Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
er bemerkt, dass die Frauen zurückwichen. Es war keine Furcht in ihren Gesichtern, sondern morbide Vorfreude, als erwarteten sie, dass irgendetwas Blutiges und Glorreiches passieren würde.
Aber Naxiaw sah es nicht.
Achte nur auf ihn. Töte ihn. Töte den Mann.
Die Lippen des Mannes bewegten sich unmerklich, begannen ganz leicht zu zucken. Er schloss die Augen, jedoch nicht fest wie in Panik, sondern mit einer Sanftheit, die Langeweile auszudrücken schien. Der Atem, der aus seinem Mund drang, erzeugte kleine Nebelwolken.
Töte ihn.
Der Mann öffnete die Augen wieder. Das milchige Weiß war verschwunden, und jetzt drang eine glühende rote Energie aus seinem Blick. Naxiaw hatte seinen Stock erhoben und sprang durch die Luft. Es war zu spät, um sich wegen des
Rots Gedanken zu machen, zu spät, um irgendetwas gegen die Ausdehnung der Brust des Mannes zu unternehmen, als er tief einatmete, es war zu spät, irgendetwas anderes zu tun, als zuzuschlagen.
Ein Schlag.
Der jedoch viel zu spät kommen sollte.
Das Gesicht des Mannes schien auseinanderzureißen, so weit öffnete er den Mund; der Nebel, der aus seiner Kehle aufstieg, begleitete hallende Worte, die Naxiaw nichts bedeuteten. Doch die Kälte, die seinen Körper umhüllte, der Frost, der sich auf seiner Haut bildete ... das hatte eine Bedeutung.
Seine Füße landeten auf der Erde, sehr viel schwerer, als sie sie verlassen hatten. Das Blut kristallisierte sich zu schwarzen Flecken, das gesunde Grün seiner Haut verwandelte sich rasch zu einem hellen Blau. Das Fürsprech wog leicht in einer Hand, die gefühllos wurde. Seine Muskeln kreischten und rissen unter seiner Haut. Er öffnete den Mund zu einem Schrei, er wusste nicht, ob es ein Schlachtruf war oder ein Angstschrei, und merkte, dass er den Mund nicht mehr schließen konnte.
Und dann konnte er sich überhaupt nicht mehr bewegen.
Als sich der Nebel lichtete, sah er den Mann, dessen Augen wieder desinteressiert weiß schimmerten. Das Langgesicht blickte zur Seite, bemerkte das Fürsprech einen Fingerbreit von seinem Kopf entfernt, gehalten von erstarrten, blau angelaufenen Fingern. Er achtete nur wenig darauf, als er die Hand ausstreckte und etwas unter Naxiaws gebrochener Nase abpflückte.
»Interessant«, murmelte er und betrachtete den winzig kleinen blutroten Eiszapfen. Abgetrennt vom Körper des Shict wurde er schnell wieder flüssig und zischte zwischen den Fingern des Langgesichts. Er fauchte und schüttelte seine Hand. »Vergiftetes Blut ... merkwürdig.« Er beugte sich vor und betrachtete Naxiaw aufmerksam. »Das erklärt vielleicht, warum es noch am Leben ist, obwohl es zu Eis gefroren ist.« Er klopfte mit dem Knöchel gegen Naxiaws Stirn
und lächelte bei dem glockenhellen Klang. »Das ist kein Röschen. Sie hätten eine solche Nethra nicht überlebt.«
»Na, das hätte ich dir auch sagen können. Ich meine, es ist grün.« Die große Frau kicherte. »Ein Wunder, dass du die Verantwortung trägst, Yldus.«
»Still, Qaine«, murmelte der Mann namens Yldus. Seiner Stimme mangelte es an der knurrenden Grimmigkeit der Frau. »Was auch immer es ist, Sheraptus wird es sich genauer ansehen wollen.« Er warf einen Blick über die Schulter auf zwei Frauen hinter ihm. »Du und du, ihr bringt es vorsichtig zurück zum Schiff. Und achtet darauf, dass keines seiner Gliedmaßen abbricht.«
»Ihr anderen«, knurrte die Frau namens Qaine und ließ ihren finsteren Blick über die restlichen Frauen gleiten, »holt Tinte und Pergament. Bleibt hier und notiert alles über die Verteidigung der Stadt: Zahl, Waffen, Position, alles. Meister Sheraptus verlangt Gründlichkeit.« Sie zog die Augen zusammen. »Und auch wenn ich nach wie vor das Bedürfnis einer Frau, Blut zu vergießen zu schätzen weiß, rufe ich euch in Erinnerung, dass eure Pflicht darin besteht, aufzu ... auszu ...«
»Auskundschaften«, seufzte Yldus.
»Wie auch immer!«, schnarrte sie. »Ihr lasst euch nicht blicken. Wer Einwände dagegen hat, steht mir Rede und Antwort. Und wer diesen Befehl verletzt ... muss sich Sheraptus gegenüber rechtfertigen.« Ihr Grinsen verstärkte sich, als die Frauen sich versteiften. »An die Arbeit, Kurzhände. Wir kommen in wenigen Tagen zurück.«
»Mit einer Armee im Schlepptau«, setzte Yldus grimmig hinzu.
Die Frauen salutierten grunzend, dann schabte Metall auf Metall, als sie sich neu organisierten. Naxiaw konnte seinen Hals nicht drehen, ja, er konnte nicht einmal daran denken, ihn zu
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