Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Boden fallen und hörte das frustrierte Geräusch des Dorns, als er über seinen Kopf zischte. Er presste die Hände flach in den Sand und stieß sich von der Erde ab, indem seine Füße sich zu Fäusten ballten und seine Beine wie Vipern vorschnellten.
    Er spürte Haut und Muskeln, eine schockierende Menge von Muskeln. Wichtiger war jedoch, dass er hörte, wie sie rückwärtsstolperte. Er zählte ihre Schritte. Eins, zwei, drei ...
    Dann hörte er den Schrei, der immer schwächer wurde, nachdem sie einen Schritt zu weit über den Rand der Klippe getan hatte. Einen Moment lang gestattete er sich ein zufriedenes Lächeln, dann sprang er wieder auf, sein Fürsprech in der Hand, bereit, ein endgültiges Argument vorzubringen.
    Das andere Langgesicht stand bereits wieder, weit schneller, als er erwartet hatte, und sie hatte ihre Waffe gezückt. Er sah sie finster an; sie war stark und zäh, aber trotzdem blieb sie eine kou’ru. Alles, was diese Äffin von der unterschied, die irgendwo da unten lag, war, dass sie zu dumm war wegzulaufen.
    Stattdessen lehnte sie sich zurück und wartete darauf, dass er sie angriff. Er gehorchte. Er wich ihrem Schlag aus, duckte sich unter ihren Schild und kam hinter ihrer Abwehr wieder hoch. Er ließ sich einen halben Moment Zeit, um ihr wütendes Fauchen zu genießen, und noch einen, damit sie seine großen Reißzähne sehen konnte.
    Dann schlug er zu.
    Das Fürsprech hatte nur wenig Worte für sie übrig. Es war keine Waffe für lange, pikante Schläge oder bösartige, unappetitliche Hiebe. Es sprach in kurzen Ausbrüchen, krachte gegen ihren Kiefer, ihr Schlüsselbein, ihren Arm. Seine Argumente waren dennoch stichhaltig und hallten laut in ihren Knochen wider. Jede Vibration wurde durch die unmittelbar folgende vergrößert.
    Naxiaw hatte die Methoden des Fürsprechs sehr wohl gelernt, hatte gehört, wie es seine Argumente über vierhundert kou’ru dargelegt hatte, und hatte zugesehen, wie sie alle seiner unerschütterlichen hölzernen Logik nachgegeben hatten. Die hier jedoch, stellte er fest, war taub. Sie wich vor jedem Schlag zurück, taumelte, aber ihre Muskeln gaben nicht nach, ihre Knochen zerfetzten nicht ihre Blutbahnen. Jeder Knall war fest und solide, obwohl er doch eigentlich hätte hohl und hallend sein sollen.
    Als würde ich auf einen Felsen schlagen, dachte er.
    Er schlug fester zu, woraufhin sie zwei Schritte zurücktaumelte und sich dann sammelte. Jetzt wird sie fallen, sagte er sich. Nur der Schock hat sie aufrecht gehalten. Jetzt wird sie sterben. Jetzt muss sie fallen.
    Das tat sie jedoch nicht.
    Stattdessen rollte das Langgesicht den Kopf auf den Schultern, dass die Wirbel knackten. Dann lächelte sie ihn an, und an ihren spitzen Zähnen zeigte sich nur eine hauchdünne Spur von Rot. Alles andere Rot glühte in der Boshaftigkeit ihrer zusammengezogenen Augen.
    »Also wirklich«, zischte sie. »Du bist wirklich hinreißend!«
    Sie griff an. Er sprang hoch. Diesmal jedoch riss sie ihre
Hand hoch, und ihre metallenen Finger legten sich um seine Knöchel. Er hatte noch nie wirklich die Erde gespürt, bis sie ihren Arm mit aller Macht herunterriss und ihn zu Boden hämmerte. Er landete in einer Gischt aus Sand.
    Stark, dachte er. Er riss die Augen auf und rollte sich herum, während ihr Dorn im nächsten Moment die Erde neben ihm durchbohrte. Zu stark. Er schlug mit dem Fürsprech zu, und der Schock ließ seinen Arm vibrieren, als das Holz ihren Schild küsste. Viel zu stark. Sie hämmerte ihren Dorn herunter, und sein Handgelenk ächzte vor Anstrengung, als er ihn gerade noch abfangen konnte.
    Ein weiterer mächtiger Ruck, und er stand wieder auf den Füßen. Diesmal war sie es, die seine verwirrte Miene genoss, und er, der ihre spitzen Zähne sah. Sie riss den Kopf zurück, und als sie ihren Schädel in sein Gesicht rammte, schien seine ganze Welt nur noch aus ihren Zähnen zu bestehen. Er spürte, wie die Knochen unter der dünnen Haut seiner Nase brachen und das Blut wie ein großer, feuchter Kuss herausquoll.
    »Ha!«, krähte sie. »KNIRSCH!«
    Noch während er zurücktaumelte und sein eigenes Blut auf die Erde tropfte, musste er lächeln. Ihr Grinsen war nach wie vor strahlend, selbst während sein Blut ihr Gesicht wie eine punktierte Maske überzog.
    Sie sahen immer so aus, unmittelbar bevor es anfing zu brennen.
    Ihr Grinsen verwandelte sich in wütende Verwirrung, dann in richtige Wut und dann wieder in einen Schock, während sein Lächeln immer breiter zu