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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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seltsamerweise sehr langsam, und sein Puls stand still. Er wusste, dass er Todesängste ausstehen sollte, dass er um sich schlagen und beobachten sollte, wie seine Schreie in geräuschlosen Luftblasen an die Oberfläche trieben. Stattdessen jedoch interessierte es ihn überhaupt nicht, dass er ertrank.
    Aber es sollte mich interessieren, sagte er sich. Ich sollte Angst haben. Habe ich aber nicht. Ich fühle mich...
    »Friedlich.«
    Die Stimme, vielmehr die Stimmen, die seine Gedanken zu Ende führten, waren nicht seine, aber sie klangen ihm vertraut in den Ohren. Und zwar erheblich vertrauter, als ihm lieb war. Er erkannte sie, erinnerte sie aus seinen Träumen und hörte sie jedes Mal, wenn sein Bein schmerzte.
    Es wäre überflüssig gewesen, den Namen von Machtwort auszusprechen, selbst als es aus dem endlosen Blau auftauchte und in sein Blickfeld schwamm. Drei Augenpaare starrten ihn an. Der Blick der beiden seelenlosen schwarzen Augen, die dem gewaltigen Hai gehörten, der als Körper dieser Missgeburt fungierte, war einfach nur unangenehm. Ernsthafte Sorgen machte sich Lenk erst, als er in die schimmernden goldenen Augen der beiden Frauenköpfe blickte, eines rothaarigen und eines schwarzhaarigen, die auf zierlichen grauen Stängeln schwankten, die aus dem grauen Rücken der Bestie wuchsen.
    »Es könnte immer so sein, weißt du?«, säuselte die mit dem kupferfarbenen Haar. »Treiben. Endlos. Friede. Lass dein Schwert fallen.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Warum willst du uns überhaupt umbringen?«, erkundigte sich die Schwarzhaarige schmollend. »Wir spenden doch nur Frieden, so wie du ihn jetzt empfindest, und zwar allen, die vom Himmel angelogen wurden.«
    »Der Himmel ist ein Lügner«, zischte die Rothaarige. »Er bedient sich aller möglichen Tricks. Und dir hat man gesagt, du sollst zu ihm beten, ihm deine Sorgen anvertrauen.«
    »Er spendet Wärme«, gab Lenk zurück, als er die Sonnenstrahlen bemerkte, die selbst jetzt noch versuchten, ihn weit unter der Meeresoberfläche zu erreichen. Es war warm hier unten, und das passte gar nicht zu dem Ozean, den er in den letzten Wochen kennengelernt hatte.
    »Nur flüchtig. Wenn du es am meisten brauchst, wo ist das Licht dann? Was bietet dir der Himmel dann?« Die Schwarzhaarige seufzte. »Regen, Donner, Kümmernisse. Wie kannst du jemandem vertrauen, der so launisch, so wetterwendisch ist?«
    »Er hat dich belogen«, knurrte die Rothaarige.
    »Er hat dich hier heruntergeschickt«, schnarrte die Schwarzhaarige.
    »Wir aber heißen dich willkommen«, fuhren beide in misstönender Harmonie fort. »Wir geben dir Frieden. Wir geben dir...««
    »Endloses Blau«, beendete Lenk ihren Satz. Er kniff die Augen zusammen. »Das habe ich schon oft genug gehört.«
    »Tatsächlich?«
    »Von jedem einzelnen eurer Dämonendiener, ja.«
    »Dämonen?«
    »Wie würdet ihr sie denn nennen?«
    »Eine sehr interessante Frage«, murmelte die Schwarzhaarige.
    »Wahrlich, sehr interessant«, stimmte die Rothaarige ihr
zu. Sie sah ihre Schwester an. »Wie würdest du denn die Kinder der Abgründigen Mutter nennen?«
    »Höllenbrut?«, warf Lenk hilfreich ein.
    »Sehr dramatisch, aber etwas zu ungenau«, erwiderte die Rothaarige. »Gründlinge?«
    »Einen Hauch zu vorhersehbar«, meinte die Schwarzhaarige. »Was sind sie denn letztlich? Kreaturen, die von dort zurückkehrten, wohin sie in so ungerechter Weise verbannt wurden. Kreaturen von einem Ort, der den Horizont der Menschheit sowie seinen Himmel und seine Erde bei Weitem übersteigt.«
    »Sie hatten ein Wort für so etwas«, meinte die Rothaarige.
    »Ah, ja«, erwiderte die Schwarzhaarige.
    »Aeon!«, riefen sie im Chor.
    Lenk hatte den Eindruck, dass er jetzt eine Frage stellen sollte, merkte jedoch, dass aus seinem Hirn keine auf seine Zunge gleiten wollte. Stattdessen spürte er, wie sich der Ozean um ihn herum veränderte, fühlte, wie er ihn im Stich ließ, als er zu fallen begann. Sein Kopf war wie ein Bleigewicht, das ihn immer tiefer zog. Über ihm zog Machtwort langsame Kreise, wurde zu einer Art Lichtkranz, der mit jedem Atemzug kleiner wurde.
    Es wurde warm, geradezu heiß. Sein Blut schien zu kochen, und sein Schädel schien ein Ofen zu sein, in dem sein Verstand siedete. Jeder Atemzug, den er tat, bahnte sich den Weg durch eine zusammengezogene Kehle. Das Atmen war anstrengend, wurde immer schwerer und schließlich unmöglich.
    Atmen. Er riss die Augen auf, als er dieses Wort dachte. Kann nicht atmen. Ihm schnürte

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