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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Wenn das nun alles nur ein Traum ist, eine Halluzination, bevor Gevrauch mich zu sich holt? Ein schriller Schrei malträtierte seine Trommelfelle. Aber so viel Glück werde ich kaum haben.
    Er umklammerte die Wurzel, die er ergattert hatte, wie eine Waffe, malträtierte seinen Mund förmlich damit. Es war die einzige Möglichkeit, sich dazu zu bringen, dieses widerlich schmeckende faserige Ding zu essen. Kataria hatte ihn die Grundlagen der Nahrungssuche gelehrt, in den kleinen Pausen zwischen den langen Vorträgen, in denen sie ihm schilderte, wie die Shict es verstanden, ein wahres Festmahl aus dem zuzubereiten, was sie im Dreck fanden.
    Sie hätte hier sicherlich noch etwas anderes gefunden, dachte er. Sie hätte irgendeine köstliche Pflanze gefunden. ›Iss sie‹, hätte sie gesagt. ›Das wird deiner Darmtätigkeit guttun.‹ Ihr hatte immer viel an der Darmtätigkeit aller möglichen Leute gelegen...
    Nein. Er starrte auf den Boden. Sie hat sich nur für meine Darmtätigkeiten interessiert.
    Er wusste nicht genau, warum ihn bei diesem Gedanken Verzweiflung überkam.
    »Aber jetzt ist sie tot. Sie alle sind tot. «
    Die Stimme verklang in einem Flüstern, schien von der Gänsehaut auf seinem Arm zu kommen. Sie war schwächer geworden, gedämpft durch den fiebrigen Schleier, der sein Hirn umgab, klang wie ein schleichendes Wispern, das sich um seinen Schädel wand, bevor es schließlich zischend verstummte.
    Wahrscheinlich hätte er dafür dankbar sein sollen. Er wünschte sich schon lange, von der Stimme befreit zu sein, von ihren grausamen Befehlen und schrecklichen Forderungen. Als er jetzt jedoch allein unter dem Blätterdach saß, wünschte er sich insgeheim, dass sie noch ein wenig länger ausharrte, wenn auch nur, damit er mit jemandem reden konnte, um nicht den Verstand zu verlieren.
    Er hörte auf zu kauen, als ihm der Schwachsinn dieses Gedankens klar wurde.
    Er knurrte und kaute weiter. Ist schließlich nicht so, dass du deinen gesunden Menschenverstand behalten würdest, wenn du mit den anderen reden würdest. Wahrscheinlich würde dich ein Gespräch mit Kat nur erheblich schneller in den Wahnsinn treiben.
    »Spielt keine Rolle«, flüsterte die Stimme. »Sie ist ertrunken, vom Meer verschlungen. Sie alle sind ertrunken. Sie alle treiben wie Brocken aus Fleisch und Knochen im Wasser; sie alle werden von Wogen aus Blut und Salz getragen. «
    Lenk konnte sich nicht erinnern, dass die Stimme zuvor schon einmal so sehr ins Detail gegangen war, aber sie verstummte, bevor er nachfragen konnte. In ihrem Nachhall runzelte er die Stirn, als das Fieber stieg und sein Hirn zu kochen schien.
    Das ist nicht richtig, sagte er sich. Normalerweise ließ ihn die Stimme frösteln, nicht schwitzen. Es war zweifellos das Fieber, das seinen Verstand durcheinanderbrachte und seine Gedanken verwirrte. Natürlich, räumte er ein, waren deine Gedanken von Anfang an nicht sonderlich klar.
    Über ihm raschelten die Blätter, und ein kräftiger Ast knarrte, als sich etwas aus dem Blätterdach rollte und ihn mit glänzenden Augen anstarrte. Es hing an einem langen, buschigen Schwanz, an winzigen menschenähnlichen Händen
und Füßen, die unter seinem stämmigen Körper baumelten. Sein Kopf pendelte von einer Seite auf die andere, und gummiartige schwarze Lippen verzogen sich zu etwas, das ein Lächeln zu sein schien, während sein Schädel im Takt mit seinem Schwanz wippte.
    Vor und zurück, hin und her ...
    Es verspottet mich, dachte Lenk. Sein Augenlid zuckte. Dieser Affe verhöhnt mich. Er legte eine Hand auf seine Stirn. Sie schien zu brennen. Reiß dich zusammen. Affen können nicht spotten. Sie haben keinerlei Empfindung für soziale Schicklichkeit, sodass sie sich nicht einmal über irgendetwas aufregen könnten. Das klingt doch logisch, oder? Natürlich. Affen haben kein Gespür für komödiantische Dramaturgie, den rechten Moment. Es liegt nicht in ihrer Natur ...
    Er blickte hoch. Unwillkürlich fuhr seine Zunge langsam über seine rissigen Lippen.
    In ihrer saftigen ... fleischigen Natur.
    Ohne es zu merken hielt er plötzlich das Schwert in den Händen, das in derselben gierigen Absicht schimmerte wie seine fieberheißen Augen; es leckte sich die stählernen Lippen bei derselben Vorstellung, bei der er sich seine eigenen geschwollenen Lippen leckte.
    Der Affe schwang appetitlich hin und her, vor und zurück, flehte förmlich darum, dass Lenk aufstand und sich ihm näherte. Sein Schwert hing schwer an seiner

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