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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Seite herunter. Erst als er so nahe bei dem Affen war, dass er ihn hätte anspucken können, betrachtete ihn die Kreatur mit so etwas wie Misstrauen.
    »Sieh mich nicht so an«, knurrte er. »Das ist das Gesetz der Natur. Du baumelst da herum wie ein Appetithappen an einem Strick. Ich schlage dir deinen hässlichen, kleinen Schädel auf und schlürfe dann dein köstliches Affenhirn vom Boden.«
    Das Tier sah ihn an und lächelte fast wie ein Mensch.
    »Also wirklich, ist das nicht ein klein wenig verwerflich?« Es hatte eine wohltönende Baritonstimme.
    Lenk hielt inne. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Ist dir nicht bewusst, wie nah sich die Familien der Tiere und Menschen stehen?« Der Affe hielt seine kleinen Pfoten hoch. »Betrachte nur unsere Hände. Die Ähnlichkeit ist doch vielsagend, oder nicht? Dieselbe flüchtige, unbedeutende, belanglose Lebensspanne ...«
    »Wir stehen uns nicht nahe, du kleine Kotschleuder! Die Menschheit wurde von den Göttern erschaffen.«
    »Das macht dein Argument bezüglich des Naturgesetzes irgendwie hinfällig, oder? Also, Götter oder Natur?« Der Affe wackelte mit einem Finger. »Was jetzt?«
    »Das habe ich nicht gemeint, das weißt du genau!«, fauchte Lenk und drohte dem Affen mit einem Finger. »Hör zu, leg dich nicht mit mir an. Affen sollen nicht streiten. Das ist ein Gesetz.«
    »Wo steht das denn?«
    »Keine Ahnung, irgendwo.«
    »Woher kommt eigentlich das Verlangen, sich von Gesetzen fesseln zu lassen, Lenk? Warum hat die Menschheit sie geschaffen? War die Last der Freiheit wirklich so unerträglich?«
    »Und wenn Affen nicht streiten dürfen«, knurrte Lenk, »dann sollten sie erst recht keine philosophischen Fragen stellen.«
    »Die Wahrheit ist«, fuhr der Affe ungerührt fort, »dass Freiheit tatsächlich zu viele Bedeutungen hat. Freiheit ist pervers, nebulös; wofür der eine sie hält, dem widerspricht ein anderer. Es ist unmöglich zu leben, wenn niemand sich darauf verständigen kann, was Leben eigentlich bedeutet.«
    »Halt’s Maul!«
    »Aus diesem Grunde hat die Menschheit Gesetze geschaffen. Oder, wenn du das lieber glauben möchtest, sie wurden ihnen von den Göttern gegeben. Selbstverständlich nicht im Interesse irgendeiner göttlichen Schöpfung, sondern nur aus dem Grund, den Gedanken des Lebens weniger unerträglich zu machen, damit die Gedanken von Freiheit die Menschen nicht vor Furcht lähmten.«
    »Halt die Klappe!«, brüllte Lenk und hielt sich den Kopf.
    »Wir wissen beide, warum du mir das Maul verbieten willst. Du hast diese Theorie der Freiheit bereits in realiter gesehen, stimmt’s? Wenn ein Mensch frei ist, ich meine wirklich frei, kann man sich nicht darauf verlassen, dass er das Richtige tut. Als du das letzte Mal jemanden gesehen hast, der wirklich frei war ...«
    »Ich sagte...« Lenk hob sein Schwert vom Boden auf. »Halt’s Maul!«
    »... hat er eine gigantische Seeschlange angegriffen und sie so sehr provoziert, dass sie euer Boot versenkt, alle an Bord umgebracht und dich allein übrig gelassen hat.«
    »Halt dein Maul!«
    Lenk schlug zu, traf jedoch nur Luft. Das metallische Singen seiner Waffe wurde von dem krächzenden Gelächter der Kreaturen über ihm übertönt. Er hob den Blick und strich mit dem Schwert vorsichtig über die Zweige, auf der Suche nach seinem versteckten Widersacher.
    Vor und zurück, hin und her ...
    »Es spricht für einen ausgesprochen miesen Charakter, eine Meinungsverschiedenheit in dem Moment zu beenden, in dem jemand ein Gegenargument präsentiert«, schnarrte Lenk. »Hast wohl Angst, diesen Disput fortzusetzen?« Er schrie und griff einen niedrig hängenden Ast an, dessen Blätter sanft zu Boden schwebten. »Du bist dir wohl zu fein, herunterzukommen und mit mir zu kämpfen, hab ich recht?«
    »Also wirklich«, fragte eine Stimme aus dem Baum, warum versuchst du eigentlich alles mit Gewalt zu lösen, Lenk? Das funktioniert nie. «
    »Immerhin bringt es die Leute dazu, die Klappe zu halten«, antwortete Lenk und trat sicherheitshalber ein paar Schritte zurück.
    »Und das ist nicht schlecht. Immerhin redet Gariath nicht mehr, stimmt’s? Andererseits reden auch Denaos, Draedaeleon und Asper nicht mehr ... und Kataria  ...«
    »Wage es nicht, über sie zu sprechen! Oder über sie!«
    Plötzlich stieß sein Rücken gegen etwas Hartes, Unnachgiebiges; er spürte, wie etwas Langes, Dunkles nach seinem Hals griff. Er wirbelte herum und hob sein Schwert zwischen sich und dem Dämon, der ihn mit

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