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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Langgesichter gesehen. Es hat meinen Namen gesehen. Es weiß alles. Und jetzt ist es verschwunden.
    Vielleicht war es kein Wunder, dass sie jetzt etwas befreiter atmete.
    »Ich trage meine Robe nie auf diese Art«, murmelte sie. Ein schrecklicher Verdacht schoss ihr durch den Kopf, zeigte sich in ihren Augen, die groß und rund wurden wie Monde, als sie ihren Blick auf den großen Mann richtete. »Ich war einige Tage bewusstlos.«
    »Drei.« Er legte den Kopf auf die Seite, als würde er einen imaginären Ratgeber betrachten. »Vier? Sechs? Nein... drei klingt richtig, so ungefähr.«
    »Du hast doch nicht...« Sie verzog das Gesicht, während sie ihre Kleidung ordnete. »Du hast nichts angestellt, oder?«
    »Scheint irgendwie überflüssig, stimmt’s?« Er betrachtete spöttisch ihr blaues Gewand. »Außerdem habe ich dich schon nackt gesehen.«
    »Was? Wann?« Im nächsten Moment schob sie diesen Gedanken fort, so schwer es ihr auch fiel. »Nein, erzähl es mir nicht. Sag mir einfach ... hast du etwas ... gemacht?«
    »Wäre möglich. Ich bin ausgesprochen geschickt, was die Anwendung der Schlafenden Kröte angeht.«
    Sie wollte protestieren, aber etwas an seinem Grinsen war anders als sonst. Es war nicht diese glatte, schrille Grimasse, die er so oft wie eine Maske aufsetzte. Sein Grinsen war ein wenig gezwungen, an den Enden ausgefranst, als hätte das Porzellan dieser Maske Risse bekommen und würde dahinter
die Verzweiflung und große, von tiefen Schatten umrundete Augen enthüllen.
    Sie zog eine Grimasse und sagte. »Du siehst nicht besonders gut aus.«
    Seine spröden Lippen hoben sich und zeigten schimmernde Gaumen, die wie Leder in der Sonne wirkten. Er schien sich dessen bewusst zu sein. Sein Haar wirkte wie ein fettiger Rahmen um sein angespanntes, unrasiertes und schmutziges Gesicht.
    »Zurzeit schlafe ich nicht besonders«, flüsterte er. »Es könnten überall Feinde lauern.«
    »Die ganze Zeit?«
    »So lange kommt mir das im Moment gar nicht vor«, gab er zurück.
    Sie runzelte die Stirn; sie hatte erlebt, wie er ganz ausgezeichnet funktioniert hatte, obwohl er drei Tage am Stück nicht geschlafen hatte. Dass er jetzt plötzlich so mitgenommen war, schien ihr ungewöhnlich, bis er seufzend ausatmete; sie roch seinen Atem, in den sich der Gestank von alten Fässern und Gerste mischte.
    »Es ist dir gelungen, den Whiskey zu retten?« Sie rümpfte die Nase.
    »Einfach war das nicht«, gab er knurrend zurück. »Ich musste tauchen. Aber ich hatte genug Zeit. Ich konnte nicht schlafen, aus offensichtlichen Gründen.« Er klopfte sich auf die Hose und lächelte grimmig. »Keine Messer mehr, verstehst du? Ich habe mich nackt gefühlt, unsicher. Der Whiskey hat mir geholfen, wach zu bleiben...« Seine Gedanken schienen einen Moment abzuschweifen, bevor er mit einem Ruck wieder in die Gegenwart zurückkehrte. »Wach zu bleiben.«
    »Du hättest aber ruhig schlafen können, weißt du?«
    »Nein, wusste ich nicht!«, fauchte er sie an. »Schließlich bin ich nicht der Heiler. Ich wusste nicht, ob du überhaupt noch einmal aufwachen würdest.«
    »Das heißt, du ...« Diesmal weiteten sich ihre Augen langsamer,
weil die Erkenntnis weniger schrecklich war, wenngleich auch nicht weniger schockierend. »Du hast die ganze Zeit neben mir gewacht?«
    »Ich hatte keine große Wahl.« Er schüttelte den Kopf. »Du warst bewusstlos. Keiner von den anderen hat es geschafft. Und Dread war absolut nutzlos.«
    »Draedaeleon? Er lebt?«
    »Ich habe euch beide aus dem Meer gefischt. Du warst bewusstlos, er nicht. Also habe ich ihn gezwungen, mit seinem Eis ... Atem ... Magie-Ding ein Floß zu zaubern.« Er deutete auf den Strand. »Es ist hier angetrieben. Kurz danach ist er in den Wald marschiert. Er ist noch nicht zurückgekommen.«
    Ihr Blick folgte seiner ausgestreckten Hand, die auf ein belaubtes Gestrüpp hinter ihrem Kopf zeigte, und sah die hagere Gestalt, die an einem großen Baum lehnte. Sie war so regungslos, dass sie wie tot wirkte. Viellicht ist er das auch, dachte sie. Panik durchzuckte sie.
    »Bei allen Göttern«, murmelte sie. »Was hat er denn?«
    »Was hat er nicht, ist hier die Frage.«
    »Du hast nicht nachgesehen?« Sie fuhr entsetzt zu ihm herum. »Du hast nicht gefragt?«
    »Ich bin nicht der Heiler.« Der Assassine schnaubte verächtlich. »Ich konnte nicht auf euch beide aufpassen, und du bist diejenige mit Brüsten. Das nennt man Ausleseprozess.«
    »Wie entzückend«, fauchte sie. »Da ich

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