Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
Klauen ihrer beiden Hände, während sie die Nacht absuchte.
Plötzlich fiel ihr Blick auf Lenks Versteck. Ihm gefror das
Blut in den Adern, gefror unter diesem Blick und aus Angst vor dem plötzlichen Anblick roter Flecken auf der Brust und den Klauen der Kreatur.
Aber sie gab nicht zu erkennen, ob sie Lenk gesehen hatte. Stattdessen wandte sie ihren Kopf wieder in Richtung des Gebüschs und krächzte etwas mit einer rauen, harten Stimme.
»Sa-klea. Na-ah man-eh heah.«
Erneut raschelten die Blätter, als eine zweite Kreatur, die beinahe genauso aussah wie die erste, auf die Lichtung trat. Sie sah sich um und kratzte sich an ihrem schuppigen Bart.
»Dasso. Noh man-eh.« Sie schüttelte den Kopf und seufzte. »Kai-ja.« Sie hob zwei Finger und presste sie an die Seite ihres Kopfes, als wollte sie Ohren andeuten, während sie gleichzeitig die Zähne fletschte. »Lah shict-wa noh samaila. «
Seine Augen leuchteten bei diesem Wort auf, das mit einem Zorn gesprochen wurde, mit dem er es selbst mehr als einmal hervorgestoßen hatte.
Shict, dachte er. Sie haben »Shict« gesagt. Haben sie sie gefunden?
Er sah die roten Flecken auf der Brust der Kreaturen. Lenks Herz schien sich in einen Eisklumpen zu verwandeln.
Diese Kälte hielt genau so lange an, wie es dauerte, sein Schwert zu packen und seine Muskeln anzuspannen. Sein Hirn kochte vor Wut, und dieser fiebernde Zorn übernahm die Kontrolle über seinen Verstand, als er seine Waffe umklammerte. Er wollte aufstehen, aber den Schmerz in seinem Schenkel konnte selbst seine Wut nicht überdecken. Er sank auf ein Knie und unterdrückte einen gequälten Schrei.
»Was sollte das denn werden?«, fauchte die Stimme.
»Sie haben sie getötet... sie haben sie getötet«, stieß er zwischen den Zähnen hervor.
»Sie ist tot.«
»Sie haben sie getötet ...«
»Ist das wichtig? Dass sie tot ist, meine ich? Oder ist es wichtig, dass sie sterben müssen?«
»Ka-a, ka-a«, seufzte eine der schuppigen Kreaturen, als
sie sich neben den Bach kniete, mit der hohlen Hand Wasser schöpfte und es trank. »Utuu ah-ka, ja?«
»Ka-a«, stimmte die andere Kreatur offenbar zu. Sie schwang ihren Speer.
»Was willst du damit sagen?«, murmelte Lenk.
»Sie ist tot. Da sind wir uns einig. Und jetzt gierst du nach Vergeltung. «
»Du willst mich aufhalten?«
»Ich will dich nur daran hindern, in den sicheren Tod zu rennen. Vergeltung an sich ist etwas sehr Edles.«
»Vergeltung ist rein«, stimmte Lenk der Stimme zu.
»Ka-a«, wiederholte die erste Kreatur und stand auf. »Utuu ah. Tuwa uut fu-uh mah Togu.«
»Maat?« Die zweite Kreatur schien einen Moment beleidigt zu sein, bevor sie schließlich seufzte. »Kai-ja. Poyok.«
Die erste nickte mit ihrem schuppenbärtigen Kopf und drehte sich auf einem großen, flachen Fuß herum. Dann verschwand sie wieder im Unterholz, aus dem sie herausgekommen war wie eine Schlange, die ins Wasser gleitet. Ihr Gefährte machte Anstalten, ihr zu folgen, nahm sich jedoch die Zeit, einen Blick aus bernsteinfarbenen Augen über die Schulter zu werfen. Die Kreatur richtete ihn einen Moment auf Lenks Felsbrocken, bevor sie ebenfalls im Unterholz verschwand.
»Vergeltung ...«, begann die Stimme.
»... erfordert Geduld«, beendete Lenk den Satz.
Dann kauerte er sich an den Felsen, riss eine Wurzel aus dem Boden neben sich und kaute langsam darauf herum; sowohl zum Gedächtnis an Kataria als auch, weil er Hunger hatte. Heute Nacht würde er ausruhen und sich erholen. Morgen würde er sich auf die Suche machen.
Er würde nach Sebast suchen. Nach seinen Gefährten. Und wenn er keinen von ihnen fand, würde er nach Leichen suchen.
Wenn diese Echsenwesen nichts übrig gelassen hatten, würde er nach ihnen suchen.
Er würde sie finden. Er würde ihnen Fragen stellen.
Und sie würden es ihm erzählen. In dem Punkt war Lenk zu allem entschlossen, und wenn sie dafür alle Händchen halten und gemeinsam in Seen aus Feuer hüpfen mussten.
Vernünftige Menschen besaßen Eigenschaften, die sie zu dem machten, was sie waren. Ein vernünftiger Mann war zum Beispiel jemand, der trotz Zweifel glaubte, der Logik über Glauben setzte und Ehrgefühl über Logik. Dadurch war ein vernünftiger Mann auf alle Herausforderungen vorbereitet, setzte Stärke über Schwäche, Vernunft über Stärke und Persönlichkeit über Vernunft.
Vorausgesetzt, er besaß all diese drei Eigenschaften.
Denaos betrachtete sich gern als einen vernünftigen Mann.
Nur beim letzten Punkt
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