Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
Vom Netzwerk:
eine Person.« Er rieb sich die Augen. »Ganz ruhig. In der Nacht ist alles ein bisschen undeutlich. Am Morgen wird alles klarer sein.«
    »Das wird es.«
    Dreh dich nicht um.
    Aber er kannte die Stimme.
    Es war ihre Stimme. Nicht die Stimme eines Affen. Und auch nicht die Stimme eines Baumes. Und es war keine Stimme in seinem Kopf. Es war ihre Stimme. Sie fühlte sich kühl und sanft auf seiner Haut an, wie ein paar Wassertropfen, die man ihm auf die Stirn geträufelt hatte.
    Und er wollte einfach mehr davon haben.
    Als er sich umdrehte, fiel ihm als Erstes ihr Lächeln auf. »Wir haben noch nie zusammen einen Sonnenaufgang betrachtet, stimmt’s?«, fragte Kataria und strich eine Locke
ihres Haares hinter ihr langes, spitzes Ohr. »Es ist immer eine andere Tageszeit: ein brennender Nachmittag, ein kalter Abend oder eine lange Nacht. Wir setzen uns einfach nie im richtigen Moment hin, dann, wenn normale Leute aufstehen.«
    »Wir sind keine normalen Leute«, antwortete er abgelenkt.
    Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren, weil sie Schritt um Schritt näher kam. Das Mondlicht tauchte sie in flüssige Seide, schmiegte sich um jede Linie ihres Körpers, die ihr kurzes grünes Wams frei ließ. Ihr Körper wirkte wie ein Tableau aus Schatten und Silber. Er spürte, wie sich seine Augen in ihren Höhlen drehten, als seine Blicke über jeden Muskel glitten, der sich unter ihrer Haut abzeichnete, wie er jede Mulde, jede Kontur ihrer Figur mit den Augen nachzog.
    Sein Blick folgte der Linie, die über ihren Bauch hinablief, und glitt zu dem flachen Oval ihres Nabels. Dort verharrte er und betrachtete die durchsichtigen Härchen, die auf ihrer Haut schimmerten. Es war eine ziemlich schwüle Nacht.
    Und doch befand sich kein einziger Schweißtropfen auf ihrer Haut.
    Als er sich von seinen Gedanken losreißen konnte, stand sie dicht vor ihm, presste sich fast an ihn.
    »Das sind wir nicht«, bestätigte sie leise. »Aber das bedeutet nicht, dass wir keinen Morgen genießen dürfen, stimmt’s? Verdienen wir es denn nicht, die Sonne aufgehen zu sehen?«
    Sein Atem, der kurz zuvor noch abgestanden und fiebrig geschmeckt hatte, sog jetzt ihren Duft ein, kühl und sanft, während er tief einatmete. Sie roch angenehm, nach Blättern auf Flüssen und Wind über dem Meer. Seine Lider zuckten im Takt mit seinen Nasenflügeln, als würde etwas in ihm verzweifelt versuchen, die Kontrolle über seinen Kopf zu erlangen und sein Gesicht von ihr abzuwenden.
    »Das klingt gar nicht nach dir.« Sein Flüstern hallte donnernd von ihrem Gesicht zurück. »Nicht nach dem, was du auf dem Boot gesagt hast.«
    »Ich bedaure diese Worte«, antwortete sie.
    »Du bedauerst nie etwas.«
    »Dann stell dir nur meine Probleme vor«, sagte sie. »Ich bin genauso wie du. Klein, schwach und aus demselben degenerierten Fleisch. Ich teile deine Furcht, ich teile dein Entsetzen ...«
    »Das bist nicht du!«, stieß Lenk hervor, flüsternd und hitzig. »Das da bist nicht du.«
    »Und du«, sie ignorierte ihn, als sie den Saum ihres Hemdes packte und strahlend lächelte, »teilst mein Fleisch.«
    Seine Verwirrung ging in ihrem keckernden Gelächter unter, während er auf ihre Hände starrte, die ihr kurzes Wams über ihren Kopf zogen, es achtlos zur Seite warfen und den schlanken Körper darunter entblößten. Seine Augen blinzelten unwillkürlich heftig, und mit jedem Schlag seiner Augenlider veränderte sie sich vor ihm. Ihre Brüste zuckten und wanden sich drei Lidschläge lang unter seinem Blick.
    Nach dem vierten Lidschlag blinzelten sie ihn an.
    Aale, vielleicht? Schlangen? Er konnte noch einen Lidschlag lang über ihre Natur spekulieren, bevor sie von ihrer Brust sprangen und ihre Kiefer in stummen, keuchenden Schreien aufrissen, die sie zwischen winzigen gezackten Zähnen ausstießen. Sein eigener Schrei, das spürte er, war nur ein fieberndes Ringen um Atemluft, und zwar durch das Loch, das sie mit ihren schraubstockartigen Kiefern in seine Kehle rissen.
    Seine Hände waren wie Eisen; ihre Körper waren wie Wasser. Er schlug, krallte, riss an ihnen. Sie kauten, zerfetzten, rissen an seinem Fleisch, ignorierten seine Verzweiflung. Er spürte, wie das Blut aus seinem Gesicht rann und sich mit seinem Schweiß zu dicken, öligen Tränen vermischte. Schließlich brach er unter der Wucht ihrer Zähne und ihres kreischenden Gelächters zusammen, rollte sich ein wie ein verängstigtes, quiekendes Ferkel. Er zitterte trotz seiner Anspannung, erwartete, dass die

Weitere Kostenlose Bücher