    »Ich dachte, du hättest nicht zugehört.«
    »Deiner Stimme nicht, nein.«
    »Dann...« Er presste seine Hände gegen seine Schläfen, ohne die Finger auf seiner Haut zu spüren. »Jetzt ist es endlich passiert. Ich bin verrückt geworden.«
    »Du hast nicht aufgehört, das zu denken, als dir klar geworden ist, dass du nicht atmest?«
    Lenks Hände zuckten zu seiner Kehle. Trotz der Panik, die ihn durchströmte, schlug sein Herz

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